Seite:Die Gartenlaube (1888) 452.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)


Vom Bau des Schlosses Friedrichskron. In der „Baugeschichte von Potsdam“ von Heinrich Ludewig Manger (Berlin, 1789) wird auch der Einrichtung des „Neuen Schlosses“ bedacht und dabei werden einige Thatsachen erwähnt, die heute nach hundert Jahren angesichts der letzten Trauerereignisse auch einen weiteren Leserkreis interessiren dürften.

Den Platz, aus dem sich das jetzige Schloß Friedrichskron erhebt, wählte König Friedrich II. selbst aus. Die Bauleute waren mit dem Platz nicht zufrieden und untersuchten den Baugrund. Durch Graben und Anwendung des Erdbohrers wurde festgestellt, daß der Grund bis zu 36 Fuß Tiefe „einerlei Sand“ war, und es ward daher beschlossen, „zur Grundlage des Fundamentes nicht tiefer als, wegen Ungleichheit der Oberfläche, vier Fuß zu graben“. Schloß Friedrichskron wurde also auf dem Sand gebaut, aber Manger bemerkt hierzu: „und auf diesem Sandgrunde steht nunmehr dieses große Gebäude seit fünfundzwanzig Jahren wie aus einem Felsen.“ Zu diesen 25 Jahren können wir heute noch ein ganzes Hundert hinzufügen.

Im Juni 1763 war ein Theil des Fundamentes fünf Fuß über die Erde fertig, bis dahin, wo man die Plinthe von Sandstein aufsetzen wollte. Der König, der bald darauf den Bau besichtigte, war sehr ungnädig, daß mit dem Fundamente so hoch über den Boden gegangen worden sei, befahl daher ernstlich, daß sogleich wiederum drei Fuß davon abgetragen werden sollten.

Es war sehr wohl bekannt, daß man auf dieser Stelle in nassen Jahren mit dem Kahne hatte fahren können. Um indessen nicht ungehorsam zu sein, zugleich aber auch um zu vermeiden, daß bei wiederkommendem hohen Wasser solches nicht in die Zimmer laufen konnte, ward in Gegenwart des Königs sogleich die obere Schicht und, da die Anwesenheit länger dauerte, die zweite und dritte Schicht, zusammen neun Zoll, weggeräumt. Hierbei ließ man es nach dem Hinweggehen desselben bewenden, fing sogleich an die Plinthen zu versetzen und Erde gegen das Fundament zu karren, damit es nicht zu hoch scheinen möchte, und – es war sehr wohl gethan. Denn nach vollendetem Bau hat das Grundwasser etliche Mal bis nahe an das Mittel der Gewölbe im Erdgeschosse gestanden.

Ueberhaupt interessirte sich Friedrich II. sehr für den Bau des Neuen Schlosses und ließ vieles, was ihm nicht gefiel, niederreißen. So ließ er einmal die bereits fertiggestellten Thüroffnungen zumauern und neue anlegen, damit sie nicht in einer Linie lägen und der Luftzug verhütet wurde. Für die große Aufmerksamkeit des Königs selbst in kleineren Geschäften legen diese Details ein deutliches Zeugniß ab. Die Baumeister waren aber mit dem „Dreinreden“ nicht zufrieden und klagten oft mit Recht; denn Friedrich war wohl Staatengründer, aber auf Häuserbauen verstand er sich nicht so gut.

Aeußere Offizierabzeichen. Wie als bestimmt verlautet, stehen dem Offiziercorps des deutschen Reichsheeres verschiedene Aenderungen in der Uniformirung und Ausrüstung bevor, über welche Kaiser Friedrich III. endgültigen Entschluß gefaßt hatte. Wenngleich derartige Anordnungen von nur untergeordneter Bedeutung sind, so hat doch alles, was das äußere und innere Wesen des deutschen Volks in Waffen betrifft, ein so ausgebreitetes Interesse, daß Mitteilungen über beabsichtigte Veränderungen hier ihren Platz finden dürfen.

