Seite:Faust I (Goethe) 040.jpg

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Geist.
Du hast mich mächtig angezogen,
An meiner Sphäre lang’ gesogen,

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Und nun –


Faust.
 Weh! ich ertrag’ dich nicht!

Geist.
Du flehst erathmend mich zu schauen,
Meine Stimme zu hören, mein Antlitz zu sehn,
Mich neigt dein mächtig Seelenflehn,
Da bin ich! – Welch erbärmlich Grauen

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Faßt Uebermenschen dich! Wo ist der Seele Ruf?

Wo ist die Brust? die eine Welt in sich erschuf,
Und trug und hegte; die mit Freudebeben
Erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben.
Wo bist du, Faust? deß Stimme mir erklang,

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Der sich an mich mit allen Kräften drang?

Bist Du es? der, von meinem Hauch umwittert,
In allen Lebenstiefen zittert,
Ein furchtsam weggekrümmter Wurm!

Faust.
Soll ich dir, Flammenbildung, weichen?

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Ich bin’s, bin Faust, bin deines gleichen!
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen: Cotta. 1808, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_I_(Goethe)_040.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)