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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

antworten. Täglich werden wir von unseren Lesern um Beantwortung derartiger Fragen ersucht und sogar als Schiedsrichter von Parteien angerufen, welche sich darüber nicht einigen können, wer auf der Straße die rechte Seite einnehmen soll, was die „Götterblume“ in der Blumensprache bedeutet, oder welche Regeln beim Sechsundsechzigspiel maßgebend sind – das Spemann’sche „Schatzkästlein“ giebt darüber gründliche Auskunft, und wir möchten ihm die weiteste Verbreitung wünschen. Dann hätten ja die Wettenden den Schiedsrichter im Hause und brauchten nicht die oft hundert Meilen entfernte Redaktion mit umständlichen Briefen und bequemen Postkarten zu bombardiren! *      

Geschenklitteratur. In einer Prachtausgabe erscheint Friedrich Rückert’s „Liebesfrühling“ (J. D. Sauerländer’s Verlag, Frankfurt). Einer der schönsten Gedichtcyklen unserer Litteratur, das Weihevollste und Stimmungsvollste, was Rückert geschaffen, in anmuthigem Fluß, ohne all das Spröde, das seiner Dichtweise bisweilen anhaftet, liegt hier in einer einfach vornehmen Ausstattung vor. Meister Hermann Kaulbach hatte die künstlerische Ausführung übernommen; die Titelblätter der einzelnen Sträuße, auch die Initialen rühren von ihm her. Bei den 80 Textillustrationen, die neben seinen vier Vollbildern in Lichtdruck das Werk schmücken, standen ihm Künstler wie Grundherr, Klimsch u. A. zur Seite.

Eigenartig sind die „Mythologischen Landschaften“, Lichtdrucke nach Gemälden von Professor Edmund Kanoldt, die in prächtiger Ausstattung im Verlag von C. F. Amelang in Leipzig erschienen sind: wir werden an die Gemälde von Poussin und Claude Lorrain erinnert. Das Verdienst derartiger Bilder, auf denen die Helden und Heldinnen der Mythe und zum Theil des Trauerspiels nur die Staffage bilden, besteht in dem Stimmungsvollen der Landschaft, welche wie ein großartiger Kommentar der Natur das sagenhafte Menschengeschick umgiebt. Wie erhaben feierlich ist die Scenerie, in deren Mitte Iphigenie steht, das Land der Griechen mit der Seele suchend; wie ahnungsvoll düster die Waldeinsamkeit der Kassandra, zu welchen prächtigen Meerbildern giebt der Tod einer Sappho und Hero Anlaß! Und so ist’s auch mit den anderen Stoffen: Antigone, Psyche, Dido und Aeneas, Achilles und Thetis. Den sagengeschichtlichen Inhalt erläutert A. Leschivo in sinnigen Versen.

„Stille Winkel“ von Hermine Schmidt von Preuschen (A. Hofmann u. Komp., Berlin) enthält zehn Stillleben, in denen in phantasievoller, oft phantastischer Weise die Eigenart einiger namhaften Dichter: Theodor Storm, Paul Heyse, Ibsen, Ebers, Geibel, der Maler Boecklin, Lenbach und Menzel, der Komponisten Wagner und Liszt mit dem Griffel und dem Pinsel charakterisirt wird. Die Bilder sind originell und stimmungsvoll, in der Ausführung oft farbenbunt. Ihre Bedeutung ist eine symbolische: wenn man ein solches Bild ansieht, soll man durch seine Attribute und seine Stimmung den Gesammteindruck der dichterischen Persönlichkeit erhalten, der diese malerischen Votivtafeln gewidmet sind.

„Parzival“, den letzten Opernstoff von Richard Wagner, hat als das Lied von Parzival und Gral Emil Engelmann nach der Quelle des Wolfram von Eschenbach und des Christian von Troies[WS 1] für das deutsche Haus bearbeitet (Stuttgart, Paul Neff). Die Engelmann’schen Nach- und Neudichtungen mittelalterlicher Epen sind ja bekannt; sie streben mit Erfolg nach Volksthümlichkeit und allgemeiner Verständlichkeit. Die Ausstattung ist sehr elegant: 6 Lichtdruckbilder und 67 Illustrationen im Text von Th. Hofmann, E. von Wörndle u. A. erläutern die Dichtung.

