Seite:Erinnerung an die Enthüllung des Gabelsberger-Denkmals 17.jpg

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Einer Erklärung unserer Bilder müssen wir die ausdrückliche Verwahrung vorausschicken, daß sie keinesfalls als Kunstblätter betrachtet bez. beurtheilt sein wollen. Es wäre auch unbillig, einen so hohen Maßstab an sie anzulegen, denn sie beruhen, durch Lichtdruck vervielfältigt, auf Momentaufnahmen eines Kunstgenossen, welche durch eine außerordentliche grelle Beleuchtung, durch zahllose aufgespannte Sonnenschirme u.s.w. in hohem Grade beeinträchtigt wurden. Dazu kommt der, bildlicher Wiedergabe so ungünstige, Character unserer männlichen Herrentracht, das stumpfe Schwarz der Kleidung und der Glanz der sorgsam gebürsteten Cylinder, Beides vereint bekanntlich das bête-noire unserer Photographen. Die Ansicht von München, vom Thurm der Frauenkirche aus gesehen, soll nur eine Zugabe sein, rechtfertigt sich aber wohl von selbst. Sie zeigt in der Mitte den Marienplatz mit dem neuen und dem alten Rathhaus, dessen Prunksaal das Sitzungslokal des Stenographentags war.

Die Denkmals-Enthüllung gliedert sich naturgemäß in drei Hauptakte. Das erste unserer Bilder bringt die Enthüllung selbst. Die Hülle ist soeben gefallen. Vor der Front der Vertreter haben weißgekleidete Mädchen, Blumenkörbchen in der Hand, Posto gefaßt. Die tiefe und allgemeine Bewegung, welche durch die Versammlung ging, das Hüteschwenken u.s.w. ließen es zu einer so klaren Wiedergabe des Acts nicht kommen, wie sie wohl wünschenswerth wäre.

Das zweite Bild vergegenwärtigt die Überreichung der Schenkungs-Urkunde durch Ober-Stabsarzt Dr. Fruth an den Oberbürgermeister von München. Hier sind viele Figuren sehr gut kenntlich, zunächst die der beiden genannten, sich verbeugenden Herren. Neben dem Herrn Oberbürgermeister steht C. Noske-Wien, hinter demselben Oberlieutenant Westermayer, links dessen Sohn, rechts Dr. Reuß-München, hinter Dr. Furth, Alles überragend, Rittinger-München, daneben Noë-Graz, der Übertrager unseres Systems aufs Italienische. Leicht herauszufinden sind ferner Herr Geh. Regierungsrath Häpe-Dresden, Lautenhammer-München, Ober-Regierungsrath Krieg-Dresden und Schiff-Wien. Die Stufen des Denkmals sind mit Blumen bestreut; die kleine Mädchen-Schaar vollendet eben ihren letzten Rundgang um das im Sonnenlicht glitzernde Monument.

Das dritte Bild hat den Schluß der Feier fixirt. Herr Oberlieutenant Westermayer dankt, auf den Säbel gestützt, der bereits zusammen geschmolzenen Versammlung. (Der vorstehende Holzschnitt ist nach einer Vergrößerung des auf dem Momentbilde befindlichen Porträts angefertigt.) Neben ihm steht sein Töchterchen, hinter Rittinger, dem festen Pol in der Erscheinungen Flucht, der Vorsitzende des Augsburger Vereins, Dr. Rueß, den Cylinder in der Hand, rechts wieder der Oberbürgermeister von München und hinter demselben Geh. Rath Haepe. In unmittelbarer Nähe des Denkmals dagegen finden wir den Poeten der „Illustr. Ztg. für G.‘sche Stenogr.“ Rudolf Lavant, die Hand am Schnurrbart, neben ihm den bekannten Autographen Arno Trachbrodt-Dresden, Herbst-Frankfurt a. M., den Stolzeaner Rindermann-Berlin und Gliedt-New-York.