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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890)

der Sinne sich spiegelt. Etwas abseits drüben liegen die Zelte der Reisenden; aber sie selbst haben sich herüber gemacht nach dem alten Tempelbau, die braunen, ernsten Männer, als sagte ihnen eine innere Stimme, daß hier der richtige Platz sei, sich in die Welt der Sage zu versenken.

Der Lette-Verein in Berlin. Es ist eine gewaltige Summe von unverdrossener, zielbewußter Arbeit und stetig wachsenden Erfolgen, die von dem obenstehenden einfachen Namen gedeckt wird. Aus kleinen Anfängen heraus hat sich der Verein zu einem Förderungsmittel ersten Ranges für weibliche Berufsthätigkeit zu entwickeln gewußt, und er kann heute, angesichts seiner zahlreichen Schulen und Anstalten, mit berechtigter Genugthuung auf sein 17jähriges – oder eigentlich 25jähriges – Wirken zurücksehen. Die allgemeine Theilnahme der gebildeten und besitzenden Kreise hat ihn getragen, zahlreiche Vermächtnisse sind ihm zugeflossen, die Kaiserin Friedrich war und ist unermüdlich für ihn thätig, aber entscheidender als dies alles ist für sein Bestehen und Gedeihen die ausgezeichnet praktische, umsichtige Anlage, die, nach dem wachsenden Bedürfniß, ein Fach ums andere ins Auge faßte und die Lehrkurse dafür einrichtete.

Der in diesem Jahr ausgegebene Rechenschaftsbericht zählt außer der Handels-, Zeichen- und Gewerbeschule besondere Kurse auf für Schneidern, Putz- und Handarbeit, Schriftsetzen, Frisiren, Kunsthandarbeit, Blumenfabrikation, Feinwaschen und Bügeln, alle mit zahlreicher Betheiligung und späterem Eintritt in die praktische Thätigkeit. Eine stark besuchte Koch- und Haushaltsschule liefert das Material für ein Restaurant mit großem Betrieb, ein Stellenvermittelungsbureau sorgt für Lehrerinnen, Verkäuferinnen, Krankenpflegerinnen und Dienstmädchen. Kurz, es ist ein großes Gemeinwesen der segensreichsten Art, das uns aus diesen Blättern entgegensieht, erfreulich für jeden, der neben dem Wunsch größerer Erwerbsthätigkeit des weiblichen Geschlechtes zugleich die Ueberzeugung hegt, daß diese sich am festesten und sichersten doch auf den eigentlich weiblichen Künsten und Fertigkeiten aufbaut. Br.     

„Liebesgruß“.
Nach einem Gemälde von A. Toulemouche.

Heizbare Güterwagen. Amerika mit seinen langgestreckten Bahnen und seiner wechselnden Temperatur war das Land, das uns zuerst geheizte Güterwagen vorgeführt hat. Eine als Wärmequelle dienende Oellampe erhielt dort je nach der Außentemperatur einen größeren oder geringeren Oelzufluß, wodurch sie bei sinkender Außentemperatur zu einer um so größeren Wärmentwickelung befähigt wurde, während eine am Wagen angebrachte Lüftungsvorrichtung dafür sorgte, daß die Innenwärme nicht über + 2° zu steigen vermochte. So konnte und kann man dort ohne Rücksicht auf die Jahreszeit Südfrüchte, Obst, Kartoffeln, Wein, Bier, Mineralwasser, lebende Pflanzen, Blumen etc. bequem verfrachten. Die fortschreitende Technik hat solche Vorrichtungen mehr und mehr ausgebildet.

In Deutschland bedienten sich die Brauereien in Gohlis bereits Ende der siebziger Jahre heizbarer Güterwagen, die nach Art der Personenwagen für Preßkohlenheizung eingerichtet waren. Solche Wagen bedürfen aber steter Wartung und Aufsicht und bringen deshalb eine Vertheuerung mit sich.

Ob es gelingt, auch die Güterwagen mit Wasserdampf von der Lokomotive aus zu erwärmen – das ist noch eine Frage der Zeit. Man wird dann frische Gemüse von Neapel nach Petersburg versenden können mitten in der grimmigsten Winterkälte.

Das Kleinerwerden im Alter. Das „infame Altwerden,“ wie es der Naturforscher Moritz Wagner in München nannte, der es noch außerdem mit einem Kraftausdruck als „einen schändlichen Spitzbubenstreich der Natur“ bezeichnete, bringt noch etwas mit sich, was in der Regel nicht beachtet wird, eine Abnahme der Körpergröße. Nach den Untersuchungen des Belgiers Quételet bleibt die Körperlänge vom 30. bis zum 40. Lebensjahre unverändert; sie vermindert sich dann vom 40. bis 50. Jahre um 10 Millimeter, vom 50. bis 60. Jahre um 35, vom 60. bis 70. Jahre um 16, vom 70. bis 80. um 10 Millimeter, sehr wenig vom 80. bis 90. Jahre. Der Mensch nimmt also im Durchschnitt in der Zeit des Alters um 71 Millimeter ab. Es ist dies an und für sich ja nicht weiter beachtenswerth; es bestätigt nur die betrübende Thatsache, daß alles im Alter zurückgeht. †     


Kleiner Briefkasten.

A. W. und R. S. in St-ville, Ohio. Die Dienstzeit eines solchen freiwillig eintretenden Wehrmanns beträgt drei Jahre.

Ligetta in K. und Julius F. in Wien. Wir bitten Sie um Angabe Ihrer näheren Adresse, damit wir Ihnen direkt antworten können.




Auflösung des magischen Dreiecks auf S. 740:

Auflösung des Bilderräthsels auf S. 740:
Zwei harte Steine mahlen niemals gut.
Auflösung der Charade auf S. 740:
Drossel – Bart, Drosselbart.





 Soeben ist erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:


Gartenlaube-Kalender für das Jahr 1891.


Sechster Jahrgang.0 15 Bogen 8°.0 Mit zahlreichen Illustrationen.
Preis in elegantem Ganzleinenband 1 Mark.

 Der Gartenlaube-Kalender 1891 enthält Novellen und Erzählungen von W. Heimburg, Hans Arnold u. A.,
belehrende und unterhaltende Beiträge beliebter Autoren, Illustrationen von bedeutenden Künstlern.

 Die früher erschienenen Jahrgänge 1886–1890 des Gartenlaube-Kalenders sind zum Preise von je 1 Mark ebenfalls noch zu haben.
 Bestellungen auf den „Gartenlaube-Kalender“ wolle man der Buchhandlung übergeben, welche die „Gartenlaube“ liefert.

Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890). Leipzig: Ernst Keil, 1890, Seite 772. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1890)_772.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2023)