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verschiedene: Die Gartenlaube (1885)

erfreuen. Aber auch der Vater und die Mutter dürften sich mit Interesse in dieselben vertiefen, und das ist ja der beste Prüfstein für ein Jugendbuch, wenn sich an seinem Gehalte auch Erwachsene zu erbauen vermögen. „Die alte Freundin“ von Ottilie Wildermuth (ebenda) bedarf der besonderen Empfehlung wohl kaum. Die Verfasserin selbst ist eben „die alte Freundin“, welche in diesem Buche noch einmal zu der Kinderwelt tritt, die ihren Geschichten stets so gerne gelauscht hat. Als ein werthes Vermächtniß der heimgegangenen, unvergeßlichen Dichterin haben die Töchter derselben diese Erzählungen, die früher in einzelnen Blättern verstreut erschienen waren, gesammelt, und nun werden sie für den Weihnachtstisch angeboten, ohne Zweifel eine der gediegensten und begehrtesten Gaben.

Zwei Bücher von Oskar Höcker sind vorwiegend für die reifere Knabenwelt bestimmt: „Die Erfindung der Buchdruckkunst“ (Stuttgart, E. Hänselmann), eine fesselnde kulturgeschichtliche Erzählung aus dem Mainzer Stadtleben im 15. Jahrhundert, und „Die Brüder der Hansa“ (Leipzig, Hirt u. Sohn). Diese letztere Erzählung aus der Blüthezcit des norddeutschen Kaufmannsbundes behandelt zum ersten Male eines der interessantesten Gebiete der deutschen Geschichte in übersichtlicher, fesselnder, auch der Jugend verständlicher Darstellung, und ist um so wärmerer Empfehlung würdig, als der Verfasser sehr gewissenhaft gearbeitet und die Mühe nicht gescheut hat, das umfangreiche Material sorgfältig nach den besten Quellen zu sichten und aus dem Interessanten noch das Packendste und am meisten Charakteristische auszuwählen. Gleichfalls eine originelle Arbeit ist Hermann Jahncke’s Erzählung „Kurbrandenburg in Afrika“ (Breslau, Max Woywod), in welcher die Schicksale der unter dem Großen Kurfürsten begründeten kurbrandenburgisch-preußischen See- und Kolonialunternchmungen in der dem Verfasser eigenen anziehenden Weise geschildert werden. Hermann Hirschfeld bietet unter dem Titel „Die feindlichen Brüder“ (Leipzig, Otto Spamer) eine Erzählung aus Bayerns Geschichte im 15. Jahrhundert, während der verdiente Jugendschriftsteller Ferdinand Schmidt mit einer Erzählung „Königgrätz“ (Düsseldorf, Felix Bagel) vertreten ist. Ein werthvolles Buch ist ferner „Prinz Eugen der edle Ritter und sein allzeit bereiter Wachtmeister“ (Leipzig, Otto Spamer), welches Wilhelm und J. Wägner auf den Weihnachtstisch legten. Die Verfasser schildern lebendig, der Verleger sorgte für meist gute Abbildungen, die das Verständniß noch unterstützen. Hans Blum’s „Ueberläufer“ (Leipzig, J. M. Gebhardt) ist eine spannende, tüchtige Erzählung aus der Geschichte des nordamerikanischen Befreiungskampfes unter George Washington.

Auch für das reifere Mädchenalter sind einige neue Schriften vorzugsweise geeignet. Obenanstellen möchten wir einen Kranz historischer Erzählungen der ebenso bewährten als bekannten Jugendschriftstellerin Luise Pichler: „Diademe und Myrten“ (Stuttgart, Gebr. Kröner). Sodann schenkt Brigitte Augusti der Jngend eine neue kulturgeschichtliche Erzählung „Im Banne der freien Reichsstadt“ (Leipzig, Hirt und Sohn). Diese beiden Bücher bilden wirkliche Bereicherungen der Litteratur für das reifere Mädchenalter, die allen süßlichen Backfisch-Erzählungen mit Goldschnitt hundertmal vorzuziehen sind. – Nicht vergessen wollen wir zwei gute Werke aus dem Verlage von E. Hänselmann in Stuttgart: „Aus junger Tage Freud und Leid“ von G. Friedrich, eine Sammlung passender Gedichte, und „Der Mutter Trost“, Erzählung von Ottilie Ruchmann, beides Werke, die sich viele Freunde gewinnen werden.

