Seite:Die Gartenlaube (1897) 261.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1897)

Nr. 16.   1897.
Die Gartenlaube.
Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.
Jahresabonnement: 7 M. Zu beziehen in Wochennummern vierteljährlich 1 M. 75 Pf., auch in 28 Halbheften zu 25 Pf. oder in 14 Heften zu 50 Pf.

Nachdruck verboten.     
Alle Rechte vorbehalten.

Trotzige Herzen.

Roman von W. Heimburg.

(15. Fortsetzung)


Einer nach dem andern,“ sagten die Leute in Breitenfels; „von der alten Garde oben im Schloß ist nächstens keiner mehr da!“

Nun war auch der alte Medizinalrat an die Reihe gekommen.

In der Adventszeit hatte er die müden Augen geschlossen. „Ein schöner Tod!“ sagten die Leute auch. Der alte Herr war vormittags noch auf dem Schlosse gewesen bei dem kleinen Kerkow, hatte sich nach dem Mittagsessen auf das Sofa gelegt, und als er gar so lange geschlafen, war die Frau Medizinalrat hinübergekommen, um ihn zu wecken. Aber er schlief so fest, der wackere Mann, daß ihn weder der thränenlose Schrei der Frau, noch der Jammer der jungen Magd aufzuwecken vermochte.

Ein Kollege hatte an die Kinder telegraphiert, und Hede Kerkow war heruntergekommen vom Schloß und die Nacht über bei der ganz gebrochenen alten Frau geblieben. Ob sie denn abkommen könne, hatte der Oberförster sie gefragt, der am andern Morgen erschien, um sich zu erkundigen, ob er irgend etwas thun könne für die alte Frau, und um sich zu entschuldigen, daß er nicht gestern bereits gekommen, er habe jedoch erst heute die Trauerkunde erfahren, da er gestern nicht daheim gewesen sei.

„O ja!“ hatte Hede geantwortet, gleichgültig und kurz.

Sie sahen sich seit langer Zeit zum erstenmal wieder, es war in der Eßstube der Frau Rat, die wie ein Steinbild im Lehnstuhl saß und nur von Zeit zu Zeit fragte. „Wie

Von der Hundertjahrfeier in Berlin: die Germania im Bürgerfestzuge.
Nach dem Leben gezeichnet von W. Pape.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1897). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1897, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1897)_261.jpg&oldid=- (Version vom 6.7.2023)