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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

Sie sind daher die richtigen Boote für Gebirgsseen und für Ströme, deren landschaftlichen Reizen keine Beeinträchtigung durch Dampfwolken erwachsen soll.

Welche Rolle die Elektricität in den Regionen der Luft spielt, wird in der Frankfurter Ausstellung durch einen Fesselballon gezeigt werden, der mit auf elekrolytischem Wege erzeugtem Wasserstoffgas gefüllt ist. Derselbe wird mit einer elektrisch betriebenen Winde auf- und abgelassen; die Insassen der Gondel sind telephonisch mit dem Aufstiegplatze verbunden, und mit Einbrechen der Nacht tritt ein ebenfalls in der Gondel untergebrachter Scheinwerfer in Tätigkeit; auch sind Versuche betreffs der Lenkbarkeit des Ballons mittels Elektricität beabsichtigt.

Daß es elektrisch betriebene Omnibusse und Velocipede giebt, daß man ferner die Elektricität in Amerika zur Erzeugung von kühler Luft in Theater- und Konzertsälen, zum Betriebe von Schuhputz- und Haarschneidevorrichtungen verwendet, ja, daß sie sogar — vermittelst Apparaten, welche die bei Wahlen abgegebenen Stimmen kontrollieren — bei der Politik mitwirkt, wird nach dem Gesagten niemand mehr Wunder nehmen.

Eine weitere Thätigkeit, die große Mengen elektrischer Kraft in Anspruch nehmen wird, ist die Elektrolyse und Elektrometallurgie, d. h. Umsetzung von chemischen Verbindungen und Reindarstellung von Metallen mit Hilfe der Elektricität.

Von den verschiedenen Verfahren für die Gewinnung von Gold, Silber, Kupfer, Aluminium wollen wir besonders das letztere hervorheben, da dieses Metall durch seine außerordentlichen Eigenschaften geeignet zu sein scheint, in unserer Metallindustrie eine theilweise Umwälzung hervorzurufen. Aluminium wird aus der überall verbreiteten Thonerde auf elektrischem Wege gewonnen. Wasserkräfte von beiläufig 6000 Pferdekräften sind heute schon in der Schweiz und in Oesterreich dafür in Verwendung und ermöglichen dessen Herstellung im großen zu einem Preise, der nur noch einen geringen Bruchteil des vor Jahresfrist üblichen ausmacht. Während das reine Aluminium durch seine Leichtigkeit, durch seine Zähigkeit und durch seine Unempfindlichkeit gegen Säuren für mannigfache Zwecke unersetzlich ist, bildet es auch einen werthvollen Zusatz zu anderen Metallen wie Eisen, Bronze und dergleichen, indem es diesen ein festeres, dichteres und widerstandsfähigeres Gefüge verleiht.

Wir haben im vorstehenden diejenigen Fälle erwähnt, in denen der elektrische Strom in größeren Mengen verwendet wird und dadurch staunenswerte Erfolge erzielt.

In geringerer mechanischer Wirkung, aber in um so häufigerer Anwendung sehen wir den elektrischen Strom bei der Telegraphie und Telephonie auftreten. Welch gewaltiger Unterschied auch auf diesem Gebiete zwischen den ersten einfachen Versuchen und der heute erreichten Höhe! Eine Sammlung geschichtlich merkwürdiger Apparate in der Ausstellung wird diese Fortschritte veranschaulichen, die freilich für den Fachmann mehr Interesse haben als für den Laien. Es sei aus dem Gebiete der Telegraphie nur erwähnt, daß es heute mittels verbesserter Apparate möglich ist, auf einer einzigen Leitung mehrere Nachrichten gleichzeitig abzufertigen. — Eine eigenartige Neuerung bilden auch die sogenannten „Börsendrucker“, welche, bei Privatleuten, in Geschäften etc. aufgestellt, die im Haupttelegraphenamt einlaufenden Nachrichten oder Kursberichte bei den verschiedenen Abonnenten gleichzeitig auf einen Streifen Papier drucken.

Die Telephonie, der Telegraphie jüngere Schwester, wird uns in der Ausstellung mit einer Vervollkommnung ihrer Wunderleistungen überraschen. Nachdem ihre Anwendung in Paris bereits die Einrichtung eines „Theatrophons“ gezeitigt hat, in welchem man die in verschiedenen Stadttheilen stattfindenden Opern- und Konzertaufführungen hören kann, werden Uebertragungen vom Frankfurter Opernhaus, vom Wiesbadener Theater etc. in der Ausstellung keinen besonderen Eindruck mehr machen. Ein ander Ding ist es aber, wenn der erstaunte Hörer auf dem Frankfurter Ausstellungsplatz, eine Aufführung der Münchener Hofoper mittels des Telephons zu hören bekommen wird.

