Seite:Die Haare der heiligen Fringilla.djvu/093

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Adjektivum zu pressen. Man müßte, wollte man von diesen Haaren einen Begriff geben, ein Epos schreiben.

(Hier ergriff mich ein Beben, ich hob die Arme wie der Adorant von Xanten und rief: Emil, halt ein! In diesem Stile schwärmte man 1885. Laß dich zur Erde nieder, Dichter, und rede mit Menschenzungen.)

Und Emil fühlte menschlich und sprach: So will ich nur noch das eine andeutend bemerken, daß das Rot dieser Haare zwischen dem Tone alter Rötelzeichnungen und dem Rot stand, mit dem Toulouse-Lautrec auf einigen seiner Lithographien die Lippen geschminkter Frauen hervorgehoben hat. Kannst du dir dabei etwas denken?

(Nicht das geringste, bekannte ich, aber ich bin nun unerschütterlich davon überzeugt, daß du in das Mädchen verliebt warst.)

Wenn du, entgegnete darauf Emil, mit allen deinen Überzeugungen so auf dem Holzwege bist, wie mit dieser, so gnade Gott deinen Überzeugungen. Nein: in ein solches Mädchen verliebt sich kein junger Dichter. Ein

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Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/093&oldid=- (Version vom 31.7.2018)