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Verschiedene: Die Gartenlaube (1885)

diese Klippe ungefährdet hinweg. Von bedeutenderen neueren Unternehmungen sei die Neubearbeitung von Spruner’s historischem Handatlas durch Menke, Grundemann’s Missionsatlas und die periodischen Publikationen: „Das geographische Jahrbuch“ von Behm und „Die Bevölkerung der Erde“ von Behm und Prof. Wagner genannt. Hoffen wir, daß man in abermals hundert Jahren der gegenwärtigen Anstalt ebenso rühmend gedenken werde, wie wir der Vergangenheit. S.     


Ein Gedenktag der „Gartenlaube“. Vor gerade zwanzig Jahren erschien in Nr. 36 Jahrgang 1865 der „Gartenlaube“ eine kurze Erzählung „Die zwölf Apostel“, die mit großem Beifall von der deutschen Leserwelt aufgenommen wurde. Es war dies die erste Novelle der später als Romanschriftstellerin so berühmt gewordenen E. Marlitt.

Ernst Keil erkannte schon aus diesem ersten Werke der noch unbekannten Verfasserin ein Talent ersten Ranges, das Außergewöhnliches zu schaffen versprach und das er an seine im raschen Steigen begriffene „Gartenlaube“ zu fesseln beschloß. Sein Scharfblick täuschte ihn nicht, denn schon im nächsten Jahre erschien die „Goldelse“, jener tiefempfundene und von echter Poesie durchwehte Roman, welcher E. Marlitt nicht nur im Sturm die Herzen der deutschen Leser und Leserinnen eroberte, sondern ihren Ruhm sogar in fremde Länder und über das ferne Meer trug.

Seit jener Zeit ist E. Marlitt während der langen Spanne von zwanzig Jahren der „Gartenlaube“ treu geblieben und schmückte und bereicherte unser Blatt mit elf Romanen und Erzählungen, die sämmtlich trotz der großen Verbreitung durch die „Gartenlaube“ auch in Buchform einen nach Hunderttausenden zählenden Leserkreis fanden.

Wie jeder hervorragende Autor hat auch E. Marlitt ihre Gegner, aber der Kreis ihrer Verehrer und Freunde ist stets ein ungewöhnlich großer geblieben. Die letzteren, die auch zu den Freunden der „Gartenlaube“ zählen, werden mit uns gewiß gern die Freude dieses Gedenktages theilen und der ihnen so lieb gewordenen Verfasserin noch lange Jahre rüstigen und freudigen Schaffens von Herzen wünschen.


Eine Studie. (Mit Illustration S. 593.) In der That, wie glücklich ist solch ein Maler dran! Ein armer Gelehrter, der zu seinem nächsten Werke Studien zu machen hat, läuft unter erschwerenden Umständen staubige Bibliotheken ab, wälzt Leder-, Papp- und andere Bände, deren einer ihn zum nächsten schickt, bis endlich die „Excerpte“ beisammen sind. Würdige Forscher hantiren zum Schaden ihrer Nase, wenn nicht ihrer Gesundheit, ja ihres Lebens, zwischen allerlei Laboratorienkram herum; es ist möglich, daß sie diese ihre Studien für die alleramüsantesten von der Welt halten. Allein die Männer der Wissenschaft hegen im Allgemeinen einen gewissen verrätherischen Groll gegen die Künstler, und ich möchte glauben, sie neiden ihnen ein wenig ihre Art, Studien zu machen unter „des Lebens goldenem Baume“! Es ist doch wohl ein reizvolles Ding, mit schönheitsdurstiger Seele und schönheitsempfindlichem Auge zu suchen, was die kurzlebige Welt Gefälliges bietet, um die Gestaltungskraft damit zu sättigen und das Flüchtige für die Dauer künstlerisch zu fesseln. Studien machen – für den Maler ist es ein Streifen durch die Natur, ein prüfendes Blickschweifen über Menschengesichter, ein bewußtes Sichverlieren in die geheimsten Toilettengeheimnisse von Naturreizen, um sie für das Gedächtniß zu notiren, es sei mehr oder weniger ausführlich. In ein Gesichtchen wie das, welches unser Bild wiedergiebt, sich zu vertiefen, ist nur zwei Menschen vergönnt: dem Geliebten und dem Maler. Dieses Gesichtchen, dessen Reiz die klassische Toilette des venetianischen Cinquecento hebt, wird eines Tages in Wirklichkeit Runzeln und Falten haben, und seine Zauber sind doch der Vergänglichkeit entrückt – im Bilde. Und im Bilde dürfen alle schönheitsempfänglichen Augen auf ihnen ruhen und sich bezaubern lassen. Der Maler erobert die Schönheit für die Menschheit: das macht den Werth seiner Kunst, das macht auch den Werth dieser „Studie“ aus. B. B.     