Eine Neuerung auf dem Gebiete des Telephons sind die sogenannten lautsprechenden Telephone, die einer Hörerschaft von Hunderten von Menschen ein Musik- ober Gesangsstück, eine Rede, eine Predigt oder dergleichen vermitteln, und zwar ohne daß es notwendig wäre, Hörrohre an die Ohren zu halten. Wenn wir die hierdurch gebotenen Möglichkeiten ausdenken, so kann sehr bald eine Zeit kommen, die z. B. auch den Bewohnern von Xhausen erlaubt, irgend eine Patti der Zukunft im eigenen Neste singen zu hören. Welche Ausdehnung die praktische Verwendung der Telephonie aber für den täglichen Verkehr gewonnen hat, bedarf keiner Erörterung. Telephonautomaten, welche, wie die bekannten Wiege-, Chokolade- oder Cigarrenautomaten, an geeigneten Plätzen aufgestellt werden und durch Einwerfen eines Geldstückes den Anschluß an das Telephonamt und damit an einen beliebigen Abonnenten ermöglichen, werden die Verwendung des Telephons noch bedeutend steigern.

Wie aus dem Obengesagten hervorgeht, bestehen keine technischen Schwierigkeiten mehr, die Rede mittels des Telephons auf beliebig weite Entfernungen fortzuleiten. Nachdem jetzt schon Telephonverbindungen, wie München-Frankfurt, Paris-London, Berlin- Warschau ganz oder theilweise vollendet sind, wird sich auch ähnlich dem Telegraphenweltverkehr ein ausgedehnter Telephonweltverkehr entwickeln, der uns über Länder, Berge und Meere hinweg mündliche Verständigung ermöglicht.

Daß auf dem Gebiete der Medizin die Elekricität durch Beleuchtungsvorrichtungen, durch galvanokaustische Apparate etc. vielfache Dienste leistet, dürfen wir als bekannt voraussetzen. Neu ist hierbei nur, daß in Städten, wo elektrische Centralanlagen sich befinden, auch der Arzt den nötigen elektrischen Strom gleichwie das elektrische Licht von dorther beziehen kann und besonderer eigener Batterien nicht mehr bedarf"

Auf wissenschaftlichem Gebiete hat die Elektrizität schon seit langem die Schaffung wichtiger Präcisions- und Versuchsapparate und mittels derselben die Durchführung wichtiger Forschungen ermöglicht. Es sind auch hier neue Fortschritte zu verzeichnen.

So helfen alle Umstände zusammen, um uns mit der Elektricität, dieser solange rätselhaft gebliebenen Naturkraft, bekannt und vertraut zu machen; einem deutschen Forscher, dem Professor Hertz in Bonn, ist es vorbehalten geblieben, ihr Wesen zu ergründen und nachzuweisen , daß die Elektrizität kein Stoff ist, sondern in Schwingungserscheinungen besteht, wie Licht und Wärme.

Auch die Vermutung, daß die bewegende Kraft unseres Weltalls auf Elektrizität beruhe, gewinnt neue Grundlagen durch die interessanten Versuche von Zenger in Paris. der nachgewiesen hat, daß die Umdrehung der Planeten eine Folge der elektrodynamischen Thätigkeit der Sonne ist.

So schreitet der menschliche Geist rastlos vorwärts von einer Erkenntniß, zur andern! Aber jede neue Erkenntniß bringt auch neue Räthsel und nette Aufgaben! J. H.     




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Eine unbedeutende Frau.

Roman von W. Heimburg.

(16. Fortsetzung.)

Maiberg klopfte an Leos Zimmerthür. „Herein!“ schallte es, und er trat über die Schwelle. Auf seinen „guten Abend!“ erhielt er eine etwas ironische Verbeugung. Leo stak in einem Flauschrock und auf dem Tische vor der Lampe stand ein großes Glas, noch zur Hälfte mit heißem Grog gefüllt. In der Ecke lag ein Haufen nasser Kleider, eine Wasserspur zog sich über die weißen Dielen bis zu jenen Kleidern.

„Was ist das?“ fragte Maiberg.

„Wasser, reines Wasser aus dem Bache draußen,“

„Hattest Du Unglück? Bist Du über das Brett hinter dem Wehr gegangen, oder --?“

„Das Unglück hatte ich wohl nicht, aber ein anderes, das mittelbar auch mit jenem Brett in Verbindung steht. Ich hoffe, Du beginnst Deine Vertrauensstellung bei der neuen Herrin von „Gottessegen“ mit einem guten Werke und bestehst darauf, daß jenes verwünschte Brett fortgenommen wird. Betrunkene oder solche, die an Schwindel leiden, können dasselbe unmöglich ohne Gefahr überschreiten. Als künftiger Hüttenäskulap hast Du ja so wie so die Verpflichtung, für das leibliche Wohl Deiner Anvertrauten zu sorgen. Ich irre mich doch nicht, wenn ich annehme, daß Deine endlose Unterredung mit dem Chef des Anwesens heute nachmittag dieser Angelegenheit gegolten hat? Ich wüßte in der That

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_286.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2023)