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verschiedene: Die Gartenlaube (1892)

Rudolf von Jhering †. (Mit Bildniß.) Ein glänzender Jurist, ein geistreicher Schriftsteller, ein Mann, originell in seinem ganzen Wesen und Denken, ist in dem Göttinger Professor Rudolf v. Jhering am 17. September der Wissenschaft, dem deutschen Volke entrissen worden. Jhering war einer der Gelehrten, deren Wirken über die Schranken der eigenen Fachwissenschaft hinausblickt auf die Allgemeinheit. Er beschränkte sich nicht darauf, die Ergebnisse seiner Geistesarbeit einer kleinen Zahl von Fachmännern zugänglich zu machen, sondern sah eine seiner Hauptaufgaben darin, mit den Resultaten seiner Forschungen vor das Volk zu treten, Stellung zu nehmen zu den Fragen, welche die Oeffentlichkeit bewegten und zugleich mit dem von ihm beherrschten Gebiet im Zusammenhang standen. Er that dies in geistreichster Form, mit sittlichem Pathos oder überlegenem Witze – kein Wunder, daß sein Name bald in die weitesten Kreise drang. Sein „Kampf ums Recht“, in dem er in glänzender Weise den Satz vertrat, daß die Verfolgung des eigenen Rechts und die Abwehr des Unrechts nicht nur eine Befugniß, sondern geradezu eine sittliche Pflicht des einzelnen bilde und ohne Gefährdung der eigenen Individualität nicht hintangesetzt werden dürfe; ferner seine Broschüre gegen den Trinkgelderunfug – „Das Trinkgeld“ – sein „Scherz und Ernst in der Jurisprudenz“, der mit köstlichem Humor dem Zopfe in der edlen Juristerei der Gegenwart zu Leibe geht; seine Abhandlung über die Uebertragbarkeit der Rückfahrkarten, für die er, freilich ohne Erfolg, im Gegensatz zu den Eisenbahnverwaltungen eintrat: diese Schriften haben ihm seine weitreichende Bedeutung für das große Publikum gegeben, während „Der Geist des römischen Rechts“, sein juristisches Hauptwerk, seinen wissenschaftlichen Ruhm im engeren Sinne begründete.

Professor Rudolf von Jhering.
Nach einer Photographie von Dr. Lange und Hoffmann
in Elberfeld und Göttingen.

Jhering hat an einer Reihe von Universitäten gelehrt. Er begann seine akademische Laufbahn in Berlin, erntete dann, nachdem er inzwischen mehreren anderen Hochschulen angehört hatte, von 1868 an als Rechtslehrer in Wien großen Erfolg, nahm aber 1872 einen Ruf in das stille Göttingen an. „Diese Stadt, so schön sie ist – ich finde sie doch zu lärmend“, äußerte er über Wien; er fand die Zerstreuungen und Aufregungen der Großstadt nicht förderlich für die Arbeit des Gelehrten. Dort in Göttingen ist Jhering nun als ein Vierundsiebzigjähriger – er war am 22. August 1818 zu Aurich in Hannover geboren – aus seinem reichen Wirken geschieden.

Ein Geleitwort für den „Gartenlaube-Kalender“. Es wäre eine anziehende statistische Aufgabe, einmal zusammenzurechnen, wie viele Kalender jedes Jahr erscheinen. Noch ehe ein Jahr recht seinen Höhepunkt überschritten hat, da kommen sie schon, die Quartiermacher des neuen, die großen und die kleinen, die billigen und die theuren, die lustigen und die ernsten, der eine mit strenger Amtsmiene, jener mit fröhlichen Scherzen, ein dritter mit frommem Augenaufschlag. Und mitten drunter wandelt auch unser „Gartenlaube-Kalender“ einher in dem bekannten rothen, schwarz galonnierten und goldbetreßten Röckchen.

Was bringt er? Nun, zunächst alles das, was man von einem rechtschaffenen Kalender verlangen kann, ein ausführliches Kalendarium, Bauernregeln, Messen und Märkte, Sonnen-, Mond- und Planetenstände, fürstliche Geburts- und christliche Buß- und Bettage, Rezepte für Haus und Küche, Garten und Acker, Regentengenealogien, allerhand Statistisches aus Leben und Verkehr, Post- und Telegraphentarife, Falbs kritische Tage etc. Das ist schon recht viel! Nun hat er aber noch einiges aufzuweisen, was nicht überall wiederkehrt und was seine Verwandtschaft mit der „Gartenlaube“ darthut. Voran steht wieder eine jener kleinen Novellen von W. Heimburg, die, unter dem gemeinsamen Titel „Aus meinen vier Pfählen“, nun schon seit einer Reihe von Jahren die Freude der Leser des „Gartenlaube-Kalenders“ bilden. Andere Beiträge erzählender Natur schließen sich an, und auch für zweckmäßige Belehrung über allerlei Fragen der Wissenschaft und des Lebens ist gesorgt. Stimmungsvolle Gedichte und hübsche Bilder reihen sich dazwischen, und mancher Scherz versucht seine Kraft an den Lachmuskeln des Lesers. Den Schluß bildet wie herkömmlich eine Uebersicht über die merkenswerthen Ereignisse vom Schlusse des vorigen Kalenders bis zur Ausgabe des neuen, eine gedrängte Geschichtsdarstellnng, recht nützlich für unsere schnell lebende und schnell vergessende Zeit.

