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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

sind übrig geblieben: der mailändische Meneghin, der turinesische Gianduja, der florentinische Stentorello und der neapolitanische Pulcinella. –

Fünf Soldi! Eine halbe Lira! Dafür zwei Stunden lang lachen, und dann in lustiger Gesellschaft in dieser oder jener Taberna, Trattoria, Cantina oder Osteria mit einem strohumflochtenen Fiaschetto kosen zu können, das ist wohlfeil genug. Das Haus – wir sind in Florenz, auf der Via de’ Cecchi, im Teatro Nazionale, das auf der klassischen Stätte des Theaterchens der „Quarconia“ in den vierziger Jahren errichtet ward – das Haus ist gefüllt, daß kein Apfel zur Erde kann, meist von Leuten aus dem Arbeiterstand; sie lachen aus schwarzen Augen und lachen italienisch und bezeigen lebhafter ihren Beifall als das Publikum jenseits der Alpen. „Eingekeilt“ sitzen sie, wie man auf den schrecklichen Bildern an manchem Dorfeingange in Italien die armen Seelen im Fegefeuer sitzen sieht, und dort wie hier fehlt es an dem tröstlichen Pfäfflein nicht, das die Leiden seiner Schäfchen ebenso freimüthig theilt wie die Freuden derselben und, wenn die Späße da unten gar zu weltlich werden, immer die Ausflucht einer kräftigen Prise bereit hat. W. K. 

„Thiere der Heimath“ von Adolf und Karl Müller. Die Brüder Müller haben sich durch ihre zuverlässigen, naturwahren Schilderungen unserer Thierwelt unter den Lesern der „Gartenlaube“ längst schon eine eigene Gemeinde herangebildet, die mit wahrer Freude sich der Führung dieser tüchtigen Zoologen überläßt, um mehr und mehr in die Kenntniß des Thierlebens einzudringen. Das von ihnen herausgegebene Werk „Thiere der Heimath“ erscheint nun in zweiter Auflage in zwei großen Quartbänden (Kassel, Theodor Fischer), deren erster vollendet vorliegt und wohl geeignet erscheint, die volle Theilnahme aller Kreise zu erwecken. Der Inhalt des ersten Bandes zerfällt in einen „allgemeinen Theil“, in welchem das Ehe- und Familienleben der Vögel nebst ihrem Gesange, ihre Nestbaukunst, der Zug der europäischen Vögel, das Seelenleben der Säugethiere und Vögel und der Winterschlaf der höheren Thierwelt auf Grund des genauesten, ernstlichsten Studiums und mit der sichersten Beherrschung des Stoffes dargestellt wird. Die Sprache ist gemeinverständlich, die Textabbildungen und Chromolithographien nach Originalen von C. F. Deiker, Adolf Müller und G. Mützel thun das Ihrige, eine vollkommen klare und lebendige Anschauung zu erzielen.

Der Jäger wie der Forscher, der Lehrer wie der Naturfreund werden aber mit noch gesteigertem Interesse bei dem folgenden „besonderen Theile“, „Wesen und Wandel der Säugethiere“, verweilen, dessen Abbildungen die Thiere in lebensvoller Stellung und mit scharfer Ausprägung ihrer charakteristischen Eigenthümlichkeiten dem Auge vorführen. Raubthiere, Hufthiere, Insektenfresser, Nager und Handflatterer sind in fesselnden Einzelbildern behandelt, und namentlich die Artikel über die Familie der Hunde, mit eingehender Schilderung der Rassen der hohen Jagd und der Hunde für die Niederjagd, werden auch dem erfahrensten Weidmanne neue Gesichtspunkte eröffnen.

Möge nun der II. Band dieses „Prachtwerkes“ bald folgen und das Ganze bei dem deutschen Volke die allgemeine Beachtung finden, welche es verdient! A. 

Wolfsjagd in Bessarabien. (Zu dem Bilde S. 281.) Fast die Hälfte der südrussischen Provinz Bessarabien ist Weideland, und ein im Verhältniß zu der Bevölkerungszahl nicht unbedeutender Bestand an Vieh, insbesondere an Schafen, macht den Hauptreichthum der Bewohner aus. Aber ein mörderischer Feind bedroht die Herden, der Wolf; in großer Zahl haust dieses Raubthier im Lande und trotz der Erbitterung, mit welcher die tatarischen Hirten ihren Erbfeind verfolgen, richtet er dennoch jahraus jahrein großen Schaden an.

Unser Bild schildert uns eine Wolfsjagd in Bessarabien. Von Zeit zu Zeit thun sich zwanzig und mehr von den verwitterten Söhnen der Steppe zusammen, um eine Razzia zu halten. Sie locken die Wölfe erst durch ausgelegte Köder in größerer Zahl zusammen und treiben sie dann in die das Land meilenweit bedeckenden Rohrdickichte. Hier ist der Reiter auf seinem zähen ausdauernden Steppenroß gegenüber dem Wolfe stark im Vortheil. Was hilft es dem Räuber, daß er Haken schlägt oder durch allerlei andere Listen dem Verfolger zu entrinnen sucht! Der bleibt ihm dicht auf den Fersen, bis er den passenden Augenblick erspäht. Nun holt er aus – und mit unfehlbarer Sicherheit saust dem Wolfe der Lasso über den Schädel, die Schlinge zieht sich um den Hals zusammen, in rasendem Galopp stürmt der Reiter weiter, sein Opfer hinter sich herschleifend, bis der letzte Lebensfunke aus ihm entwichen ist.

Dann packt der glückliche Jäger seine Beute auf das schäumende und selbst vor dem todten Gegner noch sich ängstigende Roß, und weiter geht die wilde Hetzjagd. Am Abend aber, wenn die beutebeladene Schar zurückkehrt in das heimische Dorf, da empfängt sie lauter Jubel. Ein Fest wird gefeiert, ein Siegesfest über den Erbfeind, und bis in die Nacht hinein tönt die Geige des Zigeuners über die weite Heide.

Das erste Frachtstück. Die Lokomotiveisenbahn von Nürnberg nach Fürth, welche, als die erste in Deutschland, am 7. Dezember 1835 eröffnet wurde, diente zunächst nur dem Personenverkehr. Erst später machte man auch einen Versuch mit der Güterbeförderung, und die erste Sendung waren – bezeichnend genug für das Bayerland – ein paar wohlgefüllte Fäßlein Bier. Am 11. Juli 1836 nämlich wurde dem Bierbrauer Lederer gestattet, mit dem ersten nach Fürth gehenden Wagen besagte zwei Fäßchen an den Wirth zur Eisenbahn gegen eine Vergütung von je 6 Kreuzer unter der Bedingung zu senden, daß die Fäßchen von dem Wirth bei Ankunft des Wagens sogleich abgeholt würden. Der Direktorialkommissar Dr. Löhner sollte dafür Sorge tragen, „daß dieser kleine Anfang der Güterbeförderung in gehöriger Ordnung vor sich gehe, um solchen vielleicht späterhin ins Große ausdehnen zu können“.

Wir alle wissen, in welch ungeahnter Weise sich mit dem immermehr zunehmenden Durst nach fremdem „Stoff“ der Bierversand aus diesem kleinen Anfang heraus seitdem erweitert hat; die uns überall begegnenden weißgrauen Wagen mit den bekannten Firmen der Großbrauer und Aktienbrauereien geben Zeugniß davon. Der Gesammtbierversand deutscher Bahnen, der bayerischen voran, betrug im Jahre 1887 nicht weniger als 816 558 Tonnen, d. h. etwa 1360 vollbelastete Eisenbahnzüge. Der Löwenantheil kommt hiervon auf den inneren deutschen Verkehr: 744 455 Tonnen blieben „unter uns“; der Rest entfällt auf den Auslandsverkehr.




Kleiner Briefkasten.

J. g. F. ……, Wien I, Schottengasse. Leider können wir die Unterschrift Ihres Briefes nicht deutlich genug lesen, um Ihnen brieflich zu antworten. So müssen wir Ihnen auf diesem Wege mittheilen, daß Sie uns zu großem Danke verpflichten werden, wenn Sie Ihre Anklagen mit bestimmten unzweifelhaften Beweisen belegen. So lange Sie das aber nicht thun, Ihre Beschuldigungen gegen andere vielmehr in so allgemeinen Formen halten, wie dies in Ihrem Briefe geschieht, so lange setzen Sie nur sich selbst dem Verdachte aus, ungerechtfertigte Denunziationen auszusprechen, für welche wir kein Ohr haben.

P. Sch. Portage, Wisc. Besten Dank für Ihre freundliche Sendung, die wir aber für die „Gartenlaube“ nicht verwenden können.



Inhalt: [Inhaltsverzeichnis dieses Heftes, hier nicht dargestellt.]



Im Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig beginnt soeben ein hervorragendes neues Hausbuch zu erscheinen, nämlich:
Das Buch von der gesunden und praktischen Wohnung.
Von C. Falkenhorst.
Vollständig in 10 Heften à 50 Pfennig. Alle 14 Tage ein Heft im Umfang von 3–4 Bogen gr. 8°.


Die Frauen für die Gesundheitspflege innerhalb des Hauses zu gewinnen, ist die Aufgabe, welche das Buch von der gesunden und praktischen Wohnung in erster Linie erfüllen soll. Was die Hausfrau als Vorsteherin der Küche, was sie als Mutter und Erzieherin, was sie als Krankenpflegerin und Stütze bejahrter Lieben in gesundheitlicher Beziehung innerhalb des Hauses zu thun hat, das wird in dem Buche genau angegeben.

Der Verfasser ist bestrebt, seine Rathschläge möglichst praktisch zu gestalten und sucht zu zeigen, wie man mit den geringsten Mitteln doch den Anforderungen einer gesundheitsmäßigen Lebensweise im Hause genügen kann.

Das Buch von der gesunden und praktischen Wohnung umfaßt 10 Hefte mit folgendem Inhalt:

1. Unsere unsichtbaren Feinde. – 2. Luft und Licht in der Wohnung. – 3. Küche und Gesundheit. – 4. Die Kinderstube. – 5. Das Bad im Hause. – 6. Das Bett und das Schlafzimmer. – 7. Die Heizung. – 8. Die Wohnung als Erholungsstätte. – 9. Die Hausapotheke. – 10. Das Krankenzimmer.

Durch die Erscheinungsweise in 10 Heften zum Preise von nur 50 Pfennig, von denen alle 14 Tage ein Heft ausgegeben wird, ist auch der Hausfrau mit nur bescheidenem Wirthschaftsgeld Gelegenheit geboten, sich auf bequeme und billige Weise in den Besitz des nützlichen und werthvollen Werkes zu setzen.

Die meisten Buchhandlungen nehmen Bestellungen auf das Buch von der gesunden und praktischen Wohnung entgegen und senden auf Verlangen das erste Heft zur Ansicht. Zur Subskription ladet ein:

Die Verlagsbuchhandlung Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig.




Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_292.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2023)