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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Ein berühmter Fußgänger hat vor kurzem in der deutschen Reichshauptstadt seinen Wohnsitz genommen. Es ist der Afrikaforscher Schweinfurth, der bisher ständig sich in Kairo aufhielt. Tüchtige Fußgänger sind alle Afrikaforscher überhaupt; denn dort muß man zu Fuß vordringen, und die wenigsten der Reisenden haben weitere Strecken auf Ochsen duchritten oder Stromfahrten unternommen. Schweinfurth war jedoch der erste, der in seine Fußtouren eine systematische Ordnung brachte. Er zählte die zurückgelegten Schritte. Die Noth brachte ihn auf diesen Gedanken, derart die Wege zu messen. Ein Brandunglück beraubte ihn fast sämmtlicher Vorräthe und dabei gingen auch seine Taschenuhren verloren. Da zählte er seine Schritte, studirte sie und fand, daß die gewohnheitsmäßige Schrittlänge des Wanderers immer so ziemlich dieselbe bleibt. Die Schweinfurthsche variirte je nach Beschaffenheit des Pfades zwischen 0,6 bis 0,7 Meter. Die Zählmethode war folgende: Es wurde immer nur bis 100 gezählt und die einzelnen Hunderte an den Fingern abgelesen. Wenn 500 voll war, so wurde auf dem Notizblatt ein Strich gemacht, das zweite 500 gab alsdann einen Strich in die Quere, so daß ein Kreuz entstand, welches 1000 bedeutete. In den sechs Monaten, welche die Rückreise dauerte, zählte Schweinfurth auf diese Weise 1¼ Million Schritte. Ein Kapitel seines Musterwerkes „Im Herzen von Afrika“ schließt mit den bezeichnenden Worten. „Am 19. Februar begrüßte ich nach neunundvierzigtägiger Abwesenheit und nach einer Wanderung von 876 000 Schritten meinen alten Freund Chalil.“

Dieses Schrittzählen, das zur Skizzirung der Landkarten dem Gelehrten beinahe als einziges Mittel übrig geblieben war, zeugt gewiß von einer seltenen Ausdauer; denn auf dem Marsche mußte nicht allein gezählt, sondern auch beobachtet werden.

Was kostet ein Kanarienvogel? Deutschland züchtet alljährlich Hunderttausende Kanarienvögel, die zum großen Theil in das Ausland, namentlich nach Amerika, gesandt werden. Die zur Ausfuhr bestimmten Vögel werden in der Regel mit 3 Mark für den Kopf bezahlt; im Einzelverkauf in Deutschland beträgt der Durchschnittspreis 10 Mark. Die besseren Sänger machen natürlich eine Ausnahme; es werden für dieselben 20 bis 50 Mark bezahlt; ja, es sind Fälle bekannt, daß für einzelne Vögel 100 Mark und mehr gegeben wurden. Die höchsten Preise werden jedoch in Nordamerika erzielt. Fast unglaublich klingt es, daß dort einzelne ausgezeichnete Exemplare für 1000 Dollar (über 4000 Mark) verkauft wurden. Kein Wunder darum, daß die Kanarienvogelzucht für viele eine reiche Quelle der Einnahme bildet. Für St. Andreasberg wird von W. Böcker-Wetzlar („St. Andreasberg und seine Kanarienzucht“, Verlag von A. Schröter in Ilmenau) die jährliche Einnahme der Züchter mit 200 000 Mark berechnet. 600 Familien beschäftigen sich nebenbei mit derselben und einzelne beziehen aus ihren Hecken eine größere Einnahme als aus ihrem Haupterwerbszweige.

Scherz-Aufgabe.

Die Buchstaben des Wortes LICHTENSTEIN sind so in die Fächer der nebenstehenden Figur zu vertheilen, daß in jedem Fach ein Buchstabe steht, und zwar soll von den Buchstaben nichts hinweggenommen werden. Wie ist dies zu bewerkstelligen?

Auflösung der Hieroglyphen auf S. 548:

     Das Edle zu erkennen ist Gewinst,
     Der nimmer uns entrissen werden kann.
(das edle zu erkennen ist gewinst
der nimmer uns entrissen werden kann)

Kleiner Briefkasten.