Zunächst sollen die Tage der Epauletten gezählt, oder richtiger, diese sollen auf eine noch geringere Zahl beschränkt werden, als sie in der letzten Zeit schon im Gebrauch waren. Ursprünglich waren die Epauletten ein Schutzmittel zur Deckung der Schultern, hauptsächlich gegen Hiebe von Kavalleristen, und sollen im vorigen Jahrhundert zuerst in Frankreich aufgekommen sein. In veränderter Form würden sie sodann von der russischen Armee angenommen und im Jahre 1813 von König Friedrich Wilhelm III. in der preußischen Armee für alle Offiziersgrade eingeführt. (Der hochselige Kaiser Wilhelm empfing seine ersten Epauletten aus der Hand seines Vaters am 2. Oktober 1813 zu Breslau, unter gleichzeitiger Ernennung zum Kapitän.) Dieselben hatten zuletzt den Zweck, durch ihre Form, Farbe und Verzierung den Truppentheil, dem ihr Träger angehört, oder den von ihm bekleideten Rang erkennen zu lassen. Außerdem sind die Epauletten Kennzeichen einer besonderen Waffengattung, nämlich der Ulanen, und werden hier auch von Unteroffizieren und Gemeinen getragen; sie sind jedoch dann an den Seiten mit Metallschuppen besetzt und können leicht von den Offiziersepauletten unterschieden werden.

Seit dem deutsch-dänischen Feldzuge von 1864 legen die Offiziere im Felde die Epauletten ab, damit der Metallglanz derselben nicht die Träger zu deutlich als Zielscheibe dem feindlichen Feuer verrathe. An deren Stelle traten im genannten Jahre die Achselstücke bezw. Achselschnüre.

Der Ursprung der Achselstücke ist sehr alt und soll auf das 16. Jahrhundert zurückgeführt werden können. Es wird berichtet, daß sich damals ein wallonisches Regiment in den Niederlanden bei den Spaniern so sehr gefürchtet gemacht habe, daß letztere gedroht hätten, jeden Gefangenen dieses Regiments aufzuhängen. Die Antwort auf diese Drohung bestand jedoch darin, daß sich das ganze Regiment Stricke auf die Achseln gebunden und die Enden mit Nägeln versehen hat, damit die Spanier gleich alles Erforderliche zur Hand hätten, falls sie nämlich einen Wallonen fassen sollten. Auf diese Weise wurde der Strick zu einer Ehrenauszeichnung und endlich zu einem besonders schmückenden Kennzeichen für die Befehlshaber und für diejenigen, welche in deren Auftrag Befehle zu überbringen hatten.

Die heutigen Achselstücke bestehen aus einer silbernen Treffe, die mit zwei schmalen Streifen eingefaßt ist und die Abzeichen des Ranges mit der Nummer oder dem Namenszug des Regiments aufweist. Für die Stabsoffiziere sind die Achselstücke aus einer starken silbernen Schnur hergestellt, die nach einem bestimmten Muster verschlungen ist, und die Generalschulterstücke sind mit einer Goldschnur eingeflochten. Wenn auch die Achselstücke kein so prunkendes Ausrüstungsstück für die Offiziere sind wie die Epauletten, so ist doch nicht zu verkennen, daß Sie gerade durch ihre geschmackvolle Einfachheit den besten Eindruck machen und ihre Zwecke durchaus entsprechen.

