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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

ihrer Erscheinung, die Modulationsfähigkeit ihres klangvollen Organs brachten besonders den schwunghaften Monolog Schillers zu zündender Geltung. Die Inscenirung von seiten des Direktors Barnay fand die wärmste Anerkennung.

Hoffentlich nimmt die Direktions- und Regiethätigkeit den Künstler Ludwig Barnay nicht so in Anspruch, daß er außer seinen bekannten Glanzrollen auch neue einzustudiren vermag, um dem Repertoire der Gegenwart nicht bloß an seinem neuen Theater eine Stätte zu bereiten, sondern ihm auch durch sein hervorragendes künstlerisches Talent festen Halt zu geben.

Ein Künstlerjubiläum. Am 4. Oktober feierte in Leipzig ein Künstler seinen achtzigsten Geburtstag, der auf seinem Gebiete bahnbrechend gewirkt hat, der ehrwürdige Senior der Aquarellmalerei, Karl Werner. In der Musenstadt Weimar am 4. Oktober 1808 geboren, studirte er auf der Akademie und Universität in Leipzig, dann in München, wo er hauptsächlich Landschaften mit Architektur malte. Zwanzig Jahre lang hielt er sich dann in Italien auf, wo seine Kunst sich in gleicher Richtung schöpferisch zeigte. Die Architektur und Geschichte der italienischen Städte wirkten in hohem Maße anregend auf dieselbe, namentlich Venedig, die Marmorstadt der Lagunen, bot ihm reiche Ausbeute; wir erwähnen hier nur seine großen Bilder „Venedig in seinem Glanze und seinem Verfall“, „Der Dogenpalast mit einer Scene aus Shakespeares ‚Kaufmann von Venedig‘“, "Der Triumphzug des Dogen Contarini“, und auch den benachbarten Lagunenstädten gewann er Vorlagen für seine Bilder ab, wie sein in Nr. 41 unseres Blattes aufgenommenes Bild „Der Markuslöwe von Torcello“ beweist. Von einer Reise nach Spanien 1857 brachte er sein schönes Bild „Der Löwenhof der Alhambra“ mit. Die Hauptstoffquelle für seine Aquarellmalerei bot ihm indeß der Orient, boten ihm die Reisen von 1862 und 1864 nach Aegypten, Syrien und Palästina. Wie viele Stätten des heiligen Landes hat er uns lebensvoll und stimmungsvoll vorgeführt! Eine Londoner Ausgabe dieses Albums umfaßt 30 Blatt mit Text. Obschon Werner seinen festen Wohnsitz in Leipzig genommen, so war er doch nach wie vor häufig auf längeren Reisen abwesend, 1875 in Griechenland, 1877 bis 1878 im Sudan, 1881 in Skandinavien. Seit 1882 bekleidet er ein Lehramt an der Leipziger Akademie.

Werner ist ein Meister der Aquarellmalerei und hat zuerst gezeigt, daß dieselbe an Kraft und Glanz der Farbe mit der Oelmalerei wetteifern kann. Auch in den äußern Maßen, in der Größe dieser Aquarellbilder hat er einen solchen Wettkampf nicht gescheut. „Wasser thut’s freilich nicht“ – sagte der eine Festredner bei der Jubiläumsfeier mit Bezug auf Luthers Ausspruch – „es muß auch Geist bei dem Wasser sein.“ Und diesen Geist hat Werner in allen seinen Schöpfungen bewährt. Der ausnehmend produktive, bei hohen Jahren noch unermüdlich schaffende Künstler hat die deutsche Aquarellmalerei der französischen und englischen ebenbürtig hingestellt und übertrifft beide noch mit Bezug auf die Präcision der Zeichnung.

Wünschen wir, daß der würdige Nestor der Kunst noch lange seine geistige Jugendfrische bewahren möge!

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Des Jägers Freude. (mit Illustration S. 757.) An einem sonnigen, windstillen, nicht zu kalten Wintertage sind wir auf dem Felde zur Hasensuche. Zur Linken geht mit würdigem Schritt Nimrod, der „ferme“ Gebrauchshund. Kaum giebt es ein unweidmännischeres Jagen, als die Suche auf Hasen ohne einen solchen Begleiter.

Jetzt sind wir auf einem Sturzacker, da sitzt der Hase gern. Richtig! Dort auf 100 Schritt, viel zu weit zum Schuß, geht schon einer los – „der Bursch muß anderes Wetter im Kopfe haben, sonst hielte er wohl besser“ – denkt der Jäger. Nimrod bleibt stehen, hebt den Kopf höher und sieht ruhig Meister Lampe nach. Dieser stellt sich auf die Hinterläufe, besieht sich Jäger und Hund aus sicherer Entfernung, rekognoscirt dann das Feld vor sich und hoppelt „mit der Blume schnirzelnd“ (das Schwänzchen auf und ab bewegend) gemüthlich weiter. Es ist ein Rammler; schade, daß es zu weit war. Jetzt steht einer auf 20 Schritt auf – es knallt – und mit dreimaligem Purzelbaum tritt er seine Reise ins Jenseits an. Noch bevor Nimrod bei ihm ist, wird wieder einer hoch – aber ziemlich weit. Die Schroten sausen ihm um den Kopf, die Wolle stiebt − aber Lampe ist scheinbar gesund und flüchtig geht er ab. Nimrod, apporte! Der brave Hund versteht seinen Herrn – über den verendeten Hasen hinweg geht’s dem kranken nach. Immer näher kommt er demselben – nur noch wenige Schritte trennen beide – da sieht Lampe, daß er verfolgt wird, und jetzt strengt jeder seine Kräfte an. Den einen treibt die Todesangst, den andern die Jagdleidenschaft – und beides sind sehr scharfe Sporen. In wildem Wettlauf geht’s dem nahen Buschwald zu. Schon ist Nimrod seinem Opfer fast zum Greifen nahe – ein Sprung – aber Lampe duckt sich – und der Hund schießt weit über ihn hinweg. Wieder hat der Hase einen Vorsprung gewonnen und beide verschwinden in den dichten Büschen. Das sind lange, erwartungsvolle Minuten – banges Hoffen, eine der vielen süßen Foltern, die das Jagen würzen. Endlich – endlich trabt er aus den Büschen − den Hasen im Rachen − „Nimrod, bist ein braver Kerl – des Jägers Freude!“

K. Brdt.      

Vexir-Bilderräthsel.

Die richtige Zusammenstellung der in diesem Bilde versteckt befindlichen Buchstaben ergiebt den Namen eines deutschen Klassikers.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

J. K. in Dresden. Für die freundliche Uebersendung von 20 Mark – infolge des Gedichtes „Eine Bitte für arme Kinder“ von Emil Rittershaus – danken wir Ihnen herzlich. Wir haben den Betrag an Herrn Emil Rittershaus in Barmen gesandt, der denselben für den in dem Gedichte angegebenen Zweck verwenden wird.

M. P. in Leipzig. Das in Nr. 41 unseres Blattes enthaltene Vollbild „Feuerwehrübungen am Theater“ wurde nach einer Zeichnung von Arthur Krüger auf Holz übertragen von Paul Wagner.

K. R. in A. Sie Skizze „Friedrich der Große in Kamenz“ von Rudolf von Gottschall steht in Nr. 33 der „Gartenlaube“ Jahrgang 1886.

Co. Wir bedauern, für das Gedicht keine Verwendung zu haben.


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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 772. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_772.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)