Dienstboten-Ehen in Deutschland. Von Franz Grabe, der sich unter Anderem durch seine plattdeutschen Unterhaltungen und Reime „Van de Elwkant ut Hadelnland“ (Celle, 1880) bekannt gemacht hat, erhalten wir – im Anschluß an unsern Artikel über die „Dienstboten-Ehen in Rußland“ – eine interessante Zuschrift, aus welcher hervorgeht, daß auch bei den Dienstboten in Deutschland Ehe und Hausstand nicht immer zwei unzertrennliche Begriffe bilden. „Es kommt bei uns im Lande Hadeln,“ heißt es in dem Briefe, „sowie im benachbarten Wursten und Kehdingen auf den Bauernhöfen sogar häufig vor, daß sich Dienstboten verheirathen und hernach zu ihrer früheren Herrschaft zurückkehren und getrennt ihre Dienstzeit fortsetzen. Auch ist es nichts Außergewöhnliches, daß die Herrschaft der Hochzeit dieser Dienstboten beiwohnt und den Ehrenplatz bei dem Brautpaare einnimmt, ihm auch ihre Unterstützung gewährt. Gewöhnlich besucht der junge Gatte seine Ehehälfte nur des Sonntags. Wird ein solches Paar mit Kindern gesegnet, so werden auch hier die Kinder (ganz wie in Rußland) bei Tagelöhnern oder Verwandten in die Kost gegeben. Natürlich sehnen sich die meisten dieser Eheleute darnach, später ein eigenes Heim zu gründen oder auch nur mit ihren Kindern ein gemeinsames Unterkommen als Heuer- oder Miethsleute zu finden, und sie sparen, in Aussicht auf Erfüllung dieses Wunsches. Ist der Mann treu und fleißig, rückt er meistens später zum Oberknecht oder Hofmäher (erstem Vormäher) auf und bezieht dann mit seiner Frau oder Familie ein sogenanntes Meierhaus, wo der Miethzins abverdient wird und die Leute auch ihren bestimmten Antheil an Roggen und Weizen, dazu oft Weideland und Futter für eine Kuh von dem Dienstherrn zu niedrigen Preisen erhalten. Auch unsere getrennt lebenden, verheiratheten Dienstboten sind meistens zufrieden und glücklich, ergo lebt man bei uns auch nicht ‚hinter den Russen‘.“


Eine herzliche Bitte richten wir wiederum an unsere Leser, und zwar diesmal für einen Schriftsteller, der einst Vielen durch seine Arbeiten frohe Stunden bereitet hat und jetzt in seinem 72. Lebensjahre unter schweren Schicksalsschlägen leidet. „Seit sieben Jahren,“ schreibt uns der Unglückliche, „bin ich, vom Schlage getroffen, an meinen Stuhl gefesselt, keinen Menschen zur Gesellschaft, denn alle gehen dem asthmatischen Kranken so weit als möglich aus dem Wege, keine geistige Beschäftigung, keine Bücher zum Lesen, nervös wie ein Zitteraal, und bei alledem noch die Sorge um das Materielle! Keine Höllenstrafe kann niederdrückender sein, als dieses jammervolle Leben.“

Wer verschönert dem Leidenden seinen düstern Lebensabend? Auch die kleinste Gabe wird mit Dank entgegengenommen.

