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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

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Die Alpenfee.
Roman von E. Werner.

Hoch über den schneegekrönten Häuptern der Berge stand ein leuchtender Regenbogen. Das Gewitter war vorübergezogen; noch grollte es fern und dumpf in den Schluchten und an den Bergwänden lagerten dichte Wolkenmassen, aber der Himmel war bereits wieder klar, die Hochgipfel hatten sich entschleiert, und jetzt begannen auch dunkle Wälder und grüne Matten langsam aufzutauchen aus dem Nebel- und Wolkenmeer.

Das mächtige, von einem Wildwasser durchbrauste Alpenthal lag tief im Gebirge, so einsam und abgeschieden, als sei es der Welt und ihrem Treiben gänzlich entrückt, und doch hatte die Welt den Weg zu ihm gefunden. Auf der stillen Bergstraße, wo sich sonst nur selten ein Wagen oder ein wandernder Fußgänger zeigte, herrschte jetzt reges Leben und Treiben. Ueberall sah man Gruppen von Ingenieuren und Arbeitern; überall ward besichtigt, gezeichnet, vermessen; die Eisenbahn sollte schon in den nächsten Jahren ihre eisernen Arme in diese Bergeseinsamkeit strecken und die Vorarbeiten dazu waren im vollen Gange.

Oberhalb der Bergstraße, am Rande einer Schlucht, deren felsige Wände schroff abfielen, lag ein Gehöft, das sich auf den ersten Blick nicht viel von den anderen unterschied, die hier und




Sonnwendfeuer am Donauufer bei St. Michael.       Originalzeichnung von W. Gause.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_389.jpg&oldid=- (Version vom 22.1.2018)