Ein recht gereiftes Verständniß erfordert das interessante Lebensbild des großen Entdeckers und Missionars „David Livingstone“, nach den Quellen dargestellt von Dr. Gustav Plieninger (Stuttgart, Gebr. Kröner). Das gediegene Werk ist mit zahlreichen Jllustrationen versehen und dürfte nicht nur von der Jugend, sondern von der gesammten deutschen Lesewelt bewillkommt werden. Aehnlich die Biographie des großen Kinderfreundes und Fabeldichters „Wilhelm Hey“ von J. Bonnet, welche eben bei Fr. Andr. Perthes, dem Verleger der bekannten Fabeln, erschienen ist. – Für den gediegenen Inhalt der germanischen Götter- und Heldensagen, welche Felix und Therese Dahn unter dem Titel „Walhall“ (Kreuznach, R. Voigtländer) herausgegeben haben, bieten schon die Namen der Erzähler hinreichende Bürgschaft.

Aus der Menge der jährlich wiederkehrenden Festgaben möchten wir nur zwei herausgreifen, die beide ernster Empfehlung werth sind. „Der Jugendgarten“ (Stuttgart, Gebrüder Kröner) ist bekanntlich begründet von Ottilie Wildermuth und wird fortgesetzt von deren Töchtern. Der vorliegende 10. Jahrgang, geschmückt mit 8 farbigen und 10 Tondruckbildern, ist ebenso geschmackvoll wie reichhaltig. Aehnliche Anerkennung verdienen nur die bekannten „Jugendblätter“ von Jsabella Braun (München, Braun u. Schneider), von denen bereits – ein gutes Zeichen! – der 31. Jahrgang vorliegt.

Sind Sie zufrieden? Die Wahl ist groß genug. Doch möchten wir Ihnen zum Schluß noch ein Unternehmen so recht ans Herz legen, das für die Jugend von immenser Bedeutung geworden ist. Kennen Sie die „Universalbibliothek für die Jugend“, welche im Verlage von Gebr. Kröner in Stuttgart erscheint und bereits bis zum 190. Bändchen vorgeschritten ist? Sie finden darin die besten älteren und neueren Jugendschriften in gediegensten Ausgaben, und wenn Sie um einen geringen Betrag äußerlich stattliche, inhaltlich werthvolle Bücher erstehen, wenn Sie eine Hausbibliothek für Ihre Kinder anlegen, eine Schul- oder Ortsbibliothek gründen oder vervollständigen wollen: greifen Sie zur Universalbibliothek, und Sie dürften alle Ihre Wünsche befriedigt finden! Dietrich Theden.     


In der Plättstube. (Mit Illustration S. 817.) Wo finden wir heute ein Plättstübchen, in dem über Allem ein so poetischer Hauch schwebt, wie in dem Zimmer, das uns Meister Ludwig von Kramer aus altdeutscher Zeit vorgezaubert hat? In unseren häuslichen Einrichtungen sind wir leider so nüchtern und in unseren modernen Trachten so langweilig geworden, daß es kaum ein Wunder ist, wenn die Kunst so oft aus der romantischeren alten Zeit ihre Motive herausgreift. Derselbe Gedanke leitete auch Ludwig von Kramer während der Schöpfung der dreißig Kompositionen, die unter dem Titel „Das Lob des tugendsamen Weibes“ im Verlag von Theo. Ströser in München erschienen sind. Ein Werk, einzig in seiner Art, ist es durch die innige Schönheit, die darüber ausgegossen ist, anheimelnd, wie die alten deutschen Holzschnitte, aus der besten Zeit unserer Kunst, da die scheidende Gothik noch herüber spielte in die neu aufgehende Renaissance. In 22 Tondruckbildern und 8 Heliogravüren, die bewunderungswürdig durchgeführt sind, zieht uns der Künstler hinein in die schönsten Bilder des deutschen Familienlebens, zeigt uns in den großen Blättern die Frau in ihrem Berufe, diesen gegenüber, kleiner gehalten, reizende Kindergruppen. Der Zauber dieser Bilder wächst bei jeder neuen Betrachtung, so reich sind sie an geistiger Vertiefung und so klar und treu in Entwurf und Linienführung. Ludwig von Kramer – geboren 1840 in Augsburg – stellt sich mit diesen Arbeiten neben die Ersten unserer Zeit. Dem Werke sind zwei geistvoll geschriebene Vorworte, von Karl Gerok für die protestantische, von F. W. Weber (Verfasser von „Dreizehnlinden“) für die katholische Ausgabe, vorangestellt. Druck und alle sonstige Ausstattung ist tadellos. Allen Kreisen muß das Werk gleich zugänglich und herzerfreuend sein.


