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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

die kurzen Tage des Frühlings die Savanne saftigen Wiesen des Nordens gleicht. Auf ihren Weiden zeigen sich jetzt die in den Wäldern verborgen gebliebenen Thiere; der Büffel und die Antilope, das Nashorn und das Zebra beleben die Landschaft, und später dehnt auch der Affe seine Raubzüge in die Graswildniß aus, um Bäume zu plündern. Tausendfältig regt sich das Heer der Insekten, und in Scharen sind die Vögel wieder erschienen. Auch der Leopard, das schlimmste Raubthier Afrikas, folgt der Spur seiner Opfer in die Savanne.

Trotz alledem ist die afrikanische Savanne kein Jägerparadies wie einst die Prairien Nordamerikas; sie ist reich an Arten, aber arm an Individuen.

Ob sie jemals in fruchtbares Ackerland verwandelt werden wird? Die Aussagen der Fachleute lauten in dieser Beziehung nicht ermuthigend. Der Neger macht lieber das Waldland urbar als das Savannenland. Er rodet den Wald aus, bebaut den Boden, bis er ihn ausgesaugt hat, und läßt ihn dann brach liegen, um ein neues Stück Wald zu schlagen. Das verlassene Kulturland wird zur Savanne. Zum Waldwuchs kann es nicht wieder kommen, denn schon die alljährlichen Grasbrände halten den Baumwuchs in Schranken. So drückt die Thätigkeit des Menschen der Landschaft charakteristische Merkmale auf. Oft sind die Waldungen durch scharfe zackige Linien begrenzt, welche die Grenzen der einstigen Aecker bezeichnen.

Elsa-Fall, oberhalb des Edmin-Arnold-Falls.

Steinerne Ruinen, wie sie unsere Berge krönen, besitzt Innerafrika nicht; die leichten Holzbauten fallen rasch dem Untergang anheim, Käfer aller Art, Termiten, Bohrwürmer und anderes Gethier vernichten das Holzwerk in wenigen Jahren nach dem Aufbau der Hütte. Die verlassenen Ansiedlungen verschwinden jedoch keineswegs ganz spurlos in der Wildniß der Savanne. Der Mensch hat in der Nähe seiner Wohnung Schatten- und Obstbäume gepflanzt, und diese grünen weiter, wenn auch der Pflanzer fortgezogen ist. Sie vermehren sich auf dem durch allerlei Abfälle der Hauswirthschaft gedüngten Boden, und wo früher ein Dorf stand, erhebt sich nun ein Hain – Siedelhaine nennt man diese Baumgruppen – die grünenden Ruinen der afrikanischen Savanne.

Die Natur, die große Lehrmeisterin des Menschen, hat übrigens diesem auch hier Fingerzeige gegeben, wie er sich den Boden der Savanne nutzbar machen kann. An Bächen und Flüssen, im nassen Grunde gedeiht die Vegetation, durch künstliche Bewässerung wird also wohl manches Stück des Graslandes für den Ackerbau gewonnen werden können. Emin Pascha hatte zu diesem Zwecke in seinen Gärten eine Lokomobile aufgestellt – es war die erste im Herzen von Afrika. Sie steht längst still, aber an vielen anderen Orten regen sich fleißige Hände, um auf ähnlichem Wege Versuchspflanzungen zu gründen und zu pflegen. Hoffen wir, daß es ihnen gelingen wird, die richtige Lösung des schwierigen Problems zu finden! St. v. J.     


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Rothe Nasen – eine Folge des Brillentragens.

Die Brillen unserer Vorfahren, wie wir sie aus den Abbildungen des 16. und 17. Jahrhunderts und aus einigen Originalen kennen, wie sie besonders im Germanischen Museum zu Nürnberg aufbewahrt sind, zeichneten sich keineswegs durch eine elegante Form aus. Sie waren vielmehr auf so plumpe Weise in Holz und Leder gefaßt und mit Riemen hinter dem Ohr zusammengebunden, daß sie, namentlich bei der malerischen Tracht der früheren Jahrhunderte, aus Schönheitsrücksichten nicht gut außerhalb des Hauses getragen werden konnten[;] auch die Klemmer, die gleich mit den Brillen in die Mode kamen, waren unbequem, da sie schwer federten und leicht fallen mußten. Erst die neuere Zeit hat den Brillen die leichte und bequeme Form verliehen, die nicht wenig dazu beigetragen hat, sie so allgemein in Gebrauch zu bringen.

