Seite:Die Haare der heiligen Fringilla.djvu/092

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brauchte nicht erst ein Netz um die beiden zu knüpfen.

(O Gott, warf ich hier ein, wenn du mythologisch kommst, wird’s glutig. Du bist nicht der erste, der seine eigenen Aventüren in alte Göttergeschichten hineinkommentiert. Das ist ein Trüc aus der Renaissance.)

Ob es glutig wird, entgegnete Emil, solltest du einstweilen der Muse des epischen Gesanges überlassen. Aber es ist richtig, daß ich, als ich jene Haare zum ersten Male sah, zu meinem lieben Herzen also sprach:

Siehe, in Zürich studiert Aphrodite mit goldenem Haare,
Sitzt im Kollege und schreibt mit elfenbeinenen Fingern,
Was der Professor herab vom hohen Katheder verkündet.

Aber es wurde mir bald klar, daß man diesem Haare auch nicht mit der antiken Mythologie und in Hexametern nahe käme. Diese Haare waren einfach unaussprechlich. Wenn ich sagen würde: sie waren goldblond, so würde ich mich an ihnen versündigen. Es gibt Dinge, die man beleidigt, wenn man versucht, sie in ein

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Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/092&oldid=- (Version vom 31.7.2018)