Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/156

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

über Politik nachzudenken und je nach ihrem persönlichen Standpunkt einer Partei anzugehören, ist ja selbstverständlich. Ob aber im grossen und ganzen eine active und öffentliche Betheiligung ihrerseits als besonders rathsam erscheinen darf, wagen wir zu bezweifeln und wollen den Versuch machen, die Gründe dieses Zweifelns auseinanderzusetzen.

Zuerst aber darf die Frage wohl eine Erörterung finden, durch welche Gründe jene in früheren Zeiten so viel seltener beobachtete Erscheinung der activen Betheiligung an der Politik seitens der Universitätsprofessoren heute ermöglicht worden sei. Diese Frage kann kurz so beantwortet werden, dass die Professoren heute mehr Zeit haben als früher. Und wenn man hierfür wieder nach dem Grunde frägt, so wird man mit Bedauern das sinkende Gelehrtenthum an unsern Hochschulen anführen müssen, welches mehr und mehr sich von der Studirstube und von der Wissenschaft entfernt, um in der Aussenwelt seine Befriedigung zu suchen. Stellenweise wird man auch die wachsende Gleichgültigkeit notiren dürfen in Betreff des Einhaltens der Vorlesungen, indem man ohne weiteres Stunden ausfallen lässt, um im Lande herumzukutschiren und Wahlreden zu halten. Aber von manchen Fakultäten werden überhaupt nur noch Lehrer berufen, die Gesellschaften geben und einen Contretanz commandiren können.

In der That sind es mit sehr wenigen – sehr

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/156&oldid=- (Version vom 18.8.2016)