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verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

sind verhältnißmäßig pferdearm und kommen wenig in Betracht. Frankreich findet zum Theil in seinen Mauleseln einen nicht unbeträchtlichen Ersatz für die geringere Anzahl der Pferde; denn es besitzt nach der letzten Zählung 292 272 Maulesel, während die Zahl derselben in Deutschland nur 1009 beträgt. In dem oben angegebenen Pferdebestande Oesterreichs sind ferner die Pferde Bosniens nicht mit inbegriffen, deren Gesammtzahl auf rund 160 000 geschätzt wird. Das Verhältniß des Pferdereichthums zu der Bevölkerung einzelner Länder gestaltet sich wie folgt: auf je 100 Einwohner entfallen in Rußland 23 und in Oesterreich-Ungarn 10 Pferde; Deutschland, Frankreich und Großbritannien weisen dagegen auf je 100 Einwohner 8 Pferde auf. Im Militärdienste der europäischen Staaten mögen nach Karl von Scherzer’s Angaben („Das wirthschaftliche Leben der Völker“) in Friedenszeiten 650 000 bis 700 000 Pferde stehen. Rußland ist aber keineswegs das an Pferden relativ reichste Land der Welt. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika zählen 10 838 000 Pferde (etwa 28 Stück auf 100 Einwohner), und dieser außerordentliche Reichthum wird noch durch den Bestand von 1 871 000 Maulthieren verstärkt. Australien erscheint relaliv noch reicher, denn dort kommen auf je 100 Einwohner 56 Stück Pferde. Es giebt sogar Länder, in denen es mehr Pferde als Menschen giebt: so z. B. Argentinien, wo auf je 100 Einwohner 204 Pferde entfallen, oder das durch die Fleischextrakt-Bereitung berühmte Uruguay, in dem je 100 Einwohnern etwa 370 Pferde gegenüberstehen. *

Das Maria-Theresia-Denkmal für Wien. In den zierlichen Parkanlagen zwischen den beiden Hofmuseen am Burgring, deren feierliche Eröffnung mit der Enthüllung des schönsten Denkmals der Kaiserstadt, des Maria-Theresia-Denkmals, zusammenfallen wird, steht bereits der imposante Unterbau zu diesem Monument, das Oesterreich seiner unvergeßlichen Herrscherin widmet. Schon der architektonische Aufbau der nun beendeten Steinmetzarbeiten gewährt einen prächtigen Anblick. Von einer weiten Steinterrasse, auf welche man von vier Seiten her über etliche Stufen gelangt, erhebt sich ein stattlicher postamentartiger Sockel und auf diesem eine sechseckige säulengeschmückte Balustrade aus lichtgrauem Mauthhausener Granit – die Säulen sind dunkler –, welche ein mit Reliefs gezierter aufsteigender Sockel und sodann die Statue der großen Kaiserin, in vierfacher Lebensgröße und in sitzender Stellung, zu krönen bestimmt ist. Die allegorischen Figuren, welche zu Füßen der Kaiserin sitzen, versinnbildlichen die Kraft, die Milde, die Weisheit und die Gerechtigkeit, während auf den vier diagonalen Ausläufern des unteren Sockels die Reiterstatuen der Generale Daun, Laudon, Traun und Khevenhüller, jede einzelne selbst ein Monument, angebracht sind.

Zwischen diesen Reiterfiguren, auf etwas höherliegendem Niveau als diese, erscheinen die Standbilder von Kaunitz, van Swieten, Haugwitz und Nadasdy. Zwischen den Säulen der Balustrade aber zeigen sich Reliefgestalten, welche das „Kriegswesen“, die Politik, die Administration und Kunst und Wissenschaft darstellen. Die letztere wird repräsentirt durch die portraitähnlichen lebensgroßen Bilder von Eckhel, Pray, Gluck, Mozart (als Kind) und Haydn, welche Figuren zu einer schönen Gruppe vereinigt sind. Der Sockel, auf dem die vier Reiterstandbilder stehen werden, besteht aus dunkelgrauem, großweißgesprengtem Pilsener Granit. Je zwei Säulen von Sterzinger Marmor befinden sich bei den vier Votivtafeln, bei denen die Reliefs angebracht werden. Der Gesammteindruck, den das Monument bei dem Beschauer hervorruft, läßt sich durch eine trockene Aufzählung der einzelnen Theile des Denkmals wohl nicht hervorrufen, und seiner Zeit werden namentlich die zu beiden Seiten des großangelegten Standbildes sich erhebenden Museen einen imposanten Rahmen und das kaiserliche Stallgebäude im Hintergrunde eine stattliche Rückwand abgeben.

