Seite:Die Systematik des ältesten Römischen Münzwesen.djvu/43

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früher zu der Meinung veranlasst, es sei bereits mit der Reduktion das attische Pfund auch in der Hauptstadt eingeführt worden und ich habe dies in meinem Eingangs erwähnten Vortrage zu Rom ausgesprochen. Diese Annahme war irrig. Rom hat auch noch während der Reduktion das oskische Pfund von 273 gr. beibehalten. Der Semilibral-As als dessen Hälfte wiegt 1361/2 gr., die Unterabteilungen des Asses aber sind Zehntel, womit die Unze auf 13,64 gr., der Biunx auf 27,28 gr. auskommt u. s. f. Näheres hierüber im Hauptwerk.

So war denn mit der Reduktion der volle und endgiltige Ausgleich der beiden Währungen durchgeführt; alle Nominale waren wertgleich, wenn auch insofern nicht völlig wesensgleich als die Dezimalunzen, weil Teile einer Bronzeeinheit als Kupfergeld, die Wertlibellen weil Teile einer Silbereinheit vom Währungsstandpunkte aus als Silbergeld, ausgedrückt in Kupfer, zu gelten hatten. Für den praktischen Gebrauch blieb aber dieser Unterschied nebensächlich. Die Dezimalunzen konnten als Wertlibellen gehen und umgekehrt; ihr ausgezeichnet schöner Stil im schärfsten Kontraste stehend zu den hässlichen Gussmünzen der Reduktion, nötigt zu der Annahme, dass sie in der capuanischen Münzstätte hergestellt wurden; sie scheinen auch überwiegend im Süden verblieben und im hauptstädtischen Verkehr wenig beliebt gewesen zu sein, da sie fast ohne Ausnahme die glatte Patina des Südens aufweisen; die rauhe römische Patina kommt bei ihnen kaum vor.

Es hängt dies mit den Nachteilen zusammen, die dem wenig befriedigenden System der Reduktion von Haus aus anhafteten. Die ganze Massregel war eine Halbheit; sie litt an dem inneren Widerspruch, dass man zwar die Bronze in jeder Beziehung dem Silber unterordnete und nach Silber rechnete, dennoch aber sich nicht entschliessen konnte schon jetzt zur Silbermünzung auch in der Hauptstadt überzugehen. Die Folge konnte nicht ausbleiben, dass das praktische Übergewicht des Silbers auf die ohne Not noch immer aufrecht gehaltene Kupferwährung geradezu zerstörend wirken musste. Denn es lag in der Natur der Sache, dass, wenn der As nun doch einmal aufgehört hatte eine auf sich selbst gestellte Grösse zu sein und zum Vertreter einer Silbergrösse geworden war, es auch keinen ersichtlichen Zweck mehr hatte ihn fortgesetzt im ursprünglich semilibralen Vollgewicht auszubringen. Die Tendenz ging ohnehin auf Erleichterung der Münze. Es konnte also der As auch als Creditmünze ausgebracht werden, wenn[WS 1] nur der Staat seine fortdauernde Wertgleichheit mit der Silbergrösse des Scriptulum garantirte. Und so geschah es. Der As wurde leichter und leichter ausgebracht bis nahezu Sextantarfuss, galt aber nach wie vor als Semilibral-As. Dies ist evident aus der Tatsache, dass demnächst mit der Einführung der Denarwährung nicht der massenhaft geprägte Denar, sondern der seltene Sesterz die

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Errata: „S. 41 Zeile 6 von unten statt wnn lies wenn.“
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Justus Haeberlin: Zum Corpus numorum aeris gravis. Verlag der „Berliner Münzblätter“, Berlin 1905, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Systematik_des_%C3%A4ltesten_R%C3%B6mischen_M%C3%BCnzwesen.djvu/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)