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verschiedene: Die Gartenlaube (1885)

Steine gehoben, die, wie wir dies früher mitgetheilt haben (vergl. Nr. 14 Jahrgang 1884), von den Gletschern Europas während der Eiszeit in jene südlichen Regionen getragen wurden.

Auch unfreiwillige lebende Passagiere hat man von Zeit zu Zeit auf den Eisbergen gesehen, Eisbären, denen die langsame Fahrt in den polaren Gewässern anfangs ein besonderes Vergnügen bereiten mag, bis sie freilich zu spät bemerken, daß der Zug nach Süden für sie nicht paßt und die Reise zu gebildeteren Menschen ihnen Verderben bringt.

Das südliche Polarmeer ist an Eisbergen viel reicher, als das nördliche, wie überhaupt die südliche Halbkugel in ihren höheren Breitegraden eine besonders starke Gletscherformation aufweist. In Südamerika steigen ja bekanntlich die Gletscher der Anden bis an den Meeresspiegel hinab, und ihre von dichten Waldungen umrahmten Ufer bieten einen eigenartigen Kontrast zwischen dem Reich des Lebens und dem des Todes. Leben doch dort Kolibri und Papageien in ausgesprochenen Gletscherlandschaften. – i.     


Traumverloren. (Mit Illustration S. 341.) Was heißt träumen? Ein unlösliches Räthsel ist der Traum im Schlaf, eine geheimnißvolle Erscheinung, in welcher die große Menge seit jeher Aeußerungen übernatürlicher Mächte wahrzunehmen glaubte. Wie oft soll schon der Traum den Augen der Sterblichen den dunkeln Schoß der Zukunft enthüllt haben! Im alten Griechenland gingen Kranke in den Tempel des Asklepios, um dort während des Schlafes durch einen von der Gottheit eingegebenen Traum ein Mittel gegen ihre Krankheit geoffenbart zu erhalten, und es giebt auch moderne Philosophen, welche empfehlen, die vergänglichen Traumbilder als Mittel zum Erkennen verborgener oder beginnender Krankheiten zu verwerthen. Aber trotz alledem kann man bekanntlich auf Träume nicht bauen, sie täuschen und narren uns.

Dasselbe, was man den unzuverlässigen Kindern des Morpheus nachsagen muß, gilt auch von den Träumen, in die bei offenen Augen das „süße Nichtsthun“ und der „holde Müßiggang“ uns so leicht einwiegen. Träumen, anstatt zu denken und zu schaffen, heißt dem Herrgott den Tag stehlen, und das ist allemal gefährlich, selbst wenn man eine Schönheit ist, wie die Traumverlorne auf unserm Bilde.

Ein Sehnen nach Glanz und Glück und Liebe ist ja meist der Inhalt solcher Träume, und die Erfüllung aller Herzenswünsche, die sich im Leben vielleicht nie verwirklichen, vollzieht sich im Traum so leicht! Daß aber jedem Traume zunächst ein Erwachen folgt – hat es nicht schon Jeder an sich selbst erfahren? – th.     


Universal-Petroleum-Laterne. Die Zeit beginnt gerade, in der wir so gern das Zimmer meiden und tief in den Abend hinein im Freien verweilen. Da hat ein erfinderischer Kopf dafür gesorgt, uns besseres Licht für diese Zeit zu verschaffen, als das des unzuverlässigen Mondscheins oder der gewöhnlichen Petroleumlampe, die so leicht bei dem leisesten Windzuge erlischt. Die Metallwaaren- und Laternenfabrik Albert Hauptvogel in Dresden bringt als Saisonnovität eine Universal-Petroleum-Laterne auf den Markt, die mit einem sturmsicheren Brenner versehen ist, eine Leuchtstärke von drei Kerzen besitzt und ziemlich sparsam brennt, da ihr Petroleumkonsum in drei Stunden etwas über einen Pfennig kostet. Doch dies sind nicht die einzigen Vorzüge des neuen elegant ausgestatteten Artikels. Durch höchst einfachen Mechanismus kann diese Laterne zu den verschiedensten Zwecken verwandt werden, bald als Tischlampe, bald als Hängelampe dienen, oder die Stelle einer Wand- oder Handlaterne vertreten. Wer also Licht im Garten, auf der Veranda oder im Hausflur braucht, dem können wir diese neue Laterne empfehlen. – i.     


