Seite:Die Gartenlaube (1888) 181.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Kaiser Friedrich
und
Kaiserin Viktoria.



Die Alpen sind von vielen deutschen Kaisern überschritten worden, die in Hesperiens Fluren Sieg und Ruhm ernten wollten: diesmal ging eines deutschen Kaisers Alpenfahrt von den Seegestaden des Mittelmeeres über den Brenner, damit er den Thron seiner Väter besteige. Eine ruhmreiche Vergangenheit liegt hinter ihm; seine Thaten, sein ganzes Wesen haben ihn zum Liebling des Volkes gemacht. Ein herzliches Willkommen ruft es dem neuen Kaiserpaare entgegen und alle die Wünsche, welche die Herzen erfüllten, als des Reiches Kronprinz erkrankt im Süden weilte, alle die Gebete gelten jetzt dem deutschen Kaiser, der in der Mitte seines Volkes weilt, dem zweiten, der des neuen Reiches Krone trägt!

Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl wurde am 18. Oktober 1831 im Neuen Palais bei Potsdam geboren, des damaligen Prinzen Wilhelm einziger Sohn. Seine Bildung wurde durch vortreffliche Lehrer geleitet: Ernst Curtius, der ausgezeichnete Alterthumsforscher, war 1844 als junger Professor der Berliner Universität vorzugsweise mit seiner Erziehung betraut worden und hat seinen Zögling auch 1849 auf die Universität Bonn begleitet. Der Prinz gab sich mit Eifer geschichtlichen Studien hin: er erhielt den Doktorhut an den Universitäten Bonn, Königsberg und Oxford und wurde Rektor der Universität Königsberg.

Im Jahre 1849 war er in das 1. Garderegiment eingetreten. Seine ersten Kriegsstudien im Felde zu machen, gab ihm der schleswig-holsteinische Krieg 1864 Anlaß, obschon er dort nicht im Feuer stand. Hohen Kriegsruhm aber gewann er im Feldzug von 1866, wo ihm der Oberbefehl über die zweite preußische Armee übertragen worden war. Hervorrückend aus den Bergpässen des schlesischen Gebirges, gewann er die Siege bei Nachod, Trautenau und Skalitz, und sein rechtzeitiges Erscheinen und Eingreifen in die Entscheidungsschlacht von Königgrätz, wo er die Höhen von Chlum, den Schlüssel der Stellung von Benedek, erstürmte und der ersten Armee den Weg zum Siege bahnte, ist eine jener Kriegsthaten, welche ihm unvergänglichen Ruhm sichert. Wie muthig auch von Sadowa aus die Preußen empordrangen gegen die Batterien, mit denen der österreichische Feldherr jene Höhen bewehrt hatte: unentschieden schwankte das Zünglein des Kampfes, und der weiße Kirchthurm von Chlum ragte, dem Anschein nach unerreichbar, über die Pulverwolken des Geschützkampfes; denn mit außerordentlicher Tapferkeit kämpften die Oesterreicher. Da schlugen von rückwärts die Kugeln ein in die Gruppe ihrer Heerführer und die Garden des preußischen Kronprinzen, vom Eilmarsch nicht ermattet, drangen unwiderstehlich die Höhe hinauf und siegten nach der

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)