Zuletzt machen wir noch auf ein zierliches Büchlein aufmerksam: H. Villinger, „Aus meiner Heimath“ (Stuttgart, Spemann). Es sind Skizzen, Idyllen, Genrebilder aus dem Süden Deutschlands, durchweg anheimelnd, gemüthvoll, oft von humoristischer Färbung. †      

Ein Buch gegen Zahnweh. Das Zahnweh ist schlimm, das wissen wir Alle und unterschreiben ohne Zaudern des Dichters Worte:

„Denn noch bis heut’ gab’s keinen Philosophen,
Der mit Geduld das Zahnweh konnt’ ertragen.“

Mittel gegen dasselbe sind sehr gesucht, und namentlich die Geheimmittelschwindler bieten recht viele und schädliche an, wobei sie trotzdem glänzende Geschäfte machen. Ich glaube allen Leidensgenossen ein besseres Mittel empfehlen zu können: ein Büchlein, das eben auf meinem Tische liegt. Es ist kein spannender Roman, in dessen Lektüre man sich derart vertiefen kann, daß man selbst die Zahnschmerzen auf kurze Zeit vergißt; eine solche betäubende Wirkung übt das Büchlein nicht, wohl aber eine aufklärende, indem es uns lehrt, wie wir die Zähne gesund erhalten und der beginnenden Verderbniß derselben Einhalt gebieten können. „Anleitung zur Pflege der Zähne und des Mundes“ (Leipzig, Ernst Keil’s Nachfolger) lautet dessen Titel und der Verfasser ist Dr. Wilhelm Süersen sen., Geheimer Hofrath und Hofzahnarzt in Berlin, der aus den früheren Jahrgängen der „Gartenlaube“ unseren Lesern wohlbekannt ist. Das äußerst nützliche Büchlein hat schon viel Ehren erfahren. Gleich bei seiner Geburt gab ihm der „Centralverein deutscher Zahnärzte“ das beste Zeugniß auf den Weg, indem er es als „gekrönte Preisschrift“ herausgab. Es wurde, so viel wir wissen, bis jetzt in zehn fremde Sprachen übersetzt, und soeben erlebt das deutsche Original auch die zehnte, neu durchgesehene Auflage. Ein volksthümliches Buch, welches derart eingeführt ist, braucht man nicht zu empfehlen; man bringt es nur in Erinnerung. Es hat Nutzen gestiftet und wird weiter nützen. Ein findiger Amerikaner hat einmal prophezeit, daß in dreitausend Jahren die Menschen nicht etwa zu den „zahnarmen“, sondern gar zu den „zahnlosen“ Geschöpfen zählen würden. Solche Befürchtungen konnte man in grauer Vorzeit hegen, wo die Zahnärzte sich nur auf das Reißen der Zähne verstanden; jetzt aber, wo die wissenschaftlich fortgeschrittene Zahnheilkunde die Zähne zu erhalten weiß und durch treffliche populäre Darstellung zum allgemeinen Gut wird, brauchen wir nicht besorgt zu sein: die Menschheit wird auch fernerhin bissig bleiben, wie sie es seit jeher gewesen. *     

Einbanddecke zur „Gartenlaube“. Auch zum laufenden Jahrgang der „Gartenlaube“ hat die Verlagsbuchhandlung Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig wieder neue, geschmackvolle Leinwanddecken nach einer Zeichnung von Prof. Fr. Wanderer herstellen lassen. Die Decken sind von olivenbrauner Farbe mit reichem Gold- und Schwarzdruck und können durch alle Buchhandlungen, welche die „Gartenlaube“ liefern, zum Preise von 1 Mark 25 Pfennig bezogen werden.


Skat-Aufgabe Nr. 17.
Von K. Buhle.

Die Mittelhand gewinnt auf folgende Karte:

(car. As) (car. Z.) (car. D) (car. 8.) (car. 7.) (tr. As.) (tr. 8.) (p. As) (c. As) (c. 8.)

Schellen ((car.)-Solo mit Schneider; denn die Gegner erhalten nur 29 Augen, obwohl keine Zehn blank sitzt, auch nur zwei Sieben im Skat liegen.

