Seite:Die Gartenlaube (1894) 687.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1894)

dem zu lesen war: „Hier ruht der treue Munter.“ Das soll jener Hund gewesen sein, der Retter seines Herrn.

Das Stammschloß Waldeck.

Auch weiter ins Land hinaus giebt’s noch allerorten Schönes und Merkwürdiges zu sehen, die Schlösser von Rhoden und Wildungen, das Stammschloß der Fürsten von Waldeck auf hohem Berge, den das Silberband der Eder umschlingt, Niederwerbe, die prachtvolle Klosterruine, die Kirchen von Wildungen und Corbach. Auf die Wildunger Mineralquellen brauchen wir nicht erst hinzuweisen; sie sind wohl dasjenige vom Arolsener Land, was man draußen in der weiten Welt am besten kennt, da ja jährlich über 2/3 Millionen Flaschen Wildunger Wasser hinauswandern. – Einst hat man auch Bergbau getrieben im Fürstentum Waldeck auf Eisen und Kupfer, im Ederflüßchen wurde sogar Gold gewaschen; aber heutzutage wird nur noch Eisenerz gefördert und auch dieses in unbedeutenden Mengen. Quellen des Reichtums strömen leider keine in dem kleinen Gebiet der Arolsener Fürsten, aber die höhere Bildung fand allezeit Schützer und Förderer im Waldecker Lande und Fürstenhause von den Zeiten der Reformation und der Gründung des Landesgymnasiums zu Corbach bis auf unsere Tage. Auch hat Arolsen neben seiner ordentlichen Volksschule ein städtisches Realgymnasium und eine höhere Töchterschule – bei einer Bevölkerung von 2600 Seelen! Kein Wunder, daß man im benachbarten Westfalen sagt, in Arolsen sei der Nachtwächter so gebildet wie anderswo der Bürgermeister! Treu, fleißig, ehrlich und gut deutsch sind die Leute in Stadt und Land, diesseit und jenseit der haarscharfen Grenze, die hier, mitten durch das Ländchen laufend, Sachsen und Franken scheidet, die Sachsen an Twiste und Diemel, die Franken an der Eder – beide ein Volk, von gleich echt deutschem Ursprung und durch eine tausendjährige Geschichte zusammengeschmiedet.



Blätter und Blüten.


Der „Kleine Vermittler“ der „Gartenlaube“. Eine neue Einrichtung, welche im Anzeigenteile der „Gartenlaube“ demnächst ins Leben treten wird, kommt dem Interesse unserer Leser auf einem der wichtigsten Lebensgebiete in so weitem Umfang entgegen, daß sie allgemein nur aufs freudigste begrüßt werden kann. Es handelt sich um eine Preisermäßigung für alle jene Ankündigungen, zu welchen das Familienleben unmittelbar Veranlassung bietet, für all die Stellengesuche und Angebote von Stützen der Hausfrau, Bonnen, Gouvernanten, Erziehern und Lehrern, Nachweise von Pensionen und Schulen, von Unterkunfts- und Arbeitsgelegenheit, welche die Sorge um das Wohl der heranwachsenden und herangewachsenen Kinder oder anderer Familienglieder nötig macht, und die von nun ab auch in einer besonderen Abteilung, dem „Kleinen Vermittler“, zum Nachschlagen in Gruppen geordnet, erscheinen werden. Während bisher jede Anzeige in der „Gartenlaube“ für die vierfach gespaltene Nonpareille–Zeile 1 Mark 50 Pfennig gekostet hat, tritt für die Ankündigungen im „Kleinen Vermittler“ eine Ermäßigung in der Weise ein, daß für jedes Wort in kleiner Schrift nur 15 Pfennig, in fetter Schrift 20 Pfennig berechnet werden. Eine Zeile umfaßt durchschnittlich fünf Worte, so daß also der Anzeigenpreis im „Kleinen Vermittler“ ungefähr um die Hälfte niedriger wird. Indem wir so den Charakter eines Familienblattes unmittelbar auch dem Inhalt nach auf unseren Anzeigenteil ausdehnen und den dem Familienbedürfnis dienenden Inseraten die Weltverbreitung der „Gartenlaube“ für einen so billigen Preis gewähren, daß auch dem Unbemittelten die Benutzung ermöglicht ist, bringen wir das damit verbundene Opfer in der sicheren Voraussicht, in dem „Kleinen Vermittler“ der „Gartenlaube“ ein Centralorgan für Angebot und Nachfrage auf diesem Gebiete zu schaffen, das jedem Benutzer die Gewähr bietet, daß seine Anzeige wirklich von allen denen gelesen wird, an die sie gerichtet ist. Auch diese Inserate sind wie alle für die „Gartenlaube“ bestimmten Anzeigen der Annoncenexpedition von Rudolf Mosse in Leipzig und Berlin oder deren Zweiganstalten zu übergeben.

In der Oper. (Zu dem Bilde S. 669.) Vorüber ist die Zeit der Sommerferien und Sommertheater. Die großen Tempel Thaliens in den Residenz- und anderen Städten haben ihre Pforten aufgethan und versammeln ihr Publikum in steigender Vollständigkeit; mit frischer Kraft sind Schauspieler und Sänger, mit frischer Empfänglichkeit Zuschauer und Zuhörer zur Stelle. Auch die beiden Schönen auf unserem Bildchen machen den Eindruck, als ob sie mit vollkommener Hingabe einer sanft rührenden Arie lauschten, die von der Bühne zu ihnen herauftönt in ihre Loge, und es müßte für den Vortragenden eine Lust sein, könnte er sehen, wie innig man ihm hier zuhört. Aber wenn er Zeit und Muße hätte, noch weiter mit prüfendem Auge die Insassen des Theaters zu mustern, so würde er noch eine andere, für ihn weniger erfreuliche Entdeckung machen; er würde bemerken, wie viele Operngläser sich nicht nach ihm, sondern nach jener Loge richten, wie viel Aufmerksamkeit ihm und seinem Singen entwendet wird durch das anziehende Bild holder Frauenschönheit, das dort dem Blicke sich bietet. Ja, nicht bloß die Bühne, auch der Zuschauerraum hat seine „Sterne“.

Die letzten Rebellen. (Zu dem Bilde S. 672 und 673.) Muß es einen „Imam“, ein Staatsoberhaupt geben, und wer ist dazu berufen? Darüber haben die Juristen und Dogmatiker des Islams gar gelehrte Bücher geschrieben. Freilich die, welche die thatsächliche Macht hatten, haben sich an die Theorien der Büchermacher wenig gekehrt. In manchen Fällen haben sie der öffentlichen Meinung, die sich ja doch auch im Orient nicht einfach durch die Behauptung, sie existiere nicht, aus der Welt schaffen läßt, durch eine freche Fälschung ein Zugeständnis gemacht, wie jener kühne Gründer der Fatimidendynastie von dunkler Herkunft, Ubaidallah, der mit einem von gefälligen Leuten wohl bescheinigten Stammbaum als Abkömmling Alis auf die Bühne trat, freilich auch, als sich Zweifel gegen die Echtheit seiner Abstammung erhoben, sein Schwert als den sichersten Beweis seines Herrschaftsanspruches selber bezeichnete. Daß unter solchen Verhältnissen der Tod eines Herrschers fast immer eine Quelle innerer Unruhen bildet, ist kein Wunder, und unsere Zeitungen belehren uns zur Genüge, daß dem Ableben eines orientalischen Fürsten nicht bloß von dessen Unterthanen, sondern auch von den europäischen Kabinetten mit ernsten Besorgnissen entgegengesehen wird. Kaum hat der Fürst, der scheinbar allmächtig geherrscht hat, in Wirklichkeit aber entweder das Werkzeug einer kleinen Schar von Intriganten war oder seine Stellung nur durch Lavieren zwischen verschiedenen Einflüssen mühsam aufrecht erhalten konnte, die Augen geschlossen, so werden die von ihm getroffenen Anordnungen über die Nachfolge von zahlreichen Personen bekämpft, und derjenige unter den Prätendenten, dem es endlich gelingt, obenauf zu kommen, hat noch lange mit zahlreichen Gegnern im Innern zu kämpfen. Nur dem Einfluß der europäischen Mächte ist es zu danken, wenn sich ein Thronwechsel im Orient so friedlich vollzieht wie der jüngste in Marokko.

In dieses Land, das Maghreb el-aksa, dessen Majestäten vor ihren Kollegen den Ehrentitel „Scherifisch“, d. h. „der Familie des Propheten angehörend“, voraushaben, und in Zeiten, wie sie eben geschildert wurden, führt uns Benjamin Constants Gemälde „Die letzten Rebellen“, dessen Original eine Zierde des Luxemburg-Museums in Paris bildet. Hoch zu Roß, und zwar allein zu Roß, beschattet von dem mächtigen Schirm, der hier

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Leipzig: Ernst Keil, 1894, Seite 687. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_687.jpg&oldid=- (Version vom 19.9.2023)