Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/115

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zunächst durch diese Bevorzugung eine Anzahl unzufriedener Docenten und Professoren, deren durch Zurücksetzung bei Berufungen und durch Eifersucht erzeugte Missstimmung weder vortheilhaft für die Wissenschaft sein, noch günstig für den Unterricht wirken kann. Vor allen Dingen aber wird diese Missstimmung bei den übergangenen und zurückgesetzten Docenten anderer Schulen Platz greifen, welche sich zu einer feindlichen Schaar zusammenthun und wo sie können, den Einfluss der Clique zu brechen versuchen werden. Nur die Streber werden rasch Fühlung zu erhalten und dadurch die Gunst der Schulhäupter sich zu gewinnen trachten. Es ist daher kein Zufall, dass noch vor wenigen Jahren junge Philologen, welche Carriere zu machen beabsichtigten, plötzlich in eine von ihnen früher vernachlässigte Berliner Zeitschrift zu schreiben angefangen haben, was auch gewöhnlich den erwünschten Erfolg gehabt hat.

Am beklagenswerthesten allerdings ist die enorme Ungerechtigkeit, welche durch die Thätigkeit der Schulhäupter einzureissen pflegt. Ganz unbedeutende Docenten werden, wenn keine besseren auf Lager sind, oder aus persönlichen Rücksichten, ohne etwas geleistet zu haben, befördert und andern vorgezogen, welche ganz andre Leistungen aufzuweisen haben. Junge Männer werden zu Ordinarien gemacht, deren Unfähigkeit schon nach wenigen Wochen zu Tage tritt und mit unerträglichem Gewicht und

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/115&oldid=- (Version vom 18.8.2016)