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Anhang, Wiederholungen. 485


weil sie ihn nicht fein genüg däuchte, als bäuerisch und roh mit der feinen Art der Nachbarn, er gab den dänischen Brauch auf und nahm den deutschen an. Er legte also sächsische Kleidung an und hielt auch seine Leute dazu an, damit sie an ihm nicht unliebsam auffalle; der ganze Hof sollte nicht mehr bäuerisch, sondern modisch gekleidet gehen. Ferner schaffte er die einfache Art des Speisens ab und brachte ausländische Feinheiten auf den Tisch, auch die Dienerschaft musste fein gekleidet und fein gesittet bei Tische aufwarten; denn er machte nicht nur Neuerungen in der Kleidung, sondern führte auch feine Sitte beim Essen und Trinken ein. Ebenso schaffte er den alten Brauch in der Wahl seines Gefolges und seiner Trabanten ab; er nahm dem Adel die Ehren und gab sie Possenreissern, die grossen und erlauchten Männer verwies er von seiner Seite, und an ihre Stelle setzte er einen Haufen nichtsnutziger Stutzer; in der Zurücksetzung der Grossen und in der Erhebung der Kleinen wollte er seine unumschränkte königliche Macht zeigen, und wer hoch gehoben war, sollte das der Gnade der Königs und nicht seiner hohen Geburt verdanken.“ Dabei zeigte er aber auch schmutzigen Geiz. Dass Swen durch seine Gemahlin (Adela), eine Tochter des Markgrafen Konrad von Meissen (Wettin) zu diesen Neuerungen verführt sei, war die Meinung des Volkes; Saxo aber erklärt sie für irrtümlich und erwähnt die Verheiratung erst, nachdem er das Abweichen des Königs vom alten Brauche berichtet hat.

Der Geiz des Königs und die Zurücksetzung des Adels finden ihren Tadel sofort in den Ausdrücken der Darstellung Saxos; ihn brauchte er nicht zu scheuen, weil er sich allein gegen die Person Swens, des besiegten Vorgängers und beinahe Mörders Waldemars I. richtete: ausserdem aber hat er ein viel schärferes Bild gezeichnet in dem Könige Huglek des 6. Buches (185 u. 186), den er nach Irland (von Schweden) versetzt; sein schmutziger Geiz und sein Gefallen an Schauspielern und Possenreissern (nur zwei tapfere Kämpen, Gegath und Svibdaw, sind noch an seinem Hofe) wird dort eingehend geschildert und auch schon Starkather als Vertreter des alten Brauches dazu in Gegensatz gesetzt.

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 485. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_495.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)