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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)


Heimgegangenen niedergelegt wurde, ist gerade dieses edle selbstlose Wirken doch das ruhmreichste Blatt. Friedrich Hofmann war nicht, wie man zu sagen pflegt, ein guter Mensch, wie es deren viele im Leben giebt und die sich an wohlthätigen Werken betheiligen; ihm war die Wohlthätigkeit Lebenszweck und darum gebührt ihm ein ehrender Platz unter den Philanthropen der Neuzeit.

Friedrich Hofmann zählt zu den populärsten Dichtern und Schriftstellern Deutschlands und seinen Ruf verdankt er seiner patriotischen Gesinnung. „Die Feder taugt nichts, wenn sie nicht im Dienste einer höheren Idee steht“, so dachte er als Schriftsteller und die Einheit Deutschlands war auch für ihn das Ideal, für welches er litt und stritt. Sollen wir an seine Verdienste nach dieser Richtung hin erst erinnern? Fragt nur in Schleswig-Holstein, fragt in Siebenbürgen, fragt die Deutschen unter dem Sternenbanner jenseit des Oceans – dort überall kennt man ihn; denn in Zeiten schwerer Kämpfe trat er muthig ein für die „verlassenen Bruderstämme“ und suchte stets auch in weitester Ferne das Band nationaler Zusammengehörigkeit fester zu knüpfen.

Noch vor wenigen Wochen dachten wir, daß unser Veteran sich in den Thüringer Bergen unter der sorgsamen und liebevollen Pflege seiner Gattin und Kinder erholen werde. „Auf Wiedersehen! “ wie frisch und zuversichtlich klang noch der letzte Abschiedsgruß! Es ist anders gekommen.

Nun ruht er im Thüringerlande, das er so oft besungen, in so vielen Artikeln wahr und warm geschildert.

„Man lebt herrlich auf dem Thüringer Wald und ruhet wohl in der Thüringer Erde!“ Das war vom Herzen gesprochen, theurer Freund, und das Schicksal hat dir deinen Wunsch erfüllt. Dein „Thüringer Frühling“ wird jedes Jahr kommen und mit frischen Blumen deinen Grabhügel schmücken. Es wird aber noch Jahre lang auch eine andere Saat sprießen, blühen und goldene Früchte tragen, die herrliche Saat der guten Thaten, die du ausgestreut hast. Und dein Andeuten wird fortleben in den Herzen aller, die du beglückt hast, und in den Herzen der Freunde und Kameraden, die um dich trauern.

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Fremdwörter des deutschen Bühnenwesens. Abgesehen von den Speisekarten und den militärischen Reglements findet sich der größte Schatz von Fremdwörtern bei der deutschen Bühne. In einem kurzen Mahnruf: „Deutsche Worte für deutsche Kunst“, will Fritz Ehrenberg die deutsche Bühne von diesem Fremdwörterwust befreien. Unter seinen Vorschlägen findet sich weniger Gezwungenes als unter vielen Verdeutschungen fremdsprachiger Kunstausdrücke. Wir wollen aus der großen Liste einige mehr oder weniger annehmbare neudeutsche Wortbildungen hervorheben: für Regie Spielordnung, für Regisseur Spielordner, für Bonvivant Lebemann, für Corps de Ballet Tanzchor, für Koulisse Seitenwand, für Ensemble Gesammtspiel, für Repertoire Spielplan, für Requisiten Geräthe, für Souffleur Vorsprecher, für Solisten Einzelsänger, für Soubrette muntere Sängerin, für Personal Künstlerschaft, für Novität Neuheit. Doch fehlt es auch nicht an einzelnen Uebertragungen, denen man die Gewaltsamkeit anmerkt, während bei andern das neue Wort einen Doppelsinn hat. Im ganzen ist es nur zu billigen, daß man auf allen Gebieten wenigstens die überflüssigen Fremdwörter auszumerzen sucht.