Kleiner Briefkasten.

Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.

Amalie M. in R. Das Büchlein Gedichte, welches Sie meinen, ist von Pauline Schanz herausgegeben. Die Verfasserin dieser amuthigen Poesien lebt in Dresden.

F. G. in Wien, C. S. in Halberstadt, J. L. in Ratibor, O. M. in St. Louis, O. H. in Altona, Wolfstreu, A. E. in L., Rich. M. in Breslau. Nicht geeignet.


Inhalt: Edelweißkönig. Eine Hochlandsgeschichte. Von Ludwig Ganghofer (Fortsetzung). S. 805. – Adolph Menzel. Von Bruno Meyer. S. 811. Mit Portrait S. 805 und Illustration S. 809. – Römische Cäsaren. Von Johannes Scherr. I. Tiberius (Schluß). S. 812. – Ein wunderlicher Heiliger. Novelle von Hans Hopfen (Fortsetzung). S. 815. – Lebkuchen und Marzipan. Von Hans Boesch. S. 820. Mit Illustrationen S. 802-822. – Aus den „Memoiren des Generals U. S. Grant“. S. 822. – Blätter und Blüthen: Weihnachtsbüchertisch für die Jugend. Von Dietrich Theden. S. 823. – In der Plättstube. S. 824. Mit Illustration S. 817. – Kleiner Briefkasten. S. 824.



Als ein kleines, aber hübsches und nützliches Weihnachtsgeschenk für Gartenlaube-Leser und Leserinnen

empfehlen wir unseren reich illustrirten, elegant ausgestatteten

Gartenlaube-Kalender für das Jahr 1886.

Oktav-Format. In rothem Leinwandband mit Bronze- und Golddruck, Preis Mk. 1. 50.

Inhalt: Kalendarium, statistische Nachweise, Tabellen etc. etc. – Schloß Grimnitz. Eine Erzählung aus alter Zeit von M. Eichler. Mit Illustrationen von K. Weigand. – Orientalische Sprüche. Uebersetzt von S. Sommer. – Großmütterchen. Von W. Heimburg. Mit Illustrationen von Alexander Zick. – Leiden eines Kellners. Schilderungen aus dem Leben einer Großstadt. Von Hermann Heiberg. Mit Illustrationen von Fritz Bergen. – Papa muß sitzen. Humoreske von Emil Peschkau. Mit Illustrationen von Fritz Bergen. – Die Schwestern. Ein Bild aus engem Rahmen von M. Lenz. – Der Straßenräuber. Eine wahre Geschichte von Karl Braun-Wiesbaden. Mit Illustrationen von Fritz Bergen. – Sprüche von Emil Rittershaus. – Gedichte in deutschen Mundarten: Steirisch von P. K. Rosegger. Wienerisch von V. Chiavacci. Schweizerisch von Arnold Halder. Oberbayerisch von Karl von Leistner. Pfälzisch von M. Barack. Elsässisch von Ludwig Schneegans. Schwäbisch von A. Grimminger. Frankfurterisch von Friedrich Stoltze. Plattdeutsch von Klaus Groth und von Adolf Hinrichsen. Koburgisch von Fritz Hofmann. Sächsisch von Edwin Bormann. Voigtländisch von Gottfried Doehler. Schlesisch von Olga Seiffert. – Blätter und Blüthen.Trost bei allen schweren körperlichen Leiden. Von Geheimrath von Nußbaum in München. – Wetter und Wetterprognosen. Von Dr. H. F. Klein. – Der Bürger und Geschäftsmann vor Gericht.Ein Kapitel für den deutschen Staatsbürger.Das Versicherungswesen der Neuzeit. Von Dr. W. Gallus. – Vom Büchermarkt. Von Rudolf von Gottschall. – Umschau auf dem Gebiete der Technik. Von G. van Muyden. – Deutsche Thätigkeit auf dem Gebiete der Kolonisation und Entdeckung. Von Dr. Emil Jung. – Rückblick auf die Tagesgeschichte (mit Illustrationen). Von Arnold Perls. – Todtenschau (mit Portraits). – Herzblättchen. Illustration von Br. Piglhein. – Jägers Rast. Illustration von Eduard Grützner. – Der kleine Rubens. Illustration. – Mädel ruck! Illustration von Ad. Lüben etc. etc.

Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
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