Heilanstalt für Trunksüchtige in Dänemark. Die Kuranstalt Heimdal bei Tönsberg, deren Wirksamkeit sich auf die Heilung von Trunksüchtigen erstreckt, hat vor Kurzem ihren Jahresbericht veröffentlicht. 67 Procent aller Kranken haben als geheilt, 25 Procent als gebessert entlassen werden können; 8 Procent waren unheilbar. Diese Zahlen beweisen deutlich den Nutzen derartiger Einrichtungen. Es wäre auch interessant, etwas über die Wirksamkeit ähnlicher deutscher Heilanstalten zu erfahren, und wir sind gern bereit, kurze Berichte über die Thätigkeit derselben, die Aufnahmebedingungen etc. entgegenzunehmen und an dieser Stelle zu veröffentlichen. – i.     


Auflösung des Bilder-Räthsels in Nr. 20: Hoffen und Harren macht Manchen zum Narren.


Kleiner Briefkasten.

(Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.)

B. G. in K. Das neueste geschichtliche Werk unseres Großen Generalstabes „Brandenburg-Preußen auf der Westküste von Afrika 1681 bis 1721“ ist im Verlage E. S. Mittler und Sohn in Berlin erschienen. Dasselbe beruht auf sehr ernsten archivalischen Forschungen und publicirt zum ersten Male die Erlebnisse des Großen Kurfürsten in Bezug auf die ersten brandenburgischen Kolonien an der Küste von Guinea und Arguin. Zahlreiche Karten und Abbildungen der einzelnen Forts sind dem Werke beigegeben.

G. M. Ein Mittel, das dauernd Abhilfe schaffen würde, ist uns leider nicht bekannt[.] Im Uebrigen verweisen wir Sie auf den Inseratentheil unseres Blattes.

E. in Insterburg, C. K. in Torgau, C. H. in Bremen, J. A. in Komotau, L. M. H., C. B. in Orenburg. Nicht geeignet.


5. Quittung. Für die Hinterbliebenen des Schaffners Claus und die anderen bei Hanau verunglückten Bahnbediensteten


[ Liste der Spender (Zeilen 1 bis 38) ist noch nicht übertragen. ]

Mexico 40; Schwester Mauer mit Onkel und Tante 10; Adolf Moschkowsky, Correspondent in Königsberg i. Pr. 3. Summe der 5. Quittung ℳ 1227 (enthält die vom 20. Januar bis zum Schluß der Sammlung eingegangenen Beiträge). Gesammtbetrag der 1. bis 5. Quittung ℳ 7802,86.

Wir schließen hiermit die Sammlung, deren Vertheilung wir gemäß den erbetenen Vorschlägen des Kgl. Eisenbahn-Betriebs-Amtes Frankfurt am Main-Sachsenhausen und unter gerechter Berücksichtigung der Verhältnisse und Lage der einzelnen von dem Unfalle Betroffenen bewirkt haben. Den mildthätigen Gebern aber, welche es ermöglicht haben, die Thränen der beiden Wittwen und der neune Waisen zu trocknen und den Leiden der verunglückten Bahnbeamten Linderung zu schaffen, sagen wir herzlichen Dank.

Leipzig, den 1. Mai 1885. Die Redaktion. 


Inhalt: Trudchens Heirath. Von W. Heimburg. S. 337. – Stelldichein. Illustration. S. 337. – Eine Verschwörung. Von Johannes Scherr (Fortsetzung). S. 342. – Das Paznaunerthal. Mit Illustrationen aus dem Skizzenbuche von Mathias Schmid. I. S. 345. Hierzu Illustrationen S. 345-348. – Unter der Ehrenpforte. Von Sophie Junghans (Schluß). S. 348. – Blätter und Blüthen: Zur Dynastie Naundorff. Von Rudolf von Gottschall. S. 351. – Eisberge. S. 351. Mit Illustration S. 349. – Traumverloren. S. 352. Mit Illustration S. 341. – Universal-Petroleum-Laterne. – Heilanstalt für Trunksüchtige in Dänemark. – Auflösung des Bilder-Räthsels in Nr. 20. – Kleiner Briefkasten. S. 352.


Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1885). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1885, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1885)_352.jpg&oldid=- (Version vom 27.3.2024)