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Kochunterricht für arme Mädchen. Vor einiger Zeit haben wir unsern Lesern mitgetheilt, daß in Darmstadt der Versuch gemacht worden ist, Schulmädchen im Alter von 13 bis 14 Jahren Kochunterricht zu ertheilen. Der Unterricht erstreckte sich lediglich auf Töchter ärmerer Familien, auf jene Kinder, deren Eltern tagsüber in Fabriken arbeiten und der häuslichen Erziehung sich nicht widmen können. Nunmehr ist beinahe ein Jahr seit der Einführung des Unterrichts verflossen und die Möglichkeit gegeben, über die Zweckmäßigkeit der Neuerung ein Urtheil abzugeben. Es freut uns, daß wir unsern Lesern sagen können: der Versuch ist gelungen. In einem Bericht, der darüber soeben erschienen ist, heißt es:

„Der Eifer der jungen Köchinnen war stets groß, ihre Anstelligkeit natürlich sehr verschieden; die Mehrzahl begriff aber sehr leicht und arbeitete sorgfältig und mit gutem Erfolg. Bei der Entlassung aus der Anstalt erhalten die Kinder ein entsprechendes Kochbüchlein (,Zur Volksküche in der Familie‘, bei L. C. Wittich in Darmstadt) als Geschenk. Bereits werden die Mädchen zu Hause an den Herd gestellt, so oft die Mutter ihrem Verdienst nachgeht. Der Zweck des Unternehmens ergiebt sich also als vollständig erreichbar, es ist aber auch durch dieses gelungene Beispiel dargethan, daß die Gemeinden ohne große Kosten ihren Volksmädchenschulen einen solchen Kochunterricht beigeben können, und dieser Beweis hat im Interesse der ärmeren Familien und ihres häuslichen Glückes für uns den höchsten Werth.“

In der That betrugen die Kosten des Unternehmens nur einige hundert Mark. Man kann darum die Nachahmung dieses gemeinnützigen Kochunterrichts nicht warm genug empfehlen. Wie viele Tausende von „Hausfrauen“ des Arbeiterstandes giebt es heutzutage, die nicht kochen können; wie viele Tausende von Männern werden dadurch ins Wirthshaus geführt, und wie viel Vermögen der kleinen Leute wird durch die Unkenntniß der Frauen in Küchenangelegenheiten nutzlos verschwendet! Das ist auch ein sociales Uebel, und doch ist es so leicht, ihm abzuhelfen. Also geht und thut desgleichen!

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Neckereien.
(Schnaderhüpfeln.)
(Mit Illustration S. 593.)

Und verliebt bist halt do’,
Da derfst sagen, was d’ magst,
Und dös wiss’ma voneh[1]
Wennst aa gar nix mehr sagst!

Mir san alte Jager,
Die g’spüren’s im Wind;
Und die birschen all’s auf[2]
Und drum b’stehs uns nur g’schwind!

War’n aar’ amal[3] jung,
Und drum kenn’ ma den Handel;
Schaug’ nur nit so wega[4]
Und mach’ koa so Pfandel[5]

Schaug lieber aufs Pfandel[6]
Am Feuer da drent[7];
Wenn der Schmarrn für Dein Schatz woar,
Woar’ er nit so verbrennt!

Ja mei’, dös Verbrenna,
Dos geht halt a so!
Mir san alte Jäger –
Und verliebt bist halt do’!

 Karl Stieler.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

F. G. in L. Auch von anderer Seite gingen uns Nachrichten zu, welche bezüglich unseres Artikels „Unfall-Meldestellen“ („Gartenlaube“ 1888, S. 66) ebenfalls in die Worte:

„Er stimmte den Gemeinderath
Zu einer rasch vollführten That“

zusammengefaßt werden könnten. Die Einrichtung einer Unfall-Meldestelle ist für die kleinste wie für die größte Gemeinde eine nicht genug zu empfehlende Vorsichtsmaßregel. Bleibt die Einrichtung unbenutzt, um so besser! Aber man sollte es nicht darauf ankommen lassen, durch Schaden klug zu werden. Es freut uns, daß unser Artikel in Ihrem Wohnorte die beabsichtigte Wirkung ausgeübt hat zum Nutzen und Frommen Ihrer Mitbürger.

