Seite:Don Kichote de la Mantzscha 169.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sein Fräwlein Dulcinéa von Toboso, keine Trewlosigkeit begehen / vnnd an jhr brüchig werden wolte / ob sich auch schon die Königin Ginebra selbs mit jhrer Fraw Quintagnona jhme vor Augen stelleten.

Als er nun gleich vff diese vngereimbte Thorheiten seine Gedancken festiglich gewendet hatte / kam die Zeit herbey / vnd nahete die Stunde (welche vor jhn gantz vnglückselig war) zu welcher die Asturische Magd ankommen solte / welche auch also fort im Hembd vnd barfuß / mit den Haren in eine Barchene Nachthaube gewickelt / mit sachten vnd behutsamen Schritten in das Zimmer eintrat / darinn diese drey herbergten / vmb jhren Eseltreiber zu suchen. Aber nehrlich mochte sie zur Thür hinein kommen / da wurde Don Kichote jhrer gewahr / setzte sich etwas vffrecht in seinem Bette auff / wie sawr vnd schwer es jhm auch wegen seiner Pflaster wurde / vnd wie weh jhm davon seine Lenden thaten / vnd streckt die Arme auß / sein schönes Jungfräwlein von Asturias zu empfahen / welche gantz enge sich in einander zoch / stock still schwiege / mit den Händen vor sich weggriff / vnd jhren Allerliebsten suchte. Gleich aber in dem traff sie vff des Don Kichote Arme / welcher sie forn bey jhrem Arm fest ergriff / zohe sie nach sich / vnd setzte sie vff sein Bette nider / also daß sie nicht mucksen oder eine einig Wort reden durffte. Er befühlte jhr alsobald das Hembd / welchs / obs zwar von der grobhärichtesten Sackleinwand war / bedünckte es jhn doch auß dem allerkleinsten Flohr[1] vnd weichesten Zündel gemacht zu seyn. An den Händen trug sie Armbänder vom Glase / aber jhm gaben sie in seinen Augen ein hellen Widerschein der allerköstlichsten Perlen auß Morgenland. Die Haar / welche


  1. WS: Flor – ein dünnes Gewebe mit merklich weit voneinander abstehenden Fäden (Definition aus Brockhaus, 1837)
Empfohlene Zitierweise:
Miguel de Cervantes: Erster Theil Der abenthewrlichen Geschichte des scharpffsinnigen Lehns- vnd Rittersassen / Juncker Harnisches auß Fleckenland / Auß dem Spanischen ins Hochteutsche vbersetzt Durch Pahsch Basteln von der Sohle. Frankfurt 1648, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Don_Kichote_de_la_Mantzscha_169.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)