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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)


 Das rothe Kreuz.
Und wieder geht ein großes Sterben
Von Volk zu Volk und bitt’re Noth;
Auf Feuerrossen jagt Verderben,
Auf fahlem Roß der bleiche Tod.
Wie Blätter bei der Stürme Tosen
Wehn Menschenleben in den Staub;
Kein Sarg, geschmückt mit Kreuz und Rosen,
Verbirgt des Todes schnellen Raub.
Von Bretterwänden ungeschieden
Das Irdische zur Erde geht;
Für Hundert eines Grabes Frieden
Doch eine Thräne, ein Gebet.
Und wie der Schlachten Donnerwolke
Auch durch die Blutgefilde tost –
Es neigt zum blitzgetroff’nen Volke
Erbarmen sich und milder Trost.
Hoch über aller Völker Fahnen
Schwingt sein Panier der Menschheit Bund.
Es winkt in schön’rer Zukunft Bahnen
Das rothe Kreuz auf weißem Grund.

Zu Helden spricht das Kreuz von Eisen,
Das auf dem Grab der Väter steht.
Das Volk wird ihre Thaten preisen,
So lang’ es selbst um Siege fleht;
Solang’ die Zeiten groß und stählern
Und stolz sich ein Geschlecht erhebt,
Das aus den alten Heldenmälern
Zu neuem Kampf die Schwerter gräbt.
Das Eisenkreuz der neuen Sparter
Flammt in des Ruhmes Sonnenschein;
Ein andres Kreuz, das Kreuz der Marter,
In tiefem Schatten steht’s allein;
Es hat die ew’ge Dornenkrone
Des Schmerzes Heiligthum geweiht;
Doch einen Kranz von süßem Mohne
Hängt drüber die Barmherzigkeit.
Hoch über aller Völker Fahnen
Schwingt sein Panier der Menschheit Bund.
Es winkt in schön’rer Zukunft Bahnen
Das rothe Kreuz auf weißem Grund.

Die Sterne stehn wie Grabeskerzen
Kalt an des Himmels offner Gruft,
Wenn laut der Schrei hülfloser Schmerzen
Vom blut’gen Feld der Schlachten ruft.
Das Abendroth hat freud’gen Schimmer
Und gold’nes Lächeln schmückt die Flur
Und süße Zauber webt wie immer
Die unerbittliche Natur.
Du aber pflege schwere Wunden
Und spende Trost zu jeder Zeit,
Und üb’ in schönen Weihestunden
Den reinen Dienst der Menschlichkeit,
Und trock’ne der Verwaisten Zähren,
Und lind’re der Verlass’nen Noth,
Und jeden Schmerz mögst du verklären,
Der Liebe heilig Aufgebot !
Hoch über aller Völker Fahnen
Schwingt sein Panier der Menschheit Bund.
Es winkt in schön’rer Zukunft Bahnen
Das rothe Kreuz auf weißem Grund.

Herbei, ihr Ritter des Johannes,
Ihr Jünger, die das Kreuz nicht schmückt.
Es schändet nie den Stolz des Mannes,
Wenn er zum Opferdienst sich bückt.
Herbei, ihr holden Pflegerinnen
Mit sanftem Aug’ und thät’ger Hand!
Hier gilt’s nicht Herzen zu gewinnen,
Nur Balsam für der Wunden Brand.
Und eine Last wird das Behagen,
Der Athemzug so froh und leicht,
Wenn von der Brüder schweren Tagen
Die Kunde unser Ohr erreicht.
O mögt ihr lindern, opfern, spenden,
Mit Herz und Hand, mit Hab’ und Gut!
O lernt für’s Vaterland verschwenden
Ihr habt ja Thränen nur für Blut!
Hoch über aller Völker Fahnen
Schwingt sein Panier der Menschheit Bund.
Es winkt in schön’rer Zukunft Bahnen
Das rothe Kreuz auf weißem Grund.
 Rudolf Gottschall.




