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verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Frühstücksaustheilung an arme Kinder in den Schulen während der Wintermonate. Auf das in unserer Nr. 40 veröffentlichte Gedicht von Emil Rittershaus sind uns zahlreiche Zuschriften aus unserem Leserkreis (zum Theil mit Beifügung von Geldbeträgen) zugekommen. Wir haben aus denselben zu unserer Freude ersehen, daß das schöne Gedicht, wie es aus dem Herzen kam, auch vielen zu Herzen gegangen ist. Die meisten dieser Zuschriften enthalten nun aber eine und dieselbe Aeußerung: „Wir fühlen, daß da geholfen werden muß, wir wollen von Herzen gern helfen, aber wie greifen wir die Sache am besten an? Der einzelne kann ja wohl in seiner allernächsten Umgebung sich nach darbenden Kindern umsehen und dieselben mit Frühstück versorgen; aber wäre es nicht besser, wenn sich überdies noch Gleichgesinnte zusammenthäten und gemeinschaftlich in weitem Umfange zu helfen suchten?" Auf diese Fragen ertheilt der Verfasser des Gedichtes, Herr Emil Rittershaus in Barmen, die nachfolgende Antwort:

Der Bitte für arme Kinder in Nr. 40 der „Gartenlaube“ lasse ich noch die nachstehenden praktischen Winke folgen: Um jenes Unternehmen ins Leben zu rufen, ist es natürlich zuerst nothwendig, ein Komitee zu bilden, welches mit den Schulinspektoren, Lehrern und Armenpflegern in Verbindung tritt, um sich zu vergewissern, daß die Gaben auch stets an die richtige Stelle kommen. Würdigkeit oder Unwürdigkeit der Eltern oder Kinder können nicht in Betracht gezogen werden, einzig und allein die Bedürfnißfrage! Nur dort soll man helfend eingreifen, wo wirkliche Armuth vorhanden ist, wo die Eltern nicht in der Lage sind, den Kindern ein solches Frühstück verabreichen zu können, wie die heranwachsende Jugend es braucht. Hat man die Zahl der unterstützungsbedürftigen Kinder ermittelt, so ist es nicht schwer, festzustellen, welche Kosten aufzubringen sind, um die Sache ins Leben zu führen; dann ist es an der Zeit, durch Rundgänge bei den Mitbürgern sich Jahresbeiträge zu sichern, damit die Einrichtung sich dauernd als lebensfähig erweist.

Die Frühstücksaustheilung muß in der Schule selbst (oder in einem derselben nicht zu ferne liegenden geeigneten Lokal) geschehen, und zwar eine Viertelstunde vor Beginn des Unterrichts, damit die Schulordnung nicht gestört werde. Unsere Lehrer und ihre Angehörigen werden in menschenfreundlichem Sinne gerne dazu die Hand bieten, und hier ist auch ein Feld, wo unsere Gattinnen und Töchter sich hilfreich zu erweisen vermögen. Wie das schon längst in den Volksküchen Brauch ist, können sie sich hierbei betheiligen, die sorgfältige Reinigung der Blechbecher besorgen lassen und durch freundliche Worte an der rechten Stelle segensreich wirken. Ich weiß sehr wohl, daß es viele Mühe kostet, ein solches Amt zu übernehmen, aber werkthätige Menschenliebe erfordert nun einmal wirkliche Opferwilligkeit! – Daß Milch und Brot von durchaus guter Beschaffenheit sein müssen, ist selbstverständlich.

Das Opfer einer Epidemie. Wer von uns hat nicht im Herbst todte Fliegen an den Fensterscheiben beobachtet? Rings um das an der Glasscheibe festklebende Insekt sehen wir einen nebelartigen Hof, und über dieses Gebilde habe ich von verschiedenen Leuten gar wundersame Erklärungen gehört. Nach dem einen war die Fliege an Brechdurchfall zu Grunde gegangen, nach dem andern war jener Hof weiter nichts als der „festgewordene Fliegenathem“. Ja, es waren einmal keine Gelehrten, die nur jene Erklärungen gaben. Die todte Fliege an der Fensterscheibe ist ein kleines, aber interessantes Studienobjekt, und die neuere Forschung hat sich auch mit ihr befaßt. Hier in aller Kürze ihr Gutachten über diesen Fliegentod.

Nicht nur die Menschen müssen das unsichtbare Geschlecht der mikroskopischen Spaltpilze, die man gewöhnlich Bacillen nennt, fürchten, auch die Insekten werden von diesen winzigen Feinden verfolgt. Die Seidenraupen werden von zwei Spaltpilzen befallen, und die Seidenzüchter kennen wohl diese Krankheiten des Seidenwurms. Auch unsere Stubenfliege, die ja mitunter ansteckende Krankheiten verbreiten soll, hat unter den Mikroorganismen ihren besonderen Feind. Ein Schimmelpilz ist es, der in der Wissenschaft den Namen Empusa Muscae führt, ein Verwandter des Pilzes, der das Brot in unseren Speisekammern schimmlig macht. Die Sporen der Empusa Muscae fallen namentlich im Herbst auf die Fliegen; sie treiben hier sozusagen Wurzel, jenes vielverzweigte, fadenförmige Pilzgebilde, das man Mycel nennt. Dieses Mycel wächst in den Fliegenkörper hinein und schwächt die Fliege, daß sie sich irgendwo setzt und zu Grunde geht. In der todten Fliege reift der Schimmelpilz und sendet nach außen Sporen, welche auf der Fensterscheibe jenen „festgewordenen Fliegenathem“ bilden.

