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XI.
Einfluss des Studentenlebens.

Der vernünftige, gebildete und gut erzogene Student hat es von jeher als eine grosse Annehmlichkeit betrachtet, wenn er sich durch Empfehlungen seiner Lehrer oder durch seine persönlichen Eigenschaften Eintritt in das Haus eines Professors verschaffen konnte. Die Abende, die er in der Familie eines liebenswürdigen Lehrers zugebracht hat, an denen er einerseits die Anregung des Professors, andrerseits die gesellige Unterhaltung seiner Frau geniessen durfte, sind stets in seinem späteren Leben zu den Glanzpunkten der akademischen Zeit gerechnet worden. In früherer Zeit war in solchen Fällen die materielle Aufnahme Nebensache und kam gar nicht in Betracht. Ein einfaches Abendbrod und ein Glas Bier genügten selbst für den, welcher vielleicht zu Hause ein anspruchsvolleres Dasein zu führen gewohnt war. Eintritt in die Familie bekam aber schwerlich Jemand, der nicht besonders empfohlen war oder sich dieser Ehre nicht vorzugsweise verdient gemacht hatte.

Gewiss findet dieser schöne und anregende Verkehr zwischen Lehrern und Schülern der Hochschule noch in zahlreichen Fällen statt, und gerade die bedeutendsten Gelehrten und liebenswürdigsten Lehrer pflegen ihn vorzugsweise in ihren Häusern aufrecht

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/117&oldid=- (Version vom 17.8.2016)