Die Redaktion der „Gartenlaube“. 

Dank. Die Bitte in Nr. 23 der „Gartenlaube“ für den Lehrer Arndt in Reckenthin hatte so viele offene Herzen und mildthätige Hände gefunden, daß Herr Pastor Ramdohr, welcher jene „herzliche Bitte“ für den Bedrängten aussprach, in den Stand gesetzt worden ist, demselben die von den Lesern der „Gartenlaube“ zugesandte Summe von 735 Mk. 25 Pf., sowie einige nützliche Sachen für die Familie zu übergehen.


Allerlei Kurzweil.

Schach.
Problem Nr. 4.0 Von R. Weinheimer in Wien.

SCHWARZ

WEISS

Weiß zieht an und setzt mit dem dritten Zuge matt.


Zum Kopfzerbrechen.

Zwölf Geldstücke liegen in einer Reihe neben einander. Man soll ihre Lage so verändern, daß vier Gruppen gebildet werden, von denen jede aus drei auf einander liegenden Geldstücken besteht. Es dürfen jedoch nur acht Stücke von ihren Plätzen entfernt werden und zwar nur in der Weise, daß das einzelne Stück berechtigt ist, nach rechts oder links über drei hinweg auf ein viertes zu springen.


Auflösung des magischen Tableaus „Die Unzertrennlichen“ in Nr. 35: Um die Buchstaben des Ringes zu Worten verbinden und lesen zu können, beginnt man bei dem Papagei links mit dem Buchstaben P und liest, immer dabei einen Buchstaben überspringend, alle Buchstaben des Kreises nach rechts herum bis zum Papagei rechts. Jetzt beginnt man bei diesem mit dem Buchstaben P und liest wie früher von rechts nach links herum, ebenfalls immer einen Buchstaben dabei überspringend. Die Lösung heißt: Papageno, Papagena. S. Atanas. 


Kleiner Briefkasten.

(Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.)

L. W. in Wien. Das bewährte Technikum Mittweida (Sachsen) bildet junge Leute zu Maschinen-Ingenieuren und zu Werkmeistern aus. Die Schülerzahl beträgt gegenwärtig 452 aus Europa, Afrika, Amerika, Australien. Ausführliches Programm und Jahresbericht erhalten Sie von der Direktion gratis.

Treue Abonnentin in Z., G. R. in G. Schwindel. X. Y. in G. A., B. B. in L., E. S. in B., H. P. in T. Nicht geeignet.

W. D. Ihr Manuskript „Folgen“ steht zu Ihrer Verfügung. Wir bitten um Angabe der Adresse.


Inhalt: Unterm Birnbaum. Von Th. Fontane (Fortsetzung). S. 581. – Im Hochsommer. Illustration. S. 581. – Allerlei Hochzeitsgebräuche. IV. Bauernhochzeiten im Hansjochenwinkel. Von W. Meyer-Markau. S. 585. Mit Illustrationen S. 585–589. – Litterarische Begegnungen. Von Wilhelm Goldbaum. 1. Ludwig Hevesi. S. 589. – Unruhige Gäste. Ein Roman aus der Gesellschaft. Von Wilhelm Raabe (Fortsetzung). S. 591. – Blätter und Blüthen: Seltene Kraftleistungen. Von B. G. – Das hundertjährige Jubiläum der Geographischen Anstalt von Justus Perthes in Gotha. S. 595. – Ein Gedenktag der „Gartenlaube“. – Eine Studie. S. 596. Mit Illustration S. 593. – Dienstboten-Ehen in Deutschland. – Eine herzliche Bitte. – Dank. – Allerlei Kurzweil: Schach. – Zum Kopfzerbrechen. – Auflösung des magischen Tableaus „Die Unzertrennlichen“ in Nr. 35. – Kleiner Briefksten. S. 596.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner.0 Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.0 Druck von A. Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1885). Leipzig: Ernst Keil, 1885, Seite 596. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1885)_596.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2024)