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Thätigkeit erhielten. Mit einem Wort, ein solches Seminar war die Pflanzstätte, von welcher nicht nur die besten Fachlehrer ausgingen, und zwar Philologen, Historiker, Mathematiker, welche mit Vorliebe von den Directoren begehrt wurden, sondern auch diejenigen mit Nothwendigkeit hervorgehen mussten, die sich später einer rein wissenschaftlichen oder akademischen Carriere widmen wollten.

Da nun ein solches Seminar schon deshalb, weil der Eintritt erst nach einigem Warten erfolgte (das unter Umständen drei Semester andauern konnte) und auch gewöhnlich die vom Professor aufgegebene Arbeit nicht schon von einem Fuchs im ersten Semester angefertigt werden konnte, nur die reiferen Studenten enthielt, die etwa dem fünften bis zum achten Semester angehörten, so hat sich in den letzten Jahren, besonders dort, wo ein bestimmtes Fach überfüllt war, das Bedürfniss nach einem zweiten Seminar desselben Fachs geltend gemacht, zu welchem die jüngeren Studenten Zutritt erhalten sollten. Ein solches Seminar, das theils leichtere Uebungen – in der Philologie zum Theil stilistische –, theils leichtere Schriftsteller oder Aufgaben erhielt, und gewöhnlich der Leitung eines Extraordinarius oder Docenten anvertraut wurde, erhielt dann den Namen „Probeseminar“. Solche sind z. B. von Göttingen, Leipzig, Strassburg und Prag bekannt geworden.

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/202&oldid=- (Version vom 18.8.2016)