Seite:Faust I (Goethe) 177.jpg

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Und ist doch eben so warm nicht drauß’.

2755
Es wird mir so, ich weiß’ nicht wie –

Ich wollt’, die Mutter käm’ nach Haus.
Mir läuft ein Schauer über’n Leib –
Bin doch ein thöricht furchtsam Weib!

Sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht.

               Es war ein König in Thule

2760
          Gar treu bis an das Grab,

          Dem sterbend seine Buhle
          Einen goldnen Becher gab.

               Es ging ihm nichts darüber,
          Er leert ihn jeden Schmaus;

2765
          Die Augen gingen ihm über,

          So oft er trank daraus.

               Und als er kam zu sterben,
          Zählt’ er seine Städt’ im Reich,
          Gönnt’ alles seinem Erben,

2770
          Den Becher nicht zugleich.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen: Cotta. 1808, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_I_(Goethe)_177.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)