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Verschiedene: Die Gartenlaube (1877)

Der Pionier des Volksrechts.

Seit einer Reihe von Jahren stand er mit der Weise seines Auffassens und Urtheils in ausgesprochenem Gegensatze zu den Ansichten und Bestrebungen, welche die Mehrheit seiner Nation bewegten. Fehlte es seinem Lebensabend auch nicht an dem erwärmenden Lichte treuester Verwandten- und Freundesliebe, so war doch seine Stellung als Politiker immer mehr eine vereinsamte geworden inmitten großer geschichtlicher Processe und Umwandlungen, die nicht nach seinem Sinne sich vollzogen und zu denen er kein anderes Verhältniß finden konnte, als das der Verwerfung und des Widerspruches.

Johann Jacoby.
Orginalzeichnung von Adolf Neumann.

Unter diesen Umständen war es natürlich, daß die Stimme des altbewährten Volksmannes ihren früher so machtvollen Einfluß verlor und allmählich eine kühle Entfremdung Platz griff zwischen ihm und der Macht einer veränderten Zeitströmung. So stand es länger als ein Jahrzehnt hindurch bis zu seinem Ende, und erst sein Tod rief das Bewußtsein tiefer liegender Beziehungen von Neuem in den Ueberlebenden wach. Als die Nachricht kam, daß sein Auge für immer sich geschlossen, da zeigte sich doch ein stilles Neigen der Häupter und eine Regung ernster Ergriffenheit in allen politischen Kreisen. Aller Orten haben die hervorragenden Organe der Presse mit unzweideutiger Anerkennung seinen Namen gefeiert, und viele Tausende aus der Nähe und Ferne folgten in feierlichem Zuge dem lorbeergeschmückten Sarge, als man ihn am 11. März dieses Jahres durch die Straßen seiner Vaterstadt Königsberg zur letzten Ruhestätte führte. Wo in Deutschland während dieser zweiten Märzwoche denkende Menschen bei einander waren, da ist auch unzweifelhaft der Name Jacoby mit Ausdrücken der Ehrfurcht und Dankbarkeit genannt worden. Es sind das die Gefühle, mit denen der bewußte Theil der Nation auf das frische Grab des Mannes blickt.

Die Ehrfurcht gilt der Persönlichkeit und dem ganzen Leben des Mannes, der Dank dem unsterblichen Verdienst, das er einst

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1877). Leipzig: Ernst Keil, 1877, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1877)_209.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)