Seite:Faust I (Goethe) 100.jpg

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Die blut’gen Lorbeern um die Schläfe windet,

1575
Den er, nach rasch durchras’tem Tanze,

In eines Mädchens Armen findet.
O wär’ ich vor des hohen Geistes Kraft
Entzückt, entseelt dahin gesunken!

Mephistopheles.
Und doch hat Jemand einen braunen Saft,

1580
In jener Nacht, nicht ausgetrunken.


Faust.
Das Spioniren, scheint’s, ist deine Lust.

Mephistopheles.
Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewußt.

Faust.
Wenn aus dem schrecklichen Gewühle
Ein süß bekannter Ton mich zog,

1585
Den Rest von kindlichem Gefühle

Mit Anklang froher Zeit betrog;
So fluch’ ich allem was die Seele
Mit Lock- und Gaukelwerk umspannt,
Und sie in diese Trauerhöle

1590
Mit Blend- und Schmeichelkräften bannt!

Verflucht voraus die hohe Meinung,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen: Cotta. 1808, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_I_(Goethe)_100.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)