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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

Durchmesser bei 50 Millimetern Flammenhöhe. Eine solche Normalkerze wirft nun auf ein Blatt Papier, das wir ihr gegenüber halten, eine gewisse Menge Licht, von der alsdann die Helligkeit des Papiers abhängt. Diejenige Helligkeit, die entsteht, wenn wir das Blatt Papier in einem Meter Entfernung senkrecht zu der Normalkerze halten, nennt man eine „Meternormalkerze“ oder abgekürzt eine „Meterkerze“. Auf diese Helligkeit einer Fläche kommt es nun an, wenn wir das Maß des für unsere Arbeiten wie Lesen, Schreiben, Sticken etc. nöthigen Lichtes bestimmen wollen. Versuche, die der berühmte Breslauer Augenarzt Herrmann Cohn ausgeführt hat, haben ergeben, daß erst bei einer Helligkeit von 50 Meterkerzen das Auge ebenso leicht lesen kann wie bei Tageslicht am Fenster. Daraus wurde als das geringste erforderliche Maß der künstlichen Beleuchtung beim Lesen und Schreiben die Papierhelligkeit von 10 Meterkerzen abgeleitet. Diese Helligkeit erzielt man ungefähr, wenn man ein Blatt Papier wagrecht hinlegt und zwar 15 cm unter und 20 cm seitlich von einer Stearinkerze. Es ist das, wie sich jeder überzeugen kann, eine mäßige Beleuchtung. Geringere Grade der Helligkeit sind für das Auge sehr schädlich und leisten namentlich der Kurzsichtigkeit Vorschub.

Welche Helligkeit ergeben nun unsere Petroleumlampen? Von den besten sind es nur sehr wenige, welche die geforderte Lichtmenge noch auf dreiviertel Meter Entfernung auf das Papier werfen, und daraus ergiebt sich die hygieinische Regel, daß man eine Petroleumlampe nicht weiter als einen halben Meter von dem Lesebuch oder Schreibheft entfernt halten sollte. Diese Regel, eine Errungenschaft der letzten Jahre, sollte im Hause stets beachtet werden.* 

Vor einem Wirthshause in Ostgalizien.
Nach einer Zeichnung von T. Rybkowski.

Vor dem Wirthshause (Mit Abbildung.) Gleiche Verhältnisse schaffen überall gleiche Formen. Auch in den Städtchen Ostgaliziens erscheint einmal in der Woche der Bauer aus der Umgegend, um seine Erzeugnisse abzusetzen und seine Bedürfnisse einzukaufen. Da sammeln sich dann vor den Wirthshäusern die ländlichen Fuhrwerke, die charakteristischen Gestalten der polnischen Bauern und Bäuerinnen gehen ab und zu, es ist ein Grüßen und Schwatzen, Feilschen, Streiten und Lachen, wie es eben ein Marktgetriebe mit sich bringt. Der Maler Rybkowski, selbst ein Pole und genauer Kenner seiner Heimath, führt uns einen solchen Sammelplatz im winterlichen Gewande vor. Unter die Wagen mischen sich zahlreiche Schlitten, zum Theil einfachster Bauart, einer der Bauern ist stolz zu Pferde erschienen. An der Mauer des Wirthshauses aber entziffern wir verheißungs-, manchem vielleicht gar verhängnißvolle Worte: „Pivo“ und „Wodki“ (Bier und Schnaps) – hoffen wir, daß des Guten darin nicht zu viel geschehe und daß daneben der gesündere nahrhaftere Gansbraten zu verdienten Ehren gelange!

Freund oder Feind? (Zu dem Bild S. 49.) Nirgends ist das Schicksal des Menschen unsicherer als in der Wüste. Sobald er die schützenden Mauern der angrenzenden Städte verlassen hat, umringen ihn tausend Gefahren, und die schlimmste droht ihm von den Söhnen der Wüste.

Unter den Bewohnern der Sahara gelten die Tuareg für den schönsten Menschenschlag, ja sie sollen die schönsten Männer von ganz Afrika sein. Sie sind in ihrem südlich von Algerien gelegenen Gebiete die Herren der Karawanenstraße und lassen nur zu oft den Reisenden ihre Herrschaft in schlimmster Weise fühlen. Unter den Speeren der Tuareg haben schon viele Forscher ihr Leben ausgehaucht, die Mörder der kühnen Forscherin Alexandrine Tinné waren gleichfalls Tuareg. Das Menschenleben hat bei ihnen wenig Werth und an Fremden wird der Raubmord ohne viel Umstände verübt.

Das wissen die Händler, die auf dem Rücken der Kamele die Wüste durchziehen, und lassen das Vertrauen jenseit des Dünengürtels, der die nördliche Grenze des Tuareggebietes bildet. Sie reiten still dahin auf dem Wege, den Sanddünen, Felsen und Gerippe bezeichnen, und sind froh, wenn sich in der weiten Runde keine Menschengestalt blicken läßt. Eines Tages aber taucht am Horizonte ein Reiterbild auf. Wer ist es? Freund oder Feind? Es muß entschieden werden, bevor man weiter zieht. Die Karawane macht Halt und einer der Führer reitet vor, der fremde Reiter kommt näher, es ist ein Targi (so heißt die Einzahl von Tuareg). Man erkennt ihn wohl an seiner Tobe, dem hemdartigen Ueberwurf, am Speer, am langen Schwert und der langen Flinte, eine phantastische Hutmaske trägt er auf dem Rücken, er hat sie vielleicht unlängst geraubt. Der Führer der Karawane läßt seinen Schleier fallen, giebt sich zu erkennen und nennt seinen Namen. Der Targi thut es nicht; er lüftet nicht den um Kopf und Gesicht sorgfältig gewickelten Litham – er legt diesen Schleier überhaupt so selten wie möglich ab. Leute des Schleiers, „Ahel-el-Litham“, wurden ja die Tuareg schon von den ersten Arabern benannt, die mit ihnen in Berührung kamen.

Freund oder Feind? Der sorgliche Händler wünscht den Frieden und betheuert es beim Allah, indem er die Rechte erhebt, der Targi blickt über ihn hinweg und zählt die Häupter und Flinten der Karawane ... auch er versichert jetzt den Fremden seiner friedlichen Gesinnung. Er wendet sein Meheri (Reitkamel) und trabt zurück nach dem ausgetrockneten Flußbette, in welchem seine Freunde versteckt lauern.

„Zu stark ist die Karawane,“ lautet die Meldung des Kundschafters.

„Fürsorge für Erholungsbedürftige.“ Unter diesem Titel sind zwei Vorträge von Dr. Ad. Hägler in Basel erschienen, in welchen uns ein Ueberblick gegeben wird über die verschiedenen Anstalten für Genesende und Kranke aller Art, über Ferienkolonien, Seehospize, Bergsanatorien etc. Unsere Leser sind mit diesen menschenfreundlichen Bestrebungen durch die lange Reihe von Artikeln vertraut, in welchen die „Gartenlaube“ gleich beim Beginn für jede dieser Neuerungen eingetreten ist; sie werden auch der Ueberzeugung des Verfassers zustimmen, daß ein Rückblick auf

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Leipzig: Ernst Keil, 1892, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_065.jpg&oldid=- (Version vom 1.7.2023)