Seite:Erinnerung an die Enthüllung des Gabelsberger-Denkmals 12.jpg

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die ideale Vollendung des Kunstwerks. „Ende gut, Alles gut“ – wenn je, so hat das Wort hier seine Geltung gefunden und wir sind überzeugt, daß auch die anwesenden Vertreter andrer Systeme, die mit dem unsrigen in scharfem Wettbewerb stehen, von dem endlich vollendeten Denkmal einen ebenso tiefgehenden Eindruck empfangen haben, wie von der auf dem Stenographentag zu Tage getretenen Versöhnlichkeit, Einsicht und taktischen Klugheit, welche einen schweren Stein des Anstoßes mit spielender Leichtigkeit aus dem Wege schob und alle mißgünstigen Spekulationen auf innere oder gar äußere Spaltungen der Gabelsbergerschen Schule zu Wasser machte. Es ist ein müßiges Unternehmen, zu untersuchen, ob die Vollendung des Denkmals oder die Einigung zwischen Bund und Institut das Schwerere gewesen – eine achtunggebietende Leistung war das eine wie das andere, und man wird in Schimpf und Glimpf mit einer Schule zu rechnen haben, der die innere Lebenskraft ein so wuchtiges und geschlossenes Auftreten ermöglicht.

Solche und ähnliche Gedanken mögen sich wohl Jedem aufgedrängt haben, während die Schaar der kleinen, weißgekleideten Mädchen um das frei gewordene und im Sonnenlicht glänzende Denkmal zog und den Sockel desselben mit Blumen bestreute, die starre, ernste Pracht der Lorbeerkränze, unter denen dieser Sockel später förmlich verschwinden sollte, zu freundlicher Heiterkeit mildernd. Mit gut geschulten Stimmen sang nun die Bürger-Sänger-Zunft einen Festchor von Oscar v. Redwitz, der vor Allen dazu berufen war, dem Tage die dichterischen Weihen zu geben, da er ja nicht bloß der Dichter der einst vielbewunderten und nun dem Wechsel der literarischen Mode zum Opfer gefallenen „Amaranth“, sondern auch ein tüchtiger Stenograph ist. Der Überall und Nirgends der Festtage, der vielgeplagte Schriftführer des Denkmal-Comitees, Herr Rittinger, verlas nun, Alles umher um Haupteslänge überragend, mit seiner Stentorstimme die Schenkungs-Urkunde und das Denkmal selbst wurde der Stadt in aller Form übergeben. Der erste Bürgermeister, Herr Dr. v. Widemayer, entledigte sich der Aufgabe, für das von ihm vertretene Gemeinwesen diese Schenkung dankend anzunehmen, in ebenso formvollendeter, als gedankentiefer Weise, und wenn es auch sein Mißliches hat, subjective Eindrücke zum Range eines Urteils zu erheben, so nehmen wir doch keinen Anstand, es auszusprechen, daß diese Rede von gar Vielen für die beste, weil auch dem Stenographen neue und tiefe Perspectiven eröffnende, gehalten wurde, die sie während dieser an oratorischen Leistungen wahrlich nicht armen Tage zu hören bekamen. Er sprach eben von der Bedeutung und dem Werthe der Stenographie in großem Stile, mit dem Nachdruck einer tiefen Überzeugung, mit dem edlen Schwung, den ein weiter Gesichtskreis verleiht, und seine Ausführungen verstanden die Zuhörer zu packen und wurden wiederholt von dem Bravo der Begeisterung oder von jenem gedämpften, unwillkürlichen Murmeln der Zustimmung unterbrochen, das unter Umständen für den Redner noch werthvoller und schmeichelhafter ist, als der stürmischste Beifall, den ja gegebenen Falls auch ein geübter Klopfflechter zu erschwindeln weiß. Wir schmücken unsern Bericht auch mit dieser Rede, theils ihres Werthes an sich Willen, theils deshalb, weil diese drei Reden einander in wunderbarer Weise ergänzen, in einer Weise, die nicht