Seite:Faust I (Goethe) 055.jpg

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Woher die holde Nachricht tönt;

Und doch, an diesen Klang von Jugend auf gewöhnt,

770
Ruft er auch jetzt zurück mich in das Leben.

Sonst stürzte sich der Himmels-Liebe Kuß
Auf mich herab, in ernster Sabathstille;
Da klang so ahndungsvoll des Glockentones Fülle,
Und ein Gebet war brünstiger Genuß;

775
Ein unbegreiflich holdes Sehnen

Trieb mich durch Wald und Wiesen hinzugehn,
Und unter tausend heißen Thränen,
Fühlt’ ich mir eine Welt entstehn.
Dieß Lied verkündete der Jugend muntre Spiele,

780
Der Frühlingsfeyer freyes Glück;

Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle,
Vom letzten, ernsten Schritt zurück.
O! tönet fort, ihr süßen Himmelslieder!
Die Thräne quillt, die Erde hat mich wieder!

Chor der Jünger.

785
          Hat der Begrabene

          Schon sich nach oben,
          Lebend Erhabene,

          Herrlich erhoben;
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen: Cotta. 1808, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_I_(Goethe)_055.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)