Puschkin’s Werke. Rußland feiert in Puschkin den größten Dichter in neuer Zeit: wir Deutsche erkennen seine Vorzüge gern an; aber wir bemerken in seinen farbenreichen und schwunghaften Dichtungen doch zu oft Züge, die uns an Lord Byron erinnern. Nach russischem Gesetze gehören die Werke eines Dichters noch fünfzig Jahre nach seinem Tode seiner Familie an; dann werden sie Nationaleigenthum. In Deutschland ist diese Frist bekanntlich auf dreißig, in Oesterreich nur auf zehn Jahre bestimmt. Der Dichter Puschkin fiel am 10. Februar 1837 in einem Duell. Da demnächst die fünfzigjährige Frist verstrichen, so bereitete die Gesellschaft zur Unterstützung hilfsbedürftiger Schriftsteller in Gemeinschaft mit der russischen Sektion der Akademie der Wissenschaften eine wohlfeile Gesammtausgabe von Puschkin’s Werken für das Volk vor. Es schien, als sollte dies Unternehmen noch in letzter Zeit auf ein Hinderniß stoßen, da Puschkin’s Sohn, Generalmajor in St. Petersburg, und seine Tochter Natalie, die in morganatischer Ehe mit dem Prinzen Nikolaus von Nassau vermählt ist, ihren Einfluß geltend machten, eine Verlängerung des Eigenthumsrechts für die Familie zu erlangen. Sie hatten schon den Unterrichtsminister dafür gewonnen; doch die Vorlage ging nicht durch. In Deutschland würden die Schriftsteller sehr zufrieden sein, wenn ihren Familien nach ihrem Tode wie in Rußland ein fünfzigjähriger Zeitraum zur Ausnutzung des geistigen Eigenthumsrechtes von dem Reichsgesetze gewährt worden wäre.

„Kindermund“. Unter diesem Titel hat Paul von Schönthan in der Reclam’schen Universalbibliothek ein Bändchen herausgegeben, in welchem Aussprüche und Scenen aus dem Kinderleben gesammelt sind. Die drollige Naivetät unserer lieben Kleinen zeigt sich hier oft im schönsten Licht. Paul von Schönthan hat fleißig gesammelt, Zusendungen von allen Seiten erhalten und konnte so diese geflügelten Worte aus der Kinderwelt veröffentlichen, die meistens sehr ergötzlich sind.

Allerlei Kurzweil.
Damespiel-Aufgabe.
Von Alfred Regnier.

Die Freunde des Damespiels machen wir auf das folgende kleine Meisterstück aufmerksam.

SCHWARZ

WEISS
Weiß zieht und gewinnt.


Räthsel.

Wird es bewegt von Menschenhand,
So will es nur den Stillestand;
Bewegt es aber selber sich,
Flieht Alles schnell vor seinem Stich.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Aufragen werden nicht beantwortet.)

Fr. F…t in Bremen. Ihre Frage, welchen Beruf Ihr Sohn ergreifen soll, ist für uns um so schwerer zu beantworten, als wir weder mit Ihren Verhältnissen noch mit den Kenntnissen und Neigungen Ihres Sohnes vertraut sind. Wir wollen Ihnen aber gern einige Hilfsmittel nennen, welche geeignet sind, Sie über die einzelnen Berufsarten zu orientieren und Ihnen die Wahl für Ihren Sohn zu erleichtern. Zunächst kommt in Frage, welche Schulbildung Ihr Sohn genossen hat. Will er in den Staatsdienst eintreten, so ist eine höhere Schulbildung erforderlich, da er ohne diese über den Subalterndienst nicht hinaus kommt. Hat er kein Gymnasium absolvirt, so ist die Wahl eines Gewerbes dem Staatsdienst vorzuziehen. Eine Zusammenstellung der wichtigsten Vorschriften über Anstellung und Beförderung in den sämmtlichen Zweigen des Staatsdienstes finden Sie in dem Buche: „Die Berufswahl im Staatsdienst“ von A. Dreger (2. Aufl., Leipzig, C. A. Koch’s Verlag [J. Sengbusch]), das wir Ihnen und überhaupt allen Eltern und Erziehern nicht dringend genug empfehlen können. Dasselbe ist mit Sorgfalt und Sachkenntniß ausgearbeitet und durchaus zuverlässig und vollständig. Ziehen Sie aber eine gewerbliche Berufsart dem Staatsdienst vor, so bietet sich Ihnen ein vortrefflicher Rathgeber in dem Werke „Die Berufswahl unserer Söhne“ von Ernst Rudolph (Wittenberg, R. Herosé). Der Verfasser dieses Buches hat es sich angelegen sein lassen, die Vorzüge und Nachtheile der einzelnen gewerblichen Berufsarten zu beleuchten, und Sie werden sich unter seiner Führung zweifellos leichter entschließen. Rechnen Sie aber auch – wir betonen das nochmals! – mit den Neigungen Ihres Sohnes! Fragen Sie also nicht nur: was soll und was kann er werden? sondern auch: was will der Junge werden? – Für einen Sohn ist die Berufswahl immer noch leichter als für eine Tochter. Da indeß manche Eltern gezwungen sind, sich auch für die letztere nach einem passenden Erwerbszweig umzusehen, so wollen wir bei dieser Gelegenheit zugleich auf ein Buch hinweisen, welches auch hier Rath ertheilt. Dasselbe führt den Titel: „Die Berufswahl unserer Töchter“ von A. von Fragstein (Wittenberg, R. Herosé) und enthält eine genaue Beschreibung aller für das weibliche Geschlecht in Frage kommenden Erwerbsgebiete. Das Werk ist mit Bienenfleiß zusammengestellt und für die gesammte Frauenwelt von hervorragender Wichtigkeit.