Die Fensterscheibe wird von anderen Fliegen besucht; diese laufen über die Todten hinweg und die Sporen dringen in die Höhlungen des Körpers, zwischen die Bauchringe etc. hinein; die Fliege ist angesteckt und muß zu Grunde gehen. So entstehen auch unter den Stubenfliegen wahrhaftige Epidemien!

Schach-Aufgabe Nr. 12.
Von J. Berger in Graz.

Weiß zieht an und setzt im dritten Zuge matt.


Auflösung der Schach-Aufgabe Nr. 11 auf S. 648:
1. T g 4 – g 2
2. e 5 – e 4
  2. f 3 X e 4
K –
  3. T g 2 – e 2 resp. g 5
1. . . . . . . . .
L f 1 X g 2 (e 2)
2. D h 1 – a 1 3. D resp. S
1. . . . . . . . .
d 3 – d 2
2. T g 2 X d 2
L f 1 – d 3
3. T d 2 X d 3
1. . . . . . . . . 2. D h 1 – h 3 D h 3 – e 6

Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

E. S. in B. In unseren Artikel über das Eichendorff-Denkmal in Neisse (in Nr. 38 des lauf. Jahrg.) haben sich einige Irrthümer eingeschlichen: Meister Seger ist kein geborener Neisser, sondern aus Neurode in der Grafschaft Glatz, und hat die Büste nicht nach „einem jüngeren Vorbilde“, sondern nach den ihm von der Tochter des Dichters zur Verfügung gestellten Photographien, Bleistiftzeichnungen und Lithographien modellirt. Eine Büste hat bisher nicht existirt. Der Zweig, welcher sich um den Namen des Dichters schlingt, besteht aus einem Gefüge von Eichen- und Lorbeerblättern.

A. R. in Bingen. Der Torgauer Zweigverein des allgemeinen deutschen Sprachvereins hat ein einfach ausgestattetes Druckblatt herausgegeben, welches etwa 1500 der am häufigsten gebrauchten Fremdwörter nebst Verdeutschungen enthält und für den geringen Preis von 10 Pfennigen (in Briefmarken) auch an Nichtmitglieder des Vereins abgegeben wird. Das kurze Verzeichniß wird Ihnen und allen willkommen sein, welche den Grundsatz: „Kein Fremdwort für das, was deutsch gut ausgedrückt werden kann“ an ihrem Theile durchführen helfen wollen. Die Versendung des Druckblattes besorgt Herr Amtsrichter Bruns zu Torgau.

D. K. in Elberfeld. Das letzte Werk von Dr. Friedrich Hofmann ist seine Gedichtsammlung: „Nach fünfundfünfzig Jahren“, welche Sie zum Preise von 5 Mark 25 Pf. gebunden mit Goldschnitt durch jede Buchhandlung beziehen können.

R. B. in Nordhausen. Infolge des Artikels „Der Kuckuck brütet“ in Nr. 25 des laufenden Jahrgangs der „Gartenlaube“ ist uns von Naturfreunden eine große Zahl interessanter Zuschriften zugegangen, in welchen die Darlegungen unseres Artikels durch Mittheilung ähnlicher Beobachtungen vielfach ihr Bestätigung finden. Auch von Ihren Mittheilungen haben wir mit Interesse Kenntniß genommen und sagen Ihnen unseren besten Dank.


In dem unterzeichneten Verlage ist erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:

Gartenlaube-Kalender für das Jahr 1889.
14¼ Bogen 8° mit zahlreichen Illustrationen. Preis elegant gebunden 1 Mark.

Der Gartenlaube-Kalender 1889 enthält neben zahlreichen statistischen, volkswirtschaftlichen, historischen und genealogischen, haus-, garten- und landwirtschaftlichen Notizen und Tabellen eine stattliche Reihe belehrender und unterhaltender Artikel, sowie Erzählungen und Humoresken von W. Heimburg, M. Lilie, Oskar Justinus, E. Peschkau, B. Renz, R. v. Gottschall u. a., und eine Menge vorzüglicher Illustrationen von F. Defregger, G. Hahn, R, Püttner u. a.

Der Gartenlaube-Kalender ist zum Preise von 1 Mark in den meisten Buchhandlungen zu haben. Wo der Bezug auf Hindernisse stößt, wende man sich direkt an die Verlagshandlung

Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1888, Seite 756. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_756.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2020)