(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

R. B. in Schlegel. Denselben Uebelstand, über den Sie klagen, finden Sie in vielen Gegenden Deutschlands. Alljährlich wird von lebensgefährlichen oder tödlichen Verwundungen durch den Biß der Kreuzotter berichtet, aber es wird nichts unternommen, um diese Giftschlange auszurotten. Auch H. Lachmann, der treffliche Kenner unserer einheimischen Schlangen, rügt diesen Umstand in seinem soeben erschienenen Werke „Die Giftschlangen Europas“ (Magdeburg, Creutzsche Verlagsbuchhandlung). Nach seinen Angaben soll nur in den Reichslanden von seiten der Behörden ein Vorgehen zur Vertilgung der Giftschlangen stattfinden. Bedenkt man, daß für den Abschuß von Raubthieren, welche die Jagd und die Fischerei schädigen, Prämien ertheilt werden, so muß man sich wundern, daß die sehr gefährliche Kreuzotter nicht energischer verfolgt wird.

Fr. Kl. in Heidelberg. Den von Ihnen erwähnten Artikel über die „Leipziger Puppendoktorin“ mit Bild (nicht: „Berliner Puppen-Klinik,“ wie Sie irrthümlich angaben) finden Sie im Jahrg. 1874, Nr. 49, Seite 786. Leider besteht dieses Leipziger Puppenlazareth, wie wir bereits in dem Artikel „Aus den Geheimnissen der Puppentoilette“ in Nr. 2 dieses Jahrgangs mittheilten, nicht mehr, da dessen Leiterin gestorben ist. Die Puppendoktorin, welche Jahre hindurch mit Aufopferung und liebevollem Verständniß für die Gebrechen der Kleinen das Leben manches wachsbleichen oder porzellanköpfigen Patienten zu fristen vermochte, hat ihre erfolgreiche Thätigkeit inmitten ihrer Schutzbefohlenen plötzlich einstellen müssen.

E. B. in Lahr. Wir bitten um Angabe Ihrer genauen Adresse, damit wir Ihnen brieflich antworten können.

Leserin in H. Die von der Association of German Governesses (16 Wyndham Place, Bryanston Square, London W.) veranlaßte „Sammlung zur Abtragung der Bauschuld des Sanatoriums deutscher Lehrerinnen in England“ hat ein so dankenswerthes Resultat ergeben, daß nunmehr die Bauschuld nahezu getilgt und die Sammlung geschlossen worden ist. Die „Gartenlaube“ gedachte des Vereins im vorigen Jahrgang in dem Artikel „Deutsche Gouvernanten in England“ (S. 706).


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Gruß an die Leser. Von Viktor Blüthgen.Doktor Puppke. Humoreske von B. Renz.Onkel Leos Verlobungsring. Von W. Heimburg.Um hohen Preis. Musikhistorische Novelle von Moritz Lilie.Eine Obstfabel. Von Oskar Justinus.Die neue Reichsgesetzgebung (Wehrgesetz, Wahlgesetznovelle, Vogelschutzgesetz u. s. w.). Von Hermann Pilz.Vom Büchermarkt. von R. v. Gottschall.Die erste Hilfe gegen Masern, Diphterie und Scharlach. Von Dr. M. Taube.Eine Rhein- und Weinfahrt. Von Emil Peschkau.Rückblick auf die Tagesgeschichte. Von Schmidt-Weißenfels.Die Fürsorge für blinde, taubstumme und andere unglückliche Kinder.Die im Deutschen Reiche geltenden Verjährungsfristen für Klagen und Forderungen. von Hermann Pilz. – Statistische, volkswirtschaftliche u. s. w. Notizen und Tabellen. Rathschläge für Haus-, Garten- und Landwirtschaft. – Post- und Telegraphentarif nebst den einschlagenden Bestimmungen in bisher nirgend gebotener Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit. – Uebersicht der Garnisonsorte des deutschen Heeres nebst Servisklasseneintheilung. – Jahrmarktsverzeichnis, Blätter und Blüten, Humoristisches u. s. w. u. s. w. Eine große Anzahl vorzüglicher Illustrationen von A. Müller-Lingke, G. Hahn, F. Defregger, R. Püttner, Fritz Bergen, G. Gerlach, F. Wahle u. a.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 580. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_580.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)