Seite:Faust I (Goethe) 035.jpg

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      O sähst du, voller Mondenschein,
Zum letztenmal auf meine Pein,
Den ich so manche Mitternacht
An diesem Pult herangewacht:

390
Dann über Büchern und Papier,

Trübsel’ger Freund, erschienst du mir!
Ach! könnt’ ich doch auf Berges-Höh’n,
In deinem lieben Lichte gehn,
Um Bergeshöle mit Geistern schweben,

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Auf Wiesen in deinem Dämmer weben,

Von allem Wissensqualm entladen,
In deinem Thau gesund mich baden!

      Weh! steck’ ich in dem Kerker noch?
Verfluchtes, dumpfes Mauerloch!

400
Wo selbst das liebe Himmelslicht

Trüb’ durch gemahlte Scheiben bricht.
Beschränkt mit diesem Bücherhauf,
Den Würme nagen, Staub bedeckt,
Den, bis an’s hohe Gewölb’ hinauf,

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Ein angeraucht Papier umsteckt;

Mit Gläsern, Büchsen rings umstellt,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen: Cotta. 1808, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_I_(Goethe)_035.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)