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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874)

Die Augsburger Leineweber.


Wenn man in der altehrwürdigen Stadt Augsburg die lange von der hochliegenden Sanct Ulrichskirche nordwärts zum Dome führende Prachtstraße herunter geht, so erblickt man gleich hinter dem schönen Herculesbrunnen zur linken Hand neben dem jetzigen Gasthofe zu den „Drei Mohren“ die lang hingestreckte

Das Fuggerhaus auf dem Weinmarkte in Augsburg.
Aufgenommen zur Zeit der Huldigung der Bürgerschaft vor Gustav Adolph.
Nach einem alten Kupferstich des Augsburger Archivs.

Façade eines Gebäudes von colossaler Ausdehnung. Die Außenwände desselben sind mit neueren, der Geschichte der Stadt entnommenen Fresken bedeckt, die, wenn sie auch, was Stilisirung und künstlerische Anordnung anbelangt, mit den in Augsburg in seltenem Reichthume erhalten gebliebenen Hausfresken aus der Renaissanceperiode keinen Vergleich aushalten können, doch von einem edeln Streben und einem tüchtigen Studium Zeugniß geben. Es ist der Palast der Fugger. Noch sieht man deutlich, daß das Gebäude aus zwei früher selbstständigen Häusern zusammengesetzt ist; ehedem bildete der ganze Häusertractus bis hinauf zum Katharinengäßchen ein zusammenhängendes, unter dem Gesammtnamen „die Fuggerhäuser auf dem Weinmarkte“ bekanntes und im Besitze der berühmten Familie befindliches Ganzes, von dem sich dann später, etwa von der zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts an, als die Geldmacht und damit der Glanz der Fugger in Niedergang gerieth, ein Theil nach dem andern ablöste und in fremde Hände überging, bis schließlich nur noch der Theil im Besitze der Familie blieb, den man heutzutage mit dem Namen „Fuggerhaus“ zu bezeichnen gewohnt ist. Auf einem alten Kupferstiche von 1634, welcher die Huldigung der Augsburger Bürgerschaft vor dem Schwedenkönige zum Gegenstand hat, sehen wir noch deutlich den einstigen Umfang des Fuggerpalastes; zu ihm gehörte damals noch namentlich der allen Reisenden wohlbekannte Gasthof zu den „Drei Mohren“. Damals bedeckte auch noch reicher architektonischer Zierrath in

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874). Leipzig: Ernst Keil, 1874, Seite 591. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1874)_591.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)