Wie sitzen die Karten und wie ist der Gang des Spiels?


Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 16 auf S. 772:

Bei genauer Prüfung der ersten vier Stiche ergiebt sich, daß die Mittelhand der Spieler nicht sein kann, weil die Spielführung bei Grand oder Solo ganz unverständlich wäre, und weiter folgt daraus, daß es sich nur um ein Null handeln kann. Die Vorhand hat auf:

eK, e8, gD, gK, gO, g9, g8, g7, r8, s7

Null angesagt und in kühner Weise, um die Gegner zu täuschen, vom König ab gespielt; sie gewinnt bei folgender Kartenverteilung: Skat: eW, rO.

Mittelhand: eD, eO, e9, gU, rU, r7, sK, sO, s9, s8;
Hinterhand: eZ, e7, gZ, rD, rK, rZ, r9, sU, sZ, sD.


Auflösung des Bilder-Räthsels auf S. 840.
Wer den Kern will, muß die Nuß beißen.



Kleiner Briefkasten.

(Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.)

Für Freunde der Kynologie! Im Mai nächsten Jahres werden es 10 Jahre sein, daß in Frankfurt am Main seitens mehrerer Jagd- und Thierfreunde die erste Hunde-Ausstellung Deutschlands stattgefunden hat. Dies veranlaßt den „Verein zur Züchtung reiner Hunderacen“ in Frankfurt am Main in den Tagen vom 10. bis 13. Mai 1888 eine große internationale Ausstellung von Jagd- und Luxushunden zu veranstalten. Wir wünschen dem Unternehmen Erfolg und theilen allen Betheiligten mit, daß Herr Max Liebmann in Frankfurt am Main, Bockenheimer Anlage 1, auf alle diesbezüglichen Anfragen Auskunft ertheilt.

R. K. in Erfurt. Wollen Sie einige schlagkräftige Sentenzen und Kernsprüche Lessing’s gesammelt finden, so empfehlen wir Ihnen: „Lessing-Perlen von S. Blumenau“ (Bielefeld, August Helmich).

K. in N. Die Adresse der Vorsteherin des deutschen Gouvernantenvereins in London ist die folgende: Fräulein Adelmann, Secretary Association of German Governesses, 16 Wyndham Place Bryanston Square London W.


Inhalt: Jascha. Von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 861. – Ein Hasenduell. Illustration. S. 861. – Die Dresdener Oper. Von Franz Koppel-Ellfeld. S. 867. Mit Portraits S. 864 und 865. – Drahtbinder. Illustration. S. 869. – Der erste Generalpostmeister des Deutschen Reichs (Schluß). S. 870. – Die Martinswand in Tirol. Von J. C. Maurer. S. 872. Mit Illustrationen S. 872 und 873. – Der Unfried. Eine Hochlandsgeschichte von Ludwig Ganghofer (Fortsetzung). S. 874. – Daß erste Jahr im neuen Haushalt. Eine Geschichte in Briefen. Von R. Artaria. XIV. (Schluß). S. 878. – Blätter und Blüthen: Genie und Irrsinn. S. 879. – Die Pleißenburg und ein Stück vom alten Leipzig. Von Otto Moser. S. 879. Mit Illustration S. 877. – Ein beachtenswerthes Schatzkästlein. S. 879. – Geschenklitteratur. S. 880. – Ein Buch gegen Zahnweh. S. 880. – Einbanddecke zur „Gartenlaube“. S. 880. – Skat-Aufgabe Nr. 17. Von K. Buhle. S. 880. – Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 16 auf S. 772. S. 880. – Auflösung des Bilder-Räthsels auf S. 840. S. 880. – Kleiner Briefkasten. S. 880.



Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das vierte Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift. Wir ersuchen daher die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das erste Quartal des neuen Jahrgangs schleunigst aufgeben zu wollen.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen Reichspostamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig).

manicula Einzeln gewünschte Nummern liefern wir pro Nummer incl. Porto für 35 Pfennig (2 Nummern 60 Pf., 3 Nummern 85 Pf). Den Betrag bitten wir bei der Bestellung in Briefmarken einzusenden.

Die Verlagshandlung. 0

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Troiec
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Leipzig: Ernst Keil, 1887, Seite 880. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_880.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2023)