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verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

„Kalliponan“. Bei andern Völkern giebt es wohl die Sitte, daß gewisse Wörter oder Namen von Frauen in Gegenwart von Männern nicht ausgesprochen werden dürfen, aber in dieser Zweitheilung der Sprache dürfte der Karibenstamm einzig in der Welt dagestanden haben.*     

Bilder aus dem Ueberschwemmungsgebiet. Die Wassermassen, welche in den letzten Tagen des November vor. J. große Zerstörungen im mittleren und nördlichen Deutschland und in Böhmen anrichteten, haben sich wieder verlaufen, und mehr und mehr gewinnt man einen Ueberblick über den Schaden, welchen sie verursacht haben. Da sind es zunächst die Stromgebiete des Rheins und der Weser mit Werra und Fulda, die gelitten haben; an der deutschen Ostseeküste stiegen die Wasser infolge eines heftigen Nordoststurms so sehr, daß man eine Katastrophe wie diejenige des Jahres 1872 befürchtete. Wie es in Böhmen, in Karlsbad aussah, das haben unsere Leser aus Nr. 51 des vor. Jahrgangs erfahren. In Thüringen wurde fast jeder Bach zum reißenden Strome, ganz besonders gefährlich hat sich aber die Saale erwiesen, jener sagen- und poesieumwobene Strom, an dessen „hellem Strande“ so manches muntere Lied aus kräftiger Burschenkehle ertönt. Ja, gerade die Umgebung der alten Musenstadt Jena gehört zu den am schwersten heimgesuchten Strecken. Aber auch alle anderen Ortschaften an dem vielgewundenen Lauf der Saale können erzählen von den bösen Novembertagen. In Kösen rissen die Fluthen die uralte Saalebrücke mit weg und Pioniere mußten durch Anlage einer Pontonbrücke die nothwendige Verbindung wiederherstellen. In Naschhausen bei Dornburg sind zehn Häuser eingestürzt, und die nebenstehende Abbildung giebt uns eine Vorstellung, wie es in dem Dorfe nach dem Abzuge des bösen Feindes aussah. Die obere Abbildung vergegenwärtigt uns die Zerstörungen an der Schmiede zu Weigau bei Camburg, anderthalb Wegstunden unterhalb von Naschhausen.

Die durch Wasserfluthen zerstörte Schmiede zu Weigau bei Camburg a. d. Saale.
Nach der Natur gezeichnet von P. Tübbecke.

Wir hoffen, daß, bis diese Zeilen in die Hände unserer Leser gelangen, schon recht viel geschehen sei zur Linderung der Noth in den von der Ueberschwemmung heimgesuchten Gebieten. Vielleicht aber, daß die lebendige Anschauung von der furchtbaren Wucht des entfesselten Elements, wie sie unsere heutigen Bilder geben, doch da und dort noch einen Säumigen ansporne, das Seine zu thun in opferwilliger Barmherzigkeit. Gelegenheit dazu ist ja überall gegeben und es wird keinem schwer fallen, in den öffentlichen Tagesblättern eine Sammelstelle zu finden, die seine Gabe an die Nothleidenden übermittelt.

Naschhausen bei Dornburg a. d. Saale nach der Ueberschwemmung.
Nach der Natur gezeichnet von P. Tübbecke.

Der Ofen als Ventilator. Der Ofen wird namentlich in der Winterszeit als ein ausgezeichneter Ventilator gerühmt, und das ist er auch, denn er saugt, wenn er geheizt wird und solange die Esse warm ist, eine gewaltige Menge Luft vom Zimmer ab. Viele setzen noch dieser natürlichen Ofenventilation die Krone auf, indem sie über dem Ofen ein Loch mit einem Thürchen in die Esse schlagen lassen. Auch dieses Loch saugt eine Masse der oben an der Decke angesammelten Luft ab. Leider sind aber diejenigen, die da meinen, daß damit schon genug für die Ventilation gethan sei, im Irrthum. Bei einer zweckmäßigen Lüftung der Wohnzimmer kommt es nicht nur darauf an, daß die schlechte Luft fortgeschafft wird, sondern auch darauf, daß an ihre Stelle reine Luft eintritt. Wissen wir nun, woher bei der natürlichen Ofenventilation die „frische“ Luft ins Zimmer kommt? Treten wir, während der Ofen brennt und die Fenster geschlossen sind, mit einer brennenden Kerze an die Thür, die nach dem kalten Vorsaal führt, und halten das Licht an das Schlüsselloch. Da sehen wir sofort an der vom Windzuge abgelenkten Lichtflamme, wie der Ofen die Luft aus dem Vorsaal ansaugt. Also wir erhalten bei dieser Ventilation zumeist die Luft aus dem Vorsaal, dem Treppenhause u. s. w. in das Zimmer. Ob sie immer rein und gesund ist, muß dahingestellt bleiben. Oft kann der Ofen eine sehr schlechte Luft ansaugen.

Wie verhüten wir das? Oeffnen wir einmal das Fenster und kehren mit dem Lichte an das Schlüsselloch zurück. Die Flamme brennt jetzt ruhig, der Ofen saugt auf dem weniger Widerstand bietenden Wege die Luft von der Straße an. Da haben wir die nöthige Belehrung. Wir ventilieren erst dann richtig, wenn wir nicht nur für den Abzug der schlechten, sondern auch für den Zuzug der frischen Luft Sorge getroffen haben. Wo sich keine anderen Einrichtungen treffen lassen, ist es am zweckmäßigsten, eines der oberen Fenster mit einer Glasjalousie versehen zu lassen. *     

Hermann Kaulbachs „Mondfee“ (Zu unserer Kunstbeilage.) In diesem Bilde erhalten unsere Leser das erste von den zwölf Kunstblättern, welche wir außer den zwei bisher schon üblichen farbigen Beilagen dem Jahrgange der „Gartenlaube“ in regelmäßiger Folge beizugeben gedenken. Wir hoffen, daß diese neuen Kunstbeilagen durch die Schönheit ihrer Ausstattung sich den vollen Beifall unserer Abonnenten erwerben und daß die Nummern, welche ein solches Blatt enthalten, jedesmal mit besonderer Freude begrüßt werden.


manicula0 Hierzu die Kunstbeilage: Hermann Kaulbachs „Mondfee“.


Inhalt: [Anm. WS: Inhaltsverzeichnis des vorstehenden Heftes, nicht transkribiert]



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1891). Leipzig: Ernst Keil’s Nachfolger, 1891, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_020.jpg&oldid=- (Version vom 28.6.2023)