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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

In der Villa Mac Mahon’s.


C’est la guerre!“ – „So geht’s im Kriege zu!“ Das wird Ihr Ausspruch sein, Verehrtester“ – schreibt uns Herr Fr. Wilh. Heine, unser Feldmaler vor Paris – „wenn Sie das beigegebene Bildchen ansehen. Es ist volle Wahrheit, was ich Ihnen hier dargestellt habe, Landschaft und Staffage, und das, was Sie hier herumliegen und von unseren Soldaten in Nutznießung genommen sehen, ist so ziemlich Alles, was von der Villa, die man von verschiedenen Seiten als Eigenthum Mac Mahon’s bezeichnet, im Parke von Montfermeil bei Paris noch übrig geblieben ist.

Artilleristen-Frühstück vor Paris.
Nach der Natur aufgenommen von unserem Feldmaler F. W. Heine.

Alle Beschreibung und Zeichnung ist nicht im Stande, Ihnen einen Begriff von der Zerstörung zu geben, auf die wir fast mit jedem Schritte rings um Paris stoßen. Im Courtry zum Beispiel, von wo mein letzter Brief an Sie abging und wo wir – d. h. unser sächsisches Jägerbataillon – gerade eine Woche lagen, hat das Bataillon sich an die schöne Arbeit gemacht, das ganze Dorf zu säubern und in etwas wohnlichen Stand zu setzen. Von Hof und Hausflur gar nicht zu reden, fanden wir das Innere der Häuser durchweg in dem schauderhaftesten Zustande. Da waren alle Schränke, Commoden, Koffer aufgerissen, der Inhalt lag zerstampft umher, alles nicht Niet- und Nagelfeste von Wand, Fenster und Decke losgebrochen, die kostbarsten Spiegel, Bilder, Sculpturen und oft sogar alle Fensterscheiben entzwei geschlagen – ja, an einigen Orten traf ich sogar die Polster und Betten aufgeschnitten, prachtvolle Uhren zertrümmert, die werthvollsten Bücher zerrissen, zertreten oder halb verbrannt – und dies Alles, weil die ergrimmten Soldaten die Eßwaaren, den Wein, die Zigarren nicht finden konnten, die sie in solchen stattlichen Räumen erwartet hatten. Denn leider ist es Thatsache, daß hier und da auch deutsche Truppen sich zu solchem wilden Treiben verleiten ließen, wenn ihrem Hunger, Durst und Ruhebedürfniß durch die Flucht der Bewohner dieser Ortschaften jede Befriedigung entzogen war. Mit Gewehrkolben, Handbeil und Spaten begann dann ihre Eröffnung und Durchforschung aller Räume der Häuser, Sommerpaläste,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 765. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_765.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)