Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/124

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Schweisstuch behalten haben. Und statt der Mühen, es anzulegen und Zins tragen zu lassen, wird der Richter in eine Oede und Indolenz blicken, und aus dieser Oede starren ihm entgegen – Gesellschaften, Bälle, Maskeraden, Spazierfahrten, Unterhaltungen jeglicher Art. Da könnte der Richter auch zornig werden und den Trägen das Pfund nehmen und jenen geben, die zehn Pfund damit verdient haben.

Um aber diesen Zustand nicht öffentlich bekannt werden zu lassen, hat man jene akademische Versicherungsgesellschaft gegründet, welche sich gewöhnlich um ein Haupt oder eine Sonne schaart, und von welcher man nur durch Vermittelung seiner persönlichen Eigenschaften Mitglied werden kann. Jedes Mitglied ist fleissig, gelehrt, berühmt, göttlich. Der erste Act, um den Eintritt zu ermöglichen, ist, dass der Aspirant jene Sonne nicht nur für den berühmtesten Mann des Städtchens hält, sondern ihn rückhaltslos den hervorragendsten Männern des Universums zuzählt, und ihn womöglich so anredet: „Geehrtester, Berühmtester, Zierde unserer Hochschule“ und ähnlich. Wenn die Gesellschaft von dieser Anerkennung überzeugt ist, dann erfolgt der zweite Act, dass er auch alle Mitglieder derselben für sehr bedeutende und gelehrte Männer zu halten verpflichtet ist. Endlich muss er denn auch von der innerlichen Ueberzeugung ganz durchdrungen sein, dass er selbst zu den bedeutendsten Männern des Erdballs gehöre. Wenn er diese drei Proben glücklich

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/124&oldid=- (Version vom 17.8.2016)