Die Maiblumen haben nicht die historische Bedeutung wie Veilchen und Kornblumen, die Erinnerungsblumen an Napoleon und Kaiser Wilhelm: aber sie sind als Frühlingsblumen die Lieblinge des großen Publikums. Neuerdings spielten Sie namentlich in Berlin eine große Rolle; aus Schlesien trafen dort ganze Wagenladungen dieser Blumen ein. Es wird berichtet, daß ein Bahnwagen 30 Körbe, jeder Korb 300 Bund Maiblumen, jedes Bund wiederum 100 Stiele mit Blüthen, so daß die Wagenladung 900 000 einzelne Blumen enthielt. Berlin ist der Hauptstapelplatz für Sendungen nach Paris und London, in Paris hat die deutsche Maiblume ihre Schwester aus Italien und London verdrängt. Man kann ihr keinesfalls nachsagen, daß sie zu den seltenen Pflanzen gehört; aber das Massenangebot von Maiblumen zeugt doch für eine seltene Beliebtheit.

 

Die hundertundein Salutschüsse. Ueber die Entstehung des Gebrauchs, bei feierlichen Gelegenheiten hundertundeinen Salutschuß zu geben, herrschen verschiedene Meinungen. Mehrere leiten diese eigenthümliche Zahl aus der alten deutschen Sitte her, zu allem eins zuzugeben, die sich auch im deutschen Rechte, z. B. bei Fristen, wiederfindet und sich noch beim Handel im gewöhnlichen Leben vielfach erhalten hat; andere geben dieser Zahl folgende historische Entstehung: Als Kaiser Maximilian siegreich aus einem Feldzuge nach Deutschland zurückkehrte und seinen Einzug in Augsburg halten wollte, wurde ihm ein glänzender Empfang zugedacht, unter anderem sollten hundert Kanonenschüsse zu seiner Ehre abgefeuert werden. Der Konstablermeister wußte aber zuletzt nicht, ob er sich nicht um einen Schuß zum Nachtheile des Kaisers geirrt, und ließ, um Vorwürfen zu entgehen, das Geschütz nochmals abfeuern. Von Augsburg zog Maximilian nach Nürnberg; auch diese Stadt wollte den Kaiser in gleicher Weise begrüßen, aber man beschloß, um ihm nicht weniger Ehre als Augsburg anzuthun, denselben sogleich mit hundert und einem Kanonenschuß zu empfangen.

Der Oleander eine Giftpflanze. Wie bekannt, ist der Oleander, wegen seiner schönen, rothen Blüthen, ein beliebtes Ziergewächs. Dagegen wissen die meisten Liebhaber desselben wohl nicht, daß der Oleander zu den Giftpflanzen gehört. Es ist deshalb, zumal wenn er im Zimmer gehalten wird, Vorsicht geboten, da er unter Umständen sehr schädlich werden kann. Schon Plinius erwähnt vom Oleander, daß er giftig sei, und neuere Forschungen haben dies bestätigt. In Madrid kamen vor einigen Jahren Vergiftungsfälle dadurch vor, daß man Vögel aß, die mit Oleanderblättern gebraten waren. Im Süden Italiens und Spaniens verwendet man die geriebene Rinde dieser Pflanze als Rattengift und zur Vertreibung sonstigen Ungeziefers. In beiden Ländern gelten die Gegenden, wo viel Oleander wächst, als mit dem Sumpffieber behaftet, und die Einwohner vermeiden es, sich längere Zeit dort aufzuhalten. In Nordafrika, wo er den Ufern der Flüsse einen besonderen Reiz verleiht, wird er in der Nähe menschlicher Wohnungen nicht geduldet, und es bestehen in dieser Beziehung sogar obrigkeitliche Vorschriften. Merkwürdig ist, daß selbst die Bienen den Oleander verschmähen.

Schach-Aufgabe Nr. 9.
Von Georg Chocholous in Bodenbach.

Weiß zieht an und seht mit dem dritten Zuge matt.

Auflösung der Schach-Aufgabe Nr. 8 auf S. 428:
Weiß:   Schwarz:
1. e 4 – e 5 f 6 – f 5!
2. T f 3 – f 4 beliebig.
3. T f 4 – d 4: "
4. entsprechend matt.
Auf 1. . . . g 4 – f 3: folgt das Drohspiel: 2. L d 3 – e 4 etc.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_452.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_452.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)