Ein Abendsegen. „Nach dem großen Kampf und Triumph von Sedan,“ schreibt uns ein thüringischer Officier, „trat das vierte Armeecorps seinen Marsch nach Paris wieder an und kam zur ersten Nachtruhe in Angecourt. Unser Bataillon vom thüringischen Infanterieregiment Nr. 96 schlug sein Quartier in der Kirche auf. Die Mannschaft lagerte im Schiffe, wir Officiere in der Sacristei. Die todtmüden Krieger streckten sich zum Schlummer aus, schon als die Abenddämmerung die hohen Kirchenfenster umschleierte. Nur einzelnes Flüstern belebte noch hier und da den heiligen Raum. Die Weihe der Dämmerung ergriff die Herzen und lenkte die Sehnsucht zu den Lieben und zur Heimath. Und doch verscheuchte die Erinnerung an den blutigen Sieg, die Wehmuth über die gefallenen und verwundeten Cameraden und wieder das stolze Bewußtsein, zum Heil und Ruhm des Vaterlandes mitgefochten zu haben, uns den Schlaf aus den Augen, wir Alle hatten das Gefühl, daß uns noch etwas zum Schluß des Tages fehle.

Da erklang in die Stille der Dämmerung erst leise, dann immer kräftiger anschwellend auf der Orgel die Melodie des Liedes ‚Nun danket Alle Gott!‘ Wie aus einer Brust stimmten Alle, Officiere und Soldaten, in den heiligen Gesang ein. Und als das Spiel zu Ende war, trat der Orgelspieler hervor und hielt uns eine kurze, aber zu Herzen gehende Ansprache, die er mit einem Hoch auf das große einige Vaterland schloß. Und abermals zur Orgel sich wendend, stimmte er zum Schluß das alte protestantische Lied an: ‚Ein’ feste Burg ist unser Gott!‘ Allen, Allen war nun wohl im Gemüth, Alle dankten dem braven Sänger und Redner. Und wer war er? Ein thüringischer Schullehrer, der als Gemeiner in der elften Compagnie steht. Ihm dankte ein ganzes Bataillon diesen herrlichen Abendsegen.“




Berichtigung. In der Quittung der Nr. 35 Zeile 3 von oben soll es heißen: Extragabe des Dr. Rasch in London, bei Gelegenheit des ersten deutschen Sieges (nicht gesammelt von Dr. Rasch).



Kleiner Briefkasten.

B. in Eßlingen. Die drei Portraitbilder von Camphausen: der König, Prinz Friedrich Karl und der Kronprinz, welche so allgemeinen Beifall gefunden, können leider nicht apart, am allerwenigsten aber zur Nachbildung freigegeben werden. Wünschen Sie und Ihre dortigen Freunde Separatabdrücke, so können diese nach Vereinbarung wohl geschafft werden – vorläufig aber, wo noch an einem Wiederabdruck des letzten Quartals gearbeitet wird, ist dies unmöglich.




Für die Verwundeten und die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute

gingen wiederum ein: A. H. in Leutersdorf 2 Thlr.; Oppenheimer in Coesfeld 1 Thlr.; von d. S. d. B. 3 Thlr. 31/3 Ngr.; Carl Lins in Cassel, Ertrag einer 2½ Ngr.-Lotterie 10 Thlr. 5½ Ngr.; Schachspieler im Café Felsche 2 Thlr.; von zwei Freundinnen aus Lindau 2 Thlr.; zehnte Sammlung des Personals von Schelter und Giesecke 23 Thlr. 22 Ngr.; siebente Wochensammlung der Klinkhardt’schen Druckerei 7 Thlr. 8 Ngr.; neunte Wochensammlung der Drugulin’schen Druckerei 2 Thlr. 12½ Ngr.; zweiter Beitrag der Deutschen in Bari (Italien) 48 Thlr.; Septemberbeitrag der Str. Exped. Vl. Bhd. Nl. Bch. 1 Thlr. 20 Ngr.; Ertrag einer Sammlung von den Schülerinnen des Steyber’schen Instituts: Sophie und Jenny Byk, Anna Letz, Clara und Helene Oehme, Louise Rosenblatt und Gisela Wittner veranstalteten Lotterie 40 Thlr. 5½ Ngr.; von August Lange, fürstl. Ingenieur in Belgrad 10 Thlr.; ein deutsch-russisches Ehepaar 10 Thlr.; zweite Sendung des Vereins in der Maddoxstreet in London durch A. W. Dornburg 102 Thlr. 7 Ngr.; Reinertrag des durch d. Lehrer J. Zeitz in Camburg veranstalteten Kirchenconcerts 61 Thlr. 20 Ngr.