Das ist’s, was der „Gartenlaube-Kalender“ für 1893 bringt und was ihm in dem Kalendergewimmel sein eigenartiges Gepräge verleiht. Möge auch er wie seine Vorgänger überall im deutschen Hause willkommen sein, so lautet der Wunsch, den die „Gartenlaube“ dem „Gartenlaube-Kalender“ zum Geleit giebt.



Auflösung des Herbströsselsprungs auf S. 676:

 Herbstgefühl.

Milder Glanz der Sonne,
Blasses Himmelblau,
Von verklungner Wonne
Träumet still die Au.

An der letzten Rose
Löset lebenssatt
Sich das letzte lose
Bleiche Blumenblatt.

Goldenes Entfärben
Schleicht sich durch den Hain,
Auch Vergeh’n und Sterben
Däucht mir süß zu sein.
 Karl Gerok.


Auflösung der Entzifferungsaufgabe auf S. 676:

Schlüssel.

Vom Unglück erst
Zieh’ ab die Schuld,
Was übrig bleibt,
Trag’ in Geduld!
  Th. Storm.


Auflösung der Versetzungsaufgabe auf S. 676:


Auflösung des Buchstabenräthsels auf S. 676:0 Krater – Kater.


Auflösung des Räthseldistichons auf S. 676:0 Buche, Buch.


Auflösung des Bilderräthsels auf S. 676: 0 Austernbank.


Auflösung des Scherzbilderräthsels auf S. 676:0 Ein Spaßmacher.


Auflösung der Kombinationsaufgabe auf S. 676:
Brevier, Madeira, Orestes, Stephan, Libanon, Chester, Sabiner, Romanze, Orontes, Lagunen, Persien. – Die 11 Mittelbuchstaben bilden den Namen Vespasianus (röm. Kaiser von 69–79).


Auflösung der Dominoaufgabe auf S. 676.

Im Talon lagen: B setzte: / D behielt C hatte:

Der Gang der Partie war:

0 I. A 4/6, B 6/6, C –, D 6/5;
0II. A 5/4, B –, C –, D 4/2;
III. A 2/6, B –, C –, D 6/3;
0IV. A 3/4, B –, C –, D 4/1;
0 V. A 1/6, B –, C –, D 6/0;
0VI. A 0/3 (= 93).


Auflösung des Citatenräthsels auf S. 676:

Todt ist, wer nicht mehr glauben kann und hoffen.
 E. v. Wildenbruch, „Die Quitzows“. IIIa, 2.




In dem unterzeichneten Verlag ist erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:

Das Buch von der gesunden und praktischen Wohnung.

Von C. Falkenhorst. Mit Abbildungen. Broschiert 5 Mark, gebunden 6 Mark.

Inhalt: 1. Unsere unsichtbaren Feinde. (Schilderung der Krankheitserreger und Belehrung über die Grundsätze einer wirksamen Desinfektion.) – 2. Luft und Licht in der Wohnung. – 3. Küche und Gesundheit. (Ueber Entstehung von Krankheiten durch Genuß schlechten Trinkwassers und infizierter oder verdorbener Nahrungsmittel. Rathschläge zur Verhütung dieser Uebelstände.) – 4. Die Kinderstube. – 5. Das Bad im Hause. – 6. Das Bett und das Schlafzimmer. – 7. Die Heizung. – 8. Die Wohnung als Erholungsstätte. (Ueber Gesundheitspflege in Sommerfrischen.) – 9. Die Hausapotheke. – 10. Das Krankenzimmer. (Ueber häusliche Krankenpflege mit besonderer Berücksichtigung ansteckender Krankheiten.)

Nicht nur in den „Höhlen“ und Kellerwohnungen verwahrloster Stadtviertel halten Krankheiten ihren Einzug – sie nisten sich auch in guten Wohnungen ein, wenn diese nicht gesundheitsgemäß erhalten werden. Darum wache jeder, namentlich aber die Hausfrau, am eigenen Herde, damit unser Haus auch in gesundheitlicher Beziehung unsere Burg sei. Die beste Auskunft über alle Gebiete der Haushygiene ertheilt das oben genannte Werk. Es ist das erste volksthümliche Buch, in welchem die Verhütung und Bekämpfung der Seuchen im eigenen Hause auf Grund der neuesten Errungenschaften der Wissenschaft ausführlich und klar gelehrt wird.

---+ Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. +---

Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.
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