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IV. Amleth. 139


 Dänen erschlagen. Nach dem Siege machte Amleth reiche Beute in Britannien und raffte viel Raub zusammen; dann ging er mit seinen beiden Frauen nach der Heimat zurück.

Inzwischen war nach dem Tode Roriks Vigletus zur Regierung gekommen und hatte die Mutter Amleths mit rücksichtslosen Aufforderungen geplagt und ihr den königlichen Schatz abgenommen, indem er Klage darüber führte, dass ihr Sohn die Herrschaft über Jütland sich angemasst hätte mit Übergehung des Königs in Lethra, der die Befugnis habe, Hoheitsrechte zu geben und zu nehmen. Diesen Vorgang nahm Amleth mit so grosser Ruhe hin, dass er den Viglet mit den schönsten Stücken aus seiner Beute beschenkte und somit die Bosheit mit Wohlthat zu vergelten schien. Jedoch später, als sich ihm eine Gelegenheit zur Rache bot, überzog er ihn mit Krieg, besiegte ihn und wurde aus einem versteckten Feinde ein offener. Fiallerus, den Statthalter von Schonen, trieb er ins Elend; der soll gewichen sein an einen Ort, der Undensakre[1] heisst, den Leuten hier zu Lande unbekannt. Als er dann von Viglet, der sich durch die Kräfte von Schonen und Seeland gestärkt hatte, zu neuem Kampfe durch Ansager herausgefordert wurde, da erkannte er mit seiner wunderbaren Geistesschärfe, dass zwei Möglichkeiten


  1. Saxos Undensakre setzt nach Olrik II159 ein *Undornsakrar voraus (die südöstlichen Gefilde); wie das isl. Ódáinsakr[B 1] (Unsterblichkeitsfeld) bedeute es ein Reich für die Abgeschiedenen; Ódáinsakr und Undensakre seien Doppelformen desselben mythologischen Namens. – In denselben Vorstellungskreis gehören die grünen Gottesauen oder Himmelsauen der Alt- und Angelsachsen, die grünen Heime der Götter in den Hakonarmól 13, die unterirdischen blumichten Wiesen der Märchen und Sagen (s. o. 38; Müllenhoff, Deutsche Alterthumskunde V116); dieses arktische Paradies heisst im Norden auch Glaesisvellir „Glanzgefilde“, wo König Goðmundr herrscht (bei Saxo VIII, 28737 Guthmundus) [Heinzel, Wiener Sitzungsberichte 1885. Bd. 109, 697 ff.; Bugge, Arkiv för nordisk Filologi V26]. Mit Saxos Erzählung ist Ynglinga saga K. 12 zu vergleichen [Ausgabe von Finnur Jónsson], wonach Sveigðir, der Sohn Fjölnirs, auszieht, um Goðheimr (das Land der Götter) zu suchen. D. h. also: Fiallerus starb. Saxos Fiallerus giebt nach Bugge, Studien 299 Anm. ein altdän. *Fjaller wieder, das dem isl. Fjölnir entspricht (= der Vielgestaltige?).

  1. Siehe Berichtigungen des Autors am Ende des Buches.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_149.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)