R. S. in Breslau. Heinrich Pfeil, der Herausgeber der „Sängerhalle“, feierte in diesem Jahre sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum. Sie erkundigen sich, wann das treffliche Organ des deutschen Sängerbundes begründet worden? Das geschah im Jahre 1861 durch den bekannten Dichter Müller von der Werra; doch schon im folgenden Jahre übernahm Heinrich Pfeil die Redaktion mit der ausgesprochenen Absicht, in der „Sängerhalle“ eine Heimstätte des Männergesanges zu begründen, und mit schönem Erfolg hat er bisher diesem Ziele nachgestrebt.

H. R., Abonnent der „Gartenlaube“ in Tübingen. Sie erkundigen sich nach einer Buchausgabe, in welcher Sie die in der „Gartenlaube“ erschienene Novellette „Romeo und Julie in der Garnison“ finden können. Der Verfasser, Karl Hecker, hat sie in seiner Sammlung „Aus den Memoiren eines Lieutenants“ (Stuttgart, Karl Krabbe) wieder zum Abdruck gebracht. Ueberhaupt können wir Ihnen diese Sammlung wegen des frischen Humors, welcher die meisten Erzählungen beseelt, und der aus dem Leben gegriffenen Schilderungen des Officierslebens bestens empfehlen. Wie Dickens seinen Cruikshank, hat Karl Hecker seinen H. Albrecht gefunden, der durch zahlreiche Illustrationen die Gestalten seines Humors in launiger, oft frappanter Weise verkörperte.

Raucher in K. Selbstverständlich schadet der Tabaksrauch den allermeisten Pflanzen; aber zu Ihrer Beruhigung können wir Ihnen mittheilen, daß es eine ganze Anzahl von Pflanzen giebt, die auch in dem Qualm des Rauchzimmers gedeihen, frisch grünen und fröhlich Blüthen treiben. Die bekannten „Frauendorfer Blätter“ bringen in einer ihrer letzten Nummern ein Verzeichniß von Pflanzen für das Rauchzimmer. Wir führen aus denselben nur folgende an: Latania borbonica, Dracaena congesta, Phoenix tenuis und silvestris, Philodendron pertusum, Ficus elastica. Für Blumenampeln eignen sich Epheu, Tradescantia, Lysimachia numularia foliis aureis und Fuchsia procumbens, die durch ihre rothen stachelbeergroßen Früchte das Auge bis lange in den Winter hinein erfreut.

H. in K. „Mucken“ bezeichnet in der Jägersprache die Gewohnheit mancher „Jagdfreunde“, beim Abfeuern mit dem Kopf zurückzufahren, mit den Augen zu blinzeln und dabei vorbeizuschießen. Die Schüsse derartiger „feuerscheuen“ Herren nennt man „Mucker“ oder „Wanker“.


Inhalt: Herzenskrisen. Roman von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 149. – Der Rastatter Gesandtenmord. Von Professor Dr. Karl Theodor Heigel (Schluß). S. 152. – Ein sangbar Lied. Gedicht von Alfred Friedmann. S. 155. – Das erste Jahr im neuen Haushalt. Eine Geschichte in Briefen. Von R. Artaria. III. S. 156. – Kleine Bilder aus der Gegenwart. Mit Illustration S. 157. – Ein verhängnißvolles Blatt. Erzählung aus den bayerischen Bergen von Anton Freiherrn v. Perfall (Fortsetzung). S. 157. – Die hundertjährige Jubelfeier eines Mannes der eignen Kraft. Von Dr. Klein. S. 160. Mit Illustration S. 149. – Nur Geduld. Illustration S. 161. – Blätter und Blüthen: Der deutsche Landsturm. S. 163. – Ein irrsinniger Dorfschulze. S. 163. – Hellenisches Mädchen am Brunnen. S. 163. Mit Illustration S. 153. – Etwas vom Pferdebestand. S. 163. – Das Maria-Theresia-Denkmal für Wien. S. 164. – Puschkin’s Werke. S. 164. – „Kindermund“. S. 164. – Allerlei Kurzweil: Damespiel-Aufgabe. Von Alfred Regnier. S. 164. – Räthsel. S. 164. – Kleiner Briefkasten. S. 164.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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