K. in B. Das Wort „Nickel“ bedeutete früher wohl etwas Geringwerthiges, es wohnte ihm eine wegwerfende Bezeichnung bei. Aber die Geringschätzung galt keineswegs dem Metall, welches jetzt in hohen Ehren steht, sondern einem nickelhaltigen Erz. Dieses schien den äußeren Anzeichen nach viel Kupfer zu enthalten, und da es mit wirklichen Kupfererzen vermengt war, versuchte man öfters, aus ihm Kupfer zu gewinnen. Das gelang natürlich nicht. Das Nickelerz erschwerte vielmehr die Bearbeitung des wirklichen Kupfererzes. Als in neuester Zeit aus dem Nickelmetall Scheidemünze geprägt wurde, erinnerte man sich wohl der alten wegwerfenden Bezeichnung, die bald populär wurde.

A. M. in Indianapolis. Wir danken Ihnen für die Mittheilung, daß nicht bloß in New York, sondern in allen nordamerikanischen Städten, in denen das sogenannte Metropolitan Polizeisystem besteht, die Polizisten vor ihrer Aufnahme in die Polizeimannschaft gemessen werden. Jenes System besteht darin, daß in den Städten, in denen es eingeführt ist, die Stadt die Polizeimannschaft zu unterhalten hat, die Mitglieder derselben aber von einem aus Staatsbeamten, nicht Stadtbeamten, gebildeten Verwaltungs- oder Polizeirath angestellt werden.

Else auf dem Schwarzwald. Es freut uns, daß die Praktische Hausfrau auf dem Schwarzwald unseren Artikel so aufmerksam gelesen hat und nun dem „halbvergessenen Metall“ wieder zu Ehren verhelfen will. Natürlich wollen wir Ihnen gern verrathen, woher Sie die zinnernen Teller beziehen können: jede Handlung von Haushaltungsgegenständen oder jeder Zinngießer in irgend einem größeren Orte wird Ihnen dieselben vorlegen oder sie Ihnen doch in kürzester Zeit besorgen können. Kennen Sie aber in Ihrer Nähe keine solche Handlung, welche Ihnen zusagt, so geben Sie uns wohl gefälligst Ihre genaue Adresse an und wir wollen Ihnen gern eine Leipziger Firma brieflich namhaft machen.


In dem unterzeichneten Verlage ist erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:

Bei Friedrich Karl.
Bilder und Skizzen aus dem Feldzuge der zweiten Armee.
Von Georg Horn,
Berichterstatter im Hauptquartier Seiner königlichen Hoheit des General Feldmarschalls Prinzen Friedrich Karl von Preußen.
2 Bände.       gr. 8.       1872.       Preis 6 Mark.

Bei dem durch die kürzlich stattgefundene Enthüllung des Prinz Friedrich Karl-Denkmals neuerdings geweckten Interesse für das Leben und die Thaten des heldenmüthigen Heerführers dürfte ein Hinweis auf obiges, in unserem Verlage erschienenes Buch, welches Georg Horn, den Berichterstatter der „Gartenlaube“ bei der zweiten Armee im Deutsch-Französischen Kriege, zum Verfasser hat, unseren Lesern angenehm sein.

Dasselbe entrollt ein lebensvolles, unter dem unmittelbaren Eindrucke der gewaltigen Ereignisse hervorgerufenes Bild der großen Zeit und ihrer Heldenthaten. Wo der Bezug auf Hindernisse stößt, wende man sich direkt an die

Verlagshandlung von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

  1. Das wissen wir zuvor.
  2. entdecken.
  3. auch einmal.
  4. weg.
  5. mach’ kein so böses Gesicht.
  6. Pfanne.
  7. da drüben.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 596. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_596.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2024)