Seite:Die Leute von Seldwyla 3-4.pdf/213

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

gesehen, sagte Einer zum Andern, wie auf allen Seiten glänzende Locken unter ihrem Hute hervorrollten? Ja! erwiderte der, und hast Du gesehen den allerliebsten Zorn, das sanfte Feuer, das noch in ihren lachenden Augen brannte? Wahrlich, wenn ich die hätte, ich machte sie alle Tage bös, nur um sie in ihrem Zorne dann abküssen zu können! Nun, Gott sei Dank, die wird jetzt schon noch an einen Kenner gerathen!

Auf dem Wege rief Jemand: Da geht Einer, der wirft Aprikosen aus dem Fenster und ißt Holzäpfel! – Wohl bekomm’s ihm! antwortete es von der anderen Seite. Ein Schuster rief: Der gibt dem Quark eine Ohrfeig’ und meint, er sei ein Fechtmeister! Und ein Knopfmacher: Laßt ihn, er ist halt ein Grübler, es gibt aber verschiedene Grübler, es gibt auch Mistgrübler. Der Kupferschmied endlich, der mit dem Werg in einer verzinnten Pfanne herumfuhr, setzte hinzu: Er hat’s wie der Teufel; ich muß mich verändern! sagte der, nahm eine Kohle unter den Schwanz und setzte sich auf ein Pulverfaß.

Diese Reden kränkten und betrübten den Viggi über die Maßen; er trat recht muthlos in seine Stube und verfiel in große Traurigkeit. Allein bald zerstreuten sich diese Wolken vor der Sonne, die ihm aufgieng. Kätter Ambach trat herein in flottem Taffetkleide,

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/213&oldid=- (Version vom 31.7.2018)