Höchstes Gebot auf die Gabe der Silberbraut (siehe Quittung Nr. 36, den Schmuck der Frau Henriette Heinze in Amsterdam) von verschiedenen ungenannten Freunden in Amsterdam 100 Thlr.


Aus Oesterreich an weiteren reichen Gaben: vom Pfarrer Mich. Olert in Mühlbach 36 fl. u. vom Gymnasiallehrer Fr. Fronius daselbst 30 fl., zusammen 36 Thlr.; eine deutsche Frau in Borbereck (Siebenbürgen) für Deutschlands Heldensöhne 10 fl.; gesammelt in der sächsischen Gemeinde Bogeschdorf bei Mediasch, vom Ortspfarrer Fabini 10 fl.; von einem Theile der Studenten zu Bistritz 10 fl.; S–r in Bösing bei Preßburg 10 fl; Reinertrag eines Concerts des Musikvereins in Kronstadt 37 fl; im Freundeskreise von Süd- und Norddeutschen, sowie deutsch-österreichischen Sinnesgenossen, gesammelt durch Ch. Fiedler in Teplitz 132 fl.; von deutschen Zechern der Locomotivfabrik in Wiener-Neustadt 11 fl.; aus Schmichow von einem deutschen Mädchen 3 fl, und von ebendaselbst von E. A. aus Sachsen 5 fl.; Verein Brudergruß in Roßbach 20 fl.; vom Schützencorps in Asch, nachträglich 2 fl; von einigen Malern in Pest durch W. Diller 74 fl.; von D. Renner in Chraustowitz 5 fl., von G. Tromm daselbst 2 fl. nebst einem Sacke Leinenzeug; Jacob in Prag 2 fl. 26 kr., Dubiner daselbst 1 fl. u. A. Welschke 1 fl. 74 kr., zusammen 5 fl.; Elsa B. in Brünn 5 fl; Gesellschaftsverein Saxonia in Wien, zweiter Beitrag 18 fl.; einer braven Agnes im Voigtlande von Bertha in Hermannstadt 5 fl.; gesammelt in einem kleinen Beamtenkreise von Hermannstadt 75 fl.; aus Hermannstadt in Siebenbürgen und zwar von: Zuckerbäcker Sadler 1 Ducaten, Daniel Melzer’schen Ehepaar 2 Stück österr. Kronenthaler, aus der Sparbüchse von 3 Mädchen 5 Silbergulden, Fleischhauer Andreas Conrad 5 fl. österr. W., Joseph Henrich 2 fl. österr. W., Scharffenbach 1 Napoleond’or, Caroline Pikeli 1 Silbergulden, Kaufmann Mofert 2 Silbergulden, Tuchmacher Karl Scherer 5 fl. österr. W. und Wilhelmine von Vaida 1 Vereinsthaler; eine große Sammlung, veranstaltet durch den Gymnasialdirector Gust. Arz in Mühlbach (Siebenbürgen) 263 fl., 20 Frcs., 2 Ducaten, 2 Thlr. Silber, 5 Frcs., 5 fl. poln., 1 fl. C. M.

Die Redaction.

Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 708. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_708.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)