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Der Schildbarren. Dieser Barren zeigt auf der Vs. den Ovalschild von Aussen, auf der Rs. von Innen. Der Schild wurde bisher als ein speziell gallischer aufgefasst. Dies trifft jedoch nicht zu. Das einzige Mal, wo im Schwerkupfer ein sicher gallischer Schild vorkommt, nämlich auf dem Quincunx von Ariminum, ist derselbe nicht oval, sondern nach oben und unten spitz zulaufend gebildet. Die Ovalform des Schildes ist in der hier in Rede stehenden Epoche die allgemein verbreitete. Ein solcher Schild in Stein gehauen fand sich 1889 bei Vetulonia als Deckel eines Schachtgrabes.[1] Auf dem anonymen Denar Minervakopf )( Roma augurium capiens sitzt die Roma auf einem Haufen solcher Schilde. Auch die sitzende Roma auf der bereits erwähnten Didrachme der epizephirischen Lokrer stützt den rechten Arm auf den Ovalschild. Nicht minder ist die Minerva der Brettischen Hexantien, wie auch der Krieger der zugehörigen Onkien mit dem gleichen Schilde bewehrt. Ebenso trägt der Kjieger auf der Rs. der nach 338 geprägten Münzen der opuntischen Lokrer denselben Schild. Dass u. A. auch Gallier sich seiner bedient haben, beweist die Gruppe des sterbenden Fechters (eines mit der torques geschmückten Galliers) auf dem Capitol. Auch sonst kommt die Form häufig vor. Bei ihrer weiten Verbreitung muss daher angenommen werden, dass diese natürlichste und praktischste aller Schildformen, die den Mann der Länge nach zu decken am besten geeignet ist, schon um die Wende des IV. zum III. Jahrhundert die allgemein verbreitete, insbesondere auch die Schildform des römischen Heeres gewesen ist. Alle Wahrscheinlichkeit spricht also dafür, dass auf diesem römischen Barren kein anderer als derjenige Schild dargestellt ist, der zu jener Zeit der Schild der römischen Legionen war.

Der Schwertbarren. Gleiches wie von dem Schilde ist von dem Schwert zu sagen. Auch das Schwert ist nicht, wie bisher behauptet wurde, das speziell gallische, denn gerade wieder auf dem Triens von Ariminum hat das hier sicher gallische Schwert eine von dem Barrenschwert durchaus abweichende Form; seine Kanten sind gradlinig, der Knauf besteht aus drei in Kreuzform verbundenen Knöpfen. Das Barrenschwert hingegen zeigt geschwungene Kanten, erst ein-, dann wieder ausgebogen, das Ganze von gefälliger Lanzettform. Der Griff in der Mitte verdickt liegt fest und bequem in der Hand. Nach dem Vorgange des Schildes wird nicht zu bezweifeln sein, dass hier gleichfalls die im römischen Heere jener Zeit gebräuchliche Schwertform vorliegt.

Der Versuchung ausweichend diesen Schild und dieses Schwert mit einer der ungezählten Schlachten Roms in Verbindung zu setzen, beziehe ich beide Darstellungen auf keine historische Einzeltatsache, sondern betrachte sowohl Schwert als Schild als das, was sie dem


  1. Milani: Museo Topografico dell’ Etruria, Florenz 1898, S. 24; daselbst auch Abbildung.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)