Ist nun die gegenwärtig übliche Form der Brillen eine vollkommene? Viele Brillenträger dürften die Frage verneinend beantworten, und ihre Klagen richten sich vor allem gegen die Einrichtung des Nasensteges, der häufig einen unerträglichen Druck auf den Nasenrücken ausübt und in die Haut einschneidet. Der gewöhnliche Quersteg der Brillen kann aber noch eine andre unangenehme Wirkung hervorrufen, die bisher von den Aerzten und den Fabrikanten der Brillengestelle nicht genügend berücksichtigt wurde. Wenn man Leute mit Brillen mustert, so findet man, daß eine verhältnißmäßig große Zahl unter ihnen an einer mehr oder minder starken Röthe der Nasenhaut leidet. Das ist gewiß peinlich, denn das große Publikum bringt die rothe Nase stets mit dem übermäßigen Genuß von geistigen Getränken in Verbindung, obgleich unzählige Male darauf hingewiesen wurde, daß die Röthung der Nase auch bei den nüchternsten Menschen auftreten, daß sie durch verschiedene Erkrankungen der Nase verursacht werden kann. Mancher wird deshalb erleichtert aufathmen, wenn er hört, daß die bisher unerklärliche Röthe seiner Nase vom Brillentragen herrührt und weiter, daß sie vermieden werden kann. Einen überzeugenden Nachweis hierfür hat Fritz Lueddeckens durch einen Artikel im „Archiv für Augenheilkunde“ beigebracht. Er führt uns ein anatomisches Bildchen der Nase vor, das an Klarheit nichts zu wünschen übrig läßt.

Unsere Leser kennen gewiß die Art, wie das Blut im Körper kreist. Aus dem Herzen wird es in die Arterien getrieben, die immer feiner und feiner werden, und aus den feinsten Arterien ergießt es sich in die noch feineren Haargefäße, welche wie ein Netzwerk alle Körperorgane durchziehen. Von hier fließt es in die kleinsten Venen, die es den größeren zuführen, durch die es zum Herzen zurückgeleitet wird. Drücken wir nun eine Vene zusammen, so wird durch sie kein Blut zurückströmen können, es wird infolgedessen der betreffende Körpertheil mit Blut überfüllt: eine Hyperämie, eine Blutstauung, tritt ein.

Fig. 1.0 Venensystem der Nase.

Soweit ist die Sache ohne weiteres klar. Nun wollen wir einen Blick auf das untenstehende Bildchen (Fig. 1) werfen, welches die Vertheilung der Venen auf dem Nasenrücken darstellt. Wir sehen, daß die Venen wie ein Flußsystem von der Nasenspitze und den Nasenflügeln nach oben gehen und sich am Nasenrücken bei b in die Quervene c c₁ ergießen; von dieser erst wird das Blut, welches die Nase durchströmt hat, nach den Wangen weitergeführt.

Wenn wir nun die gewöhnliche Brille auf die Nase setzen, so geschieht es sehr oft, daß der Nasensteg gerade auf die Quervene drückt und hier in größerem oder geringerem Grade den Blutabfluß hemmt. Die Folge davon wird eine Blutstauung in der Nase sein, die sich durch eine entsprechende Röthung der Nasenhaut nach außen kenntlich macht. Diese Blutstauung läßt sich in der That, namentlich bei älteren Leuten, beim Tragen der Brille deutlich nachweisen; sie schwindet ganz oder theilweise, wenn die Brille abgenommen wird.

Aber, wird man wohl

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1892). Leipzig: Ernst Keil, 1892, Seite 665. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1892)_665.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2024)