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Auge sind, d. h. einfach als Waffen, und zwar als römische Waffen, wie sie um das Jahr 300 v. Chr. im Gebrauche waren. Hiernach sind diese beiden Barren keine auf besondere Ereignisse gegossenen Gedenkbarren; sie sind nur auf Grund der Idee, dass diese Didrachmen-, Schwergeld- und Barren-Emission unter dem Zeichen des Kriegsgottes steht, Embleme, die unter dem Schutze des Eröffners der ganzen Reihe, des Mars, stehen und ihm als ihrem Beschirmer geheiligt sind.

Es bleibt schliesslich die Wahl jeden der beiden Waffenbarren der einen oder der anderen der beiden Schwergeldreihen zuzuteilen. Wenn hier der Schildbarren der Reihe des Romakopfes zugewiesen wurde, so geschah dies deshalb, weil nachweislich noch bis in späte republikanische Zeit gerade dieser Ovalschild eine besonders charakteristische Beigabe für die Gestalt der Roma bildet.

2. Zur Apollodidrachme (IV). Bereits eine der drei Didrachmen phokaischen Fusses trägt den Kopf des Apollo, eines in Campanien besonders beliebten Göttertypus. Da aber zu phokaischer Zeit in Capua noch kein Schwergeld gegossen wurde, so können Schwergeldreihe und Barren mit den Typen dieses Gottes selbstverständlich nur an die Apollodidrachme römischen Fusses angereiht werden.

Noch vor wenigen Jahren wäre diese Anreihung unmöglich gewesen, denn sowohl die leichte Apolloserie, wie auch der Barren Ähre )( Dreifuss, sind erst in neuerer Zeit bekannt geworden. Beide sind ausnehmend selten. Ich kenne bis jetzt von der erwähnten Serie nur 7 Asse (3 davon Haeberlin), 2 Semisse (Chigi, Haeberlin), 1 Quadrans und 1 Sextans (beide Haeberlin). Triens und Unze fehlen noch; das Vorhandene aber genügt zur Sicherung sowohl der Totalität der Reihe, wie auch bei der vollständigen Typenübereinstimmung mit der schweren Apolloserie zur Feststellung der Tatsache, dass die seltene leichte Reihe die Vorläuferin der massenhaft vorhandenen schweren Serie war. Von dem Barren gibt es noch kein ganzes Exemplar, sondern nur zwei Fragmente. Das Kircher’sche Fragment (Garrucci Tav. XV, No. 2) genügte allein nicht, um aus seinen Typenresten über die Darstellung der Vorderseite Klarheit zu gewinnen; auf der Rückseite waren zwei Oesen eines Dreifusses sicher erkennbar. Es war daher ein glücklicher Zufall, dass in dem merkwürdigen bei Mazin in Croatien 1896 gemachten Funde, sich die dem Kircher’schen Fragment entgegengesetzte untere Hälfte des Barren vorfand. Bahrfeldt[1] in seinem Bericht über diesen zuerst von Dr. Brunsmid in Agram publicirten Fund hat die Zusammengehörigkeit beider Fragmente zu demselben Barrentypus erkannt und auf diese Weise als Münzbilder des Barren die grosse Ähre und den Dreifuss konstatirt.


  1. Bahrfeldt: Der Münzfund von Mazin, Berlin 1901; daselbst auch Abbildung des Maziner Fragments.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)