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verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

Halbheft 9.   1892.
Die Gartenlaube.

Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Jahrgang 1892. Erscheint in Halbheften à 25 Pf. alle 12–14 Tage, in Heften à 50 Pf. alle 3–4 Wochen vom 1. Januar bis 31. Dezember.




Der Klosterjäger.

Ein Hochlandsroman aus dem 14. Jahrhundert von Ludwig Ganghofer.

(1. Fortsetzung.)

5.

Durch lange Gänge, in denen stille Mönche an dem Jäger vorüberwanderten, lautlos seinem Gruß dankend, und über eine steile Wendeltreppe gelangte Haymo in die Wartestube des Vogtes. Die Stube hatte noch ein zweites Treppenhaus und Thor gegen den Marktplatz, damit die Bauern, die Weiber und Hörigen, die Kaufleute und Kriegsknechte, welche dem Vogt ein Anliegen vorzutragen hatten, die klösterliche Schwelle nicht überschreiten mußten. Der einzige Schmuck des großen Raumes war ein mächtiges Kreuz aus Untersberger Marmor und ein rohes, grell bemaltes Schnitzwerk, den heiligen Augustinus darstellend. Auf den Steinbänken, welche sich rings um die Wände zogen, saß ein halb Dutzend Leute, zumeist Salzkäufer aus der Fremde. Durch die geschlossene Thür der Vogtstube klang eine zankende Stimme. Herr Anselmus Schluttemann, der Klostervogt, war heute wieder übler Laune. Das heißt, in solcher Laune war Herr Schluttemann jahraus, jahrein. Das machten aber nicht die Geschäfte des Klosters — Gott bewahre! Herr Schluttemann brachte diese Laune von Hause mit herein in die

Aprilwetter.
Aus dem Werke: „Spiegelbilder aus dem Leben“ von René Reinicke.
F. A. Ackermanns Kunstverlag in München.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Leipzig: Ernst Keil, 1892, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_261.jpg&oldid=- (Version vom 4.3.2024)