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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891)

Nr. 35.   1891.
Die Gartenlaube.


Illustriertes Familienblatt.Begründet von Ernst Keil 1853.

In Wochen-Nummern vierteljährlich 1 Mark 60 Pf. In Halbheften: jährlich 28 Halbhefte à 25 Pf. In Heften: jährlich 14 Hefte à 50 Pf.



Nachdruck verboten.     
Alle Rechte vorbehalten.

Baronin Müller.

Roman von Karl v. Heigel.

(Schluß.)

10.

Das Schloß des Prinzen Rüdiger ist ein Renaissancebau, vornehm und gefällig. Die östliche Stirnseite und zwei Flügelgebäude haben im Erdgeschoß Säulengänge; Blumen, Gesträuche und ein mächtiger Springbrunnen zieren den Vorplatz. An den westlichen Langbau grenzt ein Park. Aus dem dorthinaus gelegenen Arbeitszimmer des Prinzen sieht man über einen alten Lindengang weg ins freie Gelände, hinüber zur blauen Ferne des Gebirgs. Der Prinz stand am Fenster, das der Morgenkühle geöffnet war, als sein Adjutant Falkenberg bei ihm eintrat.

„Ein wundervoller Morgen,“ sagte der junge Fürst, indem er einen letzten Blick ins Grüne warf. „Am liebsten würde ich zu Pferde steigen. Leider ist es dafür zu spät. Um acht Uhr erwarte ich Excellenz Imhof zum Vortrag, zum ersten Vortrag, mein Lieber! ‚Die schönen Tage in Aranjuez sind nun zu Ende.’ Ich habe mich bis zwei Uhr früh durch Imhofs Denkschrift durchgearbeitet, und als ich fertig war, da war’s auch mit dem Schlaf vorbei. Um mich zu beruhigen, zu erheitern, griff ich auf gut Glück ein Buch heraus und – rathen Sie, was mir in die Hände fiel?“

Der Adjutant machte ein verlegenes Gesicht. „Hoheit wissen, wenn das Buch kein militärisches war –“

Ein Lächeln überflog das strenge, bräunliche Gesicht des Prinzen. „Da liegt es noch: ‚Goethes Italien’.“

Herr von Falkenberg lächelte auch, aber nur aus Höflichkeit.

„Merken Sie doch für die nächste kleine Tafel Professor Weber vor, er ist ein Goetheforscher. Ich möchte näheres über die schöne Mailänderin erfahren, die in Rom die Neigung des Dichters gewann. Das Wenige, das Goethe selbst darüber sagt, hat mich ergriffen. Ist Ihnen die Stelle bekannt?“

Die eidgenössische Bundesfeier in Schwyz: Die Rede des Bundespräsidenten Welti.
Nach einer Zeichnung von Fritz Bergen.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 581. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_581.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2023)