Seite:Die Gartenlaube (1888) 372.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

denn wie könnte es sonst im Dorfe davon erzählen! So eine Kindstaufe ist ja immer ein Ereigniß! Darum mustert auch der frische Hirtenjunge, der im Vordergrunde auf einem Stein sitzt, die Gruppe so aufmerksam, und selbst der kluge Hund zu seinen Füßen hebt vorwitzig den zottigen Kopf in die Höhe.

Ueber der ganzen Scene, welche mit künstlerischem Blick dem Leben der Bergler abgelauscht ist, liegt die feierliche Ruhe eines klaren lichten Sommermorgens ausgebreitet. Hinter der alten Friedhofmauer schaut vom grünen Baumschlag halb versteckt das schlichte Kirchlein mit seinem Spitzthurm hervor; in der Ferne ragen, umflort von feuchtem Duft, die Berge des Hochlands, und darüber lacht der sonnige blaue Himmel. Möge er dem kleinen Erdenbürger eine sonnige Zukunft prophezeien!

J. C. Maurer.



Nothhilfskästchen im Hause. Die von Professor Dr. Friedrich Esmarch ins Leben gerufene Samariterbewegung hat bereits die erfreulichsten Früchte getragen und verdient auch fernerhin die wärmste Unterstützung. Die Wohlthaten der Samariterschulen, welche ihre freiwilligen Zöglinge in der ersten Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen unterrichten, kommen jedoch in erster Linie den größeren Städten zu gute; auf dem Lande bricht sich die Bewegung naturgemäß langsamer Bahn. Und doch ist gerade auf dem Lande der Arzt bei plötzlichen Unglücksfällen schwerer zu erreichen. Die deutschen Samariter haben diesem Umstand wohl Rechnung getragen und eine Reihe trefflicher Unterrichtsmittel herstellen lassen, welche den Laien auch ohne persönlichen Unterricht von seiten eines Arztes über das Nothwendigste bei der Leistung der ersten Hilfe belehren; aber auch andererseits sind Hilfsmittel zusammengestellt worden, welche Beachtung und Verbreitung verdienen. Zu diesen zählen die Nothhilfs- oder Verbandkästen von Franz Meusel in Chemnitz. Dieselben enthalten das für den Samariter nöthige Verbandzeug und werden in verschiedenen Größen hergestellt, um verschiedenen Bedürfnissen zu entsprechen. Es giebt große Kästen, für Werkstätten und Fabriken bestimmt, vor allem aber auch kleinere, welche gerade in dem gewöhnlichen Haushalte am Platze sind. Mit ihrer Hilfe läßt sich bei Verwundungen, Blutungen, Verbrennungen etc. ein richtiger Nothverband anlegen, die erste Hilfe bis zur Ankunft des Arztes ermöglichen. Die „Anleitung“, welche den Kästchen beigegeben ist, zeichnet sich durch Kürze aus; denn im Augenblick der Gefahr giebt es keine Zeit zum „Studiren“, man muß rasch nach der gegebenen Anweisung handeln. Unter der Voraussetzung, daß die Nothhilfskästen nur in wirklicher Noth, wenn der Arzt nicht zur Stelle ist, benutzt werden, kann man sie für jedes Haus empfehlen; denn sie sind im gegebenen Fall viel nützlicher als manche der sogenannten Hausapotheken mit ihren Pulvern, Essenzen und fragwürdigen Kräutern. Wer sich aber einen Verbandkasten anschafft, der sollte auch nicht unterlassen, sich im allgemeinen über die Grundzüge der Behandlung von Verletzungen zu unterrichten. Die nöthige Auskunft darüber findet man im zweiten Bande des weitverbreiteten „Buches vom gesunden und kranken Menschen“ von Dr. Bock (Leipzig, Ernst Keils Nachf.) oder in dem Esmarchschen Leitfaden für Samariterschulen „Die erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen“ (Leipzig, F. C. W. Vogel).

*     





Ein geprüfter Ehemann. In Washington machte eine siebzigjährige Dame in den Zeitungen bekannt, daß sie einen Lebensgefährten suche mit der ausdrücklichen Bedingung, derselbe müsse ein ausgezeichneter Whistspieler sein. Darauf hin stellte sich ihr ein Heirathskandidat vor, welcher in Bezug auf seine Leistungen im Whistspiel sorgfältig geprüft wurde und diese Prüfung glänzend bestand. Die Ehe wurde also abgeschlossen mit folgenden Bedingungen: der Mann hat die einzige Verpflichtung seiner Gattin gegenüber, an jedem Abend jahraus, jahrein Whist mit ihr en deux zu spielen, wofür sie ihm die Zinsen ihres 100 000 Dollars betragenden Vermögens zur Verfügung stellt und nach ihrem Tode ihm das ganze Kapital vermacht. Jedenfalls ist diesem Ehemann nicht die Rolle eines bloßen Strohmanns zugefallen.

†     




Skat-Aufgabe Nr. 7.
Von K. Buhle.

Die Mittelhand hat auf folgende Karten:

(tr. B.)
(p. B.)
(c. B.)
(tr. K.)
(p. As)
(p. K.)
(c. K.)
(c. D.)
(car. K.)
(car. D.)

tournirt und zwar: Drückt nun der Spieler r.K. r.O. , so wird er Schneider, obwohl die übrigen Trümpfe zu 2 und 3 vertheilt sind; drückt er dagegen s.K. s.O. (car. K. u. car. D.), so gewinnt er und die Gegner erhalten höchstens 46 Augen.
Wie sitzen und fallen die Karten?



Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 6 auf S. 308:

Der Spieler drückt cD, cZ (+21) und wird bei folgender Kartenvertheilung:

Vorhand: gW, rW, eK, eO, e9, g9, g8, rK, rO, sZ.
Hinterhand: eW, sW, e8, e/, gK, gO, r9, r8, sK, sO.

mit Schneider gewinnen und 101 Augen hereinbekommen, denn es folgt:

1. rK, rD, r8 (+15)   3. sD, sO. sZ. (+24)
2. gD, gO (+14) 4. gZ, gK, g9 (+14)
5. rZ, r9, rO (+13.)

Dasselbe Resultat wird erreicht, wenn die Vorhand irgend ein anderes Blatt anzieht. Dagegen würde der Spieler nicht nur verlieren, sondern sogar schwarz werden, wenn die Gegner rK, rO, mit sK, sO gegen einander vertauschen dürften, bei folhgender Spielführung:

1. sK, sD, e8   5. g9, gD, e7
2. rK, eK, r7 6. rO, eO, rZ
3. sZ, s7, gK 7. g8, gZ, eW
4. sO, s8, gO u. s. w.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)



H. L. in C. Die Freischießen entstanden aus dem Bestreben der Stadtobrigkeiten, die Wehrbereitschaft der Bürger zu heben, die in dem Bewußtsein, daß die Selbstständigkeit ihrer Vaterstadt einzig in der Kraft der Bürgerschaft beruht, mit Freude und Stolz an den kriegerischen Uebungen theilnahmen. Der Name Freischießen dürfte daher rühren, daß zur Aufmunterung den besten Schützen gewisse Freiheiten: Freibrauen, Freiheit in Zoll und Abgaben, auch Freiwiesen und Aecker frei abzuernten verliehen wurden. In früheren Zeiten fanden die Freischießen jedoch mindestens ebenso oft in anderen Monaten des Sommers als im Juni statt und es ist durchaus keine Bevorzugung gerade dieses Monats bemerkbar. Wenn dieselbe in der Gegenwart, wie Sie schreiben, hervortreten sollte, so läßt sich dies wohl nur dadurch erklären, daß die Zeit der Sommersonnenwende seit urdenklichen Zeiten festlich begangen wurde, aus welchem Grunde auch die christliche Kirche die Festtage Johannis des Täufers und Peter und Paul in dieselbe verlegte, denen sich noch Mariä Heimsuchung (2. Juli) anschließt. Nur diese heute noch anhaltende Festesstimmung dürfte die Bevorzugung des 29. Juni veranlaßt haben. Umfassende Werke über die Geschichte des Schützenwesens und der Schießen gibt es nicht, dagegen eine große Reihe von Geschichten einzelner Schützengesellschaften und hervorragender Schießen, so z. B. der Städte Danzig, Straßburg, Thorn, Wien, Worms etc. Da die meißten dieser Monographien aber nicht von Historikern, sondern von Schützenbrüdern abgefaßt wurden, so entsprechen sie, so dankenswerth diese Arbeiten auch sind, größtentheils doch nicht den Anforderungen, welche man heutzutage an historische Werke zu stellen gewohnt ist.

Karl H. in Bremen. Ueber den Einfluß des Mondlichtes auf den Schlaf ist in früheren Zeiten viel behauptet und noch mehr gefabelt worden. Die Wissenschaft vermag einen spezifischen Einfluß des Mondlichtes auf den Menschen nicht nachzuweisen.

O. S. in Wiesbaden. Wozu „steigern“ Sie sich einen Apparat, mit dem Sie nichts anzufangen wissen? Wenden Sie sich an einen Mechaniker mit der Bitte um Auskunft.

N. W. J. Wir danken Ihnen für Ihre freundliche Zuschrift. Hoffentlich wird sich uns bald Gelegenheit bieten, Ihren Wunsch zu erfüllen.

P. H. in Remscheid. Wir empfehlen Ihnen die Zeitschrift „Die gefiederte Welt“.




In unserem Verlage ist soeben erschienen und durch beinahe alle Buchhandlungen zu beziehen:
Kaiser Wilhelm I.
Ein Gedenkbuch für das deutsche Volk.
Von Ernst Scherenberg.
Elegant in Leinwand gebunden (15 Bogen gr. Oktav) Preis 1 Mark.

Inhalt: I. Glückliche Kinderzeit (1797–1806). II. Frühe Leidensjahre (1806–1810). III. Die Tage der Vorbereitung und Erhebung (1810–1813). IV. Während der Befreiungskriege (1818–1815). V. Mannesjahre des Prinzen Wilhelm (1815–1840). VI. Prinz von Preußen (1840–1858). VII. Prinzregent (1858–1860). VIII. König von Preußen (1861–1871), IX. Oberhaupt des Norddeutschen Bundes (1867–1870). X. Deutscher Bundesfeldherr (1870–1871). XI. Deutscher Kaiser (1871–1888). XII. Kaiser Wilhelms Tod (9. März 1888).

Vorräthig in den meisten Buchhandlungen. Wo der Bezug auf Hindernisse stößt, wende man sich unter Beifügung des Betrags in Briefmarken direkt an die


Verlagshandlung von Ernst Keils Nachfolger in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_372.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2023)