Seite:Die Haare der heiligen Fringilla.djvu/082

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Reichtum zu holen, seine Gondel legte an keinen Palästen an, schönen Edelfräuleins den Hof zu machen, auch gab er keine Feste und war an keinen Festen Gast. Er hatte nichts als eine kleine Werkstatt auf der Giudecca, und ich weiß, daß kein Mädchen ihn besuchte außer mir. Aber, Signor, in seiner kleinen Stube war das Glück. Wenn er mich ansah, oder ein Rosenblatt, oder eine Wolke am Himmel, oder ein Kätzchen in der Sonne, oder am Lido draußen ein zertreten Muschelchen, – von allem sah er alles schön und mit der ganzen Seele, und er nahm’s in sein Herz und gab’s in seine Hand und schrieb es mit seinen Farben hin in aller Süßigkeit der Gestalt, andächtig allem Leben, untertänig voll Stolz seiner Gabe, das Leben noch einmal zu bilden als das Seine, nur Seine, und es zu verschenken: Da, Welt, ein Stück von dir, ein Stück von mir! O mein Francesco, der meinen Mund gemalt hat und seine Küsse, der meinen Leib gemalt hat und unser Glück, der in der Corteggiana die Liebe leibhaftig sah, weil die Liebe in ihm leibhaftig

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Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/082&oldid